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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Autoren: Michael Rothballer
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aber was hätte ich schon unternehmen können. Und immerhin sind sie nun unbewaffnet.«
    »Arton hat das veranlasst?«, wunderte sich Rai. »Ich dachte, er ruht noch.«
    »Er hat heute bereits kurz nach Sonnenaufgang die gesamte Festung inspiziert«, entgegnete Erbukas. »Ich weiß aber nicht, wohin er jetzt gegangen ist. Anscheinend benötigt er keine Nahrung.« Verständnislos schüttelte der Bergmeister den Kopf.
    »Nun gut, das löst zumindest für den Augenblick das Problem mit den Zarg«, stellte Kawrin nüchtern fest, »aber was ist mit den anderen Gefangenen? Was machen wir mit den Menschen in der Stadt? Sollen wir sie alle auf der Insel festhalten?«
    »Ich würde vorschlagen, ja«, antwortete Erbukas, »zumindest so lange, bis wir von hier verschwinden.«
    Auf diese Bemerkung hin herrschte einige Augenblicke nachdenkliches Schweigen, bis schließlich Barat vollkommen unerwartet mit der flachen Hand auf die Tischplatte schlug, sodass alle zusammenfuhren. »Nein!«, sagte er mit großem Nachdruck. »Das werden wir nicht tun. Dies war eine Sklaveninsel, ein Ort der Niedertracht und Unterdrückung. Aber nun haben wir das Sagen. Es liegt jetzt bei uns, Andobras zu verändern. Wir müssen besser sein als dieser korrupte Haufen strafversetzter Gardisten. Freiheit war unser Ziel, und das haben wir auch erreicht. Aber ich sage, diese Freiheit muss für jeden gelten, der seinen Fuß auf diese Insel setzt. Die ehemaligen Sklaven dürfen nicht einfach den Spieß umdrehen und nun die einstigen Herren zu Sklaven machen. Es soll nie wieder Sklaven geben auf Andobras!«
    Erbukas, den Barats leidenschaftliche Argumentation in Erstaunen versetzte, versuchte die Wogen zu glätten: »Ich spreche ja nicht von Sklaven, sondern von unseren Gefangenen, die wir wohl oder übel in Gewahrsam halten müssen, da sie sonst eine Gefahr für uns darstellen. Und außerdem ist es ja nur so lange, bis wir die Insel verlassen.«
    »Du verstehst nicht, Erbukas«, gab Barat aufgebracht zurück. »Vielleicht liegt es ja daran, dass du nie mittellos auf den Straßen einer Stadt leben musstest. Du begreifst einfach nicht, was sich uns hier für eine einmalige Gelegenheit bietet.«
    Verständnislosigkeit stand dem Bergmeister so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass sich Rai zu einer Erklärung genötigt fühlte. »Ich glaube, Barat will damit sagen, dass wir alle die Insel gar nicht verlassen möchten.«
    Nun war es endgültig um Erbukas’ Fassung geschehen. »Ihr wollt dieses götterverlassene Eiland inmitten von Wind, Regen und der endlosen See zu eurem neuen Zuhause machen? Seid ihr denn vollkommen verrückt geworden? Niemand bleibt hier längere Zeit, es sei denn, man hat keine andere Wahl, wie die Gardisten oder eben die Sklaven.«
    »Du bist der Verrückte«, antwortete Barat barsch, »wenn du nicht erkennst, was wir aus dieser Insel machen können! Ich hatte noch nie die Chance, einen Ort nach meinen Vorstellungen zu gestalten, aber hier wird mir diese Möglichkeit sozusagen vor die Füße gelegt. Ich werde jene gnädige Gottheit, die sich mir als so großzügig erweist, nicht schmähen, indem ich ihr Geschenk einfach ausschlage. Wir können hier ganz neu anfangen, ohne dass irgendwelche Hochgeborenen uns sagen, was wir zu tun haben! Hier bestimmen wir, was geschieht. Und als Erstes werden wir jeden Menschen auf dieser Insel vor die Wahl stellen, entweder als freier Mann zu bleiben oder auf einem der Schiffe Andobras zu verlassen.«
    »Aber sie werden in Tuet berichten, was vorgefallen ist!« Erbukas klang beinahe verzweifelt. »Der König wird sich seine reichste Erzmine nicht einfach abnehmen lassen.«
    »Früher oder später werden wir uns sowieso mit König Jorigs Flotte auseinandersetzen müssen«, erwiderte Barat ungerührt. »Spätestens wenn keine Waffenlieferungen mehr in Tilet eintreffen, ist mit den königlichen Truppen zu rechnen. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob wir die Gefangenen nun gehen lassen oder nicht.«
    Der Bergmeister blickte Hilfe suchend zu Kawrin und Rai. »Was ist mit euch?«, fragte er hoffnungsvoll. »Wollt ihr denn nicht wieder nach Hause?«
    Rai lachte nur, während Kawrin für sie beide antwortete: »Werter Erbukas, es gibt nichts, was wir so nennen könnten. Allenfalls die Städte, aus denen wir stammen, sind so etwas wie unsere Heimat, aber für uns alle gibt es gute Gründe, nicht dorthin zurückzukehren. Rai und, wie ich vermute, auch Barat dürften in Tilet einige Schwierigkeiten mit der königlichen
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