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Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds

Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds

Titel: Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
Autoren: Edward M. Larry;Lerner Niven
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Finagle! Nathan musste sich eingestehen, dass er vergessen hatte, ab wann Autodocs flächendeckend in Gebrauch gekommen waren. Das war lange vor seiner Zeit gewesen, und er war einhundertunddreißig Jahre alt. Er wusste nicht, wie man mit Schmerzen umging. Niemand in seiner Generation wusste das noch. In seinem Kopf drehte sich alles, und seine Atmung raste ...
    »Schön langsam!« Die Ärztin, deren schweißnasses Haar zu einem unordentlichen Knoten hochgesteckt war, fing Nathan auf, als er wankte und zu stürzen drohte. Sie half ihm, sich wieder hinzulegen. Sie spritzte etwas in den Infusionsbeutel. »Das ist ein bisschen was gegen die Schmerzen.«
    »Warten Sie!«, sagte er, einen Augenblick zu spät. Vielleicht war die zu langsame Reaktion kein Versehen. Die erste Welle des schmerzstillenden Mittels brachte Erleichterung. Es fühlte sich in vertrauter Weise herrlich an. »Wie viel von dem Zeug hab ich schon ...«
    Er dämmerte weg, ehe er die Frage beenden konnte.
    Überall im von Menschen besiedelten Weltraum verachtete man Wunderlands Aristokraten. Eine Blockade zu durchbrechen, um medizinische Versorgungsgüter zu den Freiheitskämpfern zu bringen, war ein nobles Unterfangen. Die Blockade zu durchbrechen, um medizinische Versorgungsgüter zu verkaufen? Nun, das nahm dem Blockadebrecher etwas von seinem edlen Glanz. Aber es diente immer noch der gerechten Sache.
    Oder etwa nicht?
    Die Dinge waren, aus der Nähe betrachtet, lange nicht mehr nur schwarz oder weiß. Wunderlands Bürgerkrieg war wie alle Bürgerkriege eine hässliche Sache. Er entzweite Familien. Es gab kein Pardon für die jeweilige Gegenseite, und niemand erwartete Pardon. Es gab keine Zivilisten in einem Bürgerkrieg wie diesem, keine Unschuldigen, keine neutralen Parteien. Im Zweifel zu jemandes Gunsten zu entscheiden war ein seltenes Handelsgut ...
    Ein nicht vorhandenes Handelsgut, wenn man erst einmal seine eigene DNA in einem abgestürzten Blockadebrecher verspritzt hatte.
    Durch den Schleier aus Schmerzmitteln hindurch versuchte Nathan, sich einen Reim auf die Dinge zu machen.
    Eigentlich hatte er sich nicht in die Welt aufgemacht, um Schmuggler zu werden. Nun, er hatte auch nicht Meisterkoch, Mechaniker, Pilot oder irgendetwas von dem werden wollen, was er sonst noch unter beruflicher Erfahrung in seinem Lebenslauf verbuchen konnte. Keine Karriere, kein Hobby, keine Ehe konnte ein Jahrhundert überdauern. Er hatte ehrliche, wenn auch käufliche Absichten gehabt, als er eine Beteiligung an der Schiffsladung Medikamente erworben hatte. Besatzungsmitglied der Clementine zu werden war einfach nur eine vernünftige Entscheidung gewesen. Nathan hatte damit seine Kapitalanlage sichern wollen, nichts als seine Interessen gewahrt.
    Damit hatte er sich nur etwas vorgemacht, klar.
    Eine Flucht vor der langweiligen Routine, in die sich ein weiterer Beruf samt dazugehörender Laufbahn verwandelt hatte? Sicher doch. Eine Möglichkeit darüber hinwegzukommen, dass Paula Cherenkov ihn hatte fallen lassen? Richtig, auch das hatte das Blockadebrechen versprochen.
    Während Nathan in den Nebel des Vergessens eintauchte, stellte er sich der bitteren Wahrheit. Er war – immer noch – auf der Flucht vor Dämonen, die aus einer weitaus länger zurückliegenden Vergangenheit stammten.

2
    Die Spur war schon seit geraumer Zeit kalt.
    Kalte Spur: eine Raubtier-Metapher. Eine Menschen-Metapher. Nessus war weder das eine noch das andere.
    »Nessus‹ war ein Name, der aus Gründen der Praktikabilität und Bequemlichkeit gewählt worden war: ein Name, den Menschen aussprechen konnten. Nessus’ tatsächlicher Name klang, hatte man genügend Stimmband-Paare, um ihn richtig auszusprechen, in etwa wie ein Arbeitsunfall, in Walzertakt gesetzt. So hatte zumindest einmal ein Mensch den Klang beschrieben. Vor langer, langer Zeit ...
    Die Menschen hatten Nessus’ Spezies den Namen »Puppenspieler« gegeben, ein Jahrhundert bevor diese sich aus dem von Menschen besiedelten Weltraum zurückgezogen hatte. Sehr viel häufiger, als Menschen es bemerkt hatten, waren einige wenige Puppenspieler zurückgekehrt. Die Galaxis nämlich war ein gefährlicher Ort, und Menschen eigneten sich hervorragend als Kanonenfutter.
    Kanonenfutter: wieder eine Menschen-Metapher. Nessus hatte einen großen Teil seines Lebens unter Menschen verbracht, und das, obwohl selbst ein einziger unter Fremdweltlern verbrachter Tag ein schlechtes Licht auf ihn warf. Kein vernunftbegabtes, geistig gesundes
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