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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte
Autoren: Paolo Bacigalupi
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gehen. Wir haben uns schon viel zu lange hier aufgehalten. «
    Mahlia blickte nicht hoch. Sie hielt Mouse fest umklammert. » Er ist tot. «
    Der Halbmensch schwieg einen Moment. » Auch ich habe mein Rudel verloren. Behalte ihn in Erinnerung. Erzähle seine Geschichte. «
    Â» Viel gibt es da nicht zu erzählen. «
    Â» Aber das Wenige ist alles, was wir haben. «
    Der Sergeant namens Ocho kam zu ihnen gehumpelt. Mahlia spürte seinen Blick. » Steh auf, Mädchen. Sonst wirst du sterben. «
    Â» Was kümmert dich das? « , fragte sie. » Du hast doch versucht, mich umzubringen. «
    Der Soldat seufzte verärgert. » Und jetzt versuche ich, dir deinen verfluchten Arsch zu retten. «
    Das Gebäude wurde erneut von einer Explosion erschüttert. Weitere folgten. Die Decke ächzte und knarrte, als die Geschosse kurz hintereinander einschlugen. Ocho und Tool blickten nach oben.
    Â» Verdammt « , sagte Ocho. » Das klingt langsam richtig ernst. «
    Â» Die Gottesarmee bereitet einen Angriff vor « , sagte Tool.
    Ocho lachte und sah sich mit grimmiger Miene in der Kommandozentrale um. » Die Mühe können sie sich sparen. Wie es aussieht, hast du sämtliche Mitglieder des Kommandostabs erledigt. Die könnten jederzeit das Gebäude stürmen, und wir hätten ihnen nichts entgegenzusetzen. «
    Tool knurrte zustimmend. » Die VPF ist führerlos. Die befehlshabenden Offiziere habe ich alle getötet. «
    Ein weiteres Geschoss schlug in das Gebäude ein. Mauerwerk bröckelte von der Decke ab.
    Â» Ich muss nach meinen Jungs sehen « , sagte Ocho plötzlich. » Sie brauchen jemand, der ihnen sagt, was sie tun sollen. Sonst sind sie tot. «
    Â» Ja « , grollte Tool. Zu Mahlias Überraschung hielt der Halbmensch Ocho seine riesige Hand hin. » Danke « , sagte er.
    Ocho musterte den Halbmenschen mit erschrockener Miene. Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er zurückweichen. Dann aber ergriff er Tools Pranke und schüttelte sie. Seine eigene Hand verschwand förmlich in der des Halbmenschen.
    Der Sergeant blickte auf Mouse hinab und sah dann wieder Mahlia an. » Tut mir leid, dass ich ihn nicht retten konnte « , sagte er. » Ich habe es versucht. Wenn ich gewusst hätte, was der Oberst und Leutnant Sayle vorhatten… « Er verstummte und holte tief Luft. » Jedenfalls, es tut mir leid. « Er drehte sich um und hinkte auf die Tür zu.
    Mahlia sah ihm hinterher. Er war nur ein Junge. Sie waren alle nur Kinder, die Waffen trugen und sich gegenseitig umbrachten, während ein Haufen Erwachsener ihnen Befehle gaben, nur weil sie älter waren und sich für klüger hielten. Typen wie Leutnant Sayle, Oberst Stern oder General Sachs.
    Ocho war lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Ein Junge, der von Männern benutzt wurde, die sich einen Dreck um ihn scherten, solange er ihre Befehle befolgte. Genau wie Mouse.
    Â» Hee! « , rief sie ihm hinterher. » Soldat! «
    Ocho drehte sich um. » Ja? «
    Eine Idee nahm in ihrem Kopf Gestalt an. Es war ein Wagnis. Ein ziemlich großes. Eigentlich hatte sie sich die Sache anders vorgestellt. Aber so könnte es auch funktionieren. Sie könnte das durchziehen. Sie musste nur daran glauben und diesen Jungen auf ihre Seite bringen.
    Â» Willst du hier raus? « , fragte sie. » Für immer von hier verschwinden? «
    Sie hielt den Atem an und betete, dass sie für ihn mehr war als nur eine beliebige Zivilistin. Dass er in ihr nicht bloß die Verstoßene oder Verräterin sah, so wie sie in ihm nicht nur den Soldaten sah. Sie beide waren doch nur in etwas hineingeraten, das zu groß für sie war. Es gab keine Fronten und keine Gegner.
    Sie musste ihn bloß noch davon überzeugen.
    Â» Hier raus? « Der Sergeant lächelte. » Keiner von uns kann das schaffen. Wir können nirgendwohin, und niemand wird uns hier rausbringen. Überall gibt es Blockaden. Und die GA macht Jagd auf die Dreierraute. « Er berührte seine Wange. » Wir kommen hier nicht raus. «
    Â» Die Recyclingfirmen mit ihren Schiffen fahren ständig rein und raus « , sagte Mahlia.
    Â» Aber denen haben wir nichts zu bieten. «
    Â» Und wenn doch? « , fragte sie. » Wenn ich nun etwas Wertvolles hätte, woran die Firmen interessiert wären? Kannst du Kontakt zu den Blutkäufern aufnehmen? Kannst du uns und
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