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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Autoren: Michael Rothballer
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um des Kämpfens willen. Vielleicht aber auch aus einem anderen Grund, wer weiß. Mir scheint er irgendwie rastlos zu sein, unzufrieden, ständig auf der Suche nach etwas.«
    »Dann wird er auch sicherlich nicht lange auf Andobras bleiben«, stellte Kawrin trotzig fest, »und wir können Barats Idee von der ›Freien Insel‹ ungestört in die Tat umsetzen.«

    Arton stand allein auf dem Burghof. Über ihm zogen graue Wolken, die das Licht des neuen Tages weitgehend verschluckten. Die gesamte Festungsanlage lag noch immer in dämmrigem Zwielicht, was den Komplex als öde Ansammlung von dunklen Steinwürfeln erscheinen ließ. Selbst der Cittempel wirkte kalt und abweisend, wie ein schwarzer Felsklotz, dem die Baumeister durch helle Säulen und eine goldene Kuppel Erhabenheit hatten verleihen wollen. Der junge Erenor empfand eine merkwürdige Mischung aus Zorn und Schwermut. Natürlich hatte er von Kawrin um jeden Preis erfahren müssen, welche Informationen dieser vor ihm verbarg. Der junge Seewaither hatte kein Recht, solch wichtige Dinge vor ihm geheim zu halten. Immerhin wusste er nun, dass das Geld für den Überfall auf seine Schule vom König persönlich gekommen war. Eine erstaunliche Tatsache, wenn sie auch keinen rechten Sinn ergeben wollte. Warum sollte der König ihn aus dem Weg schaffen wollen und warum jetzt?
    Aber im Augenblick kreisten seine Gedanken vornehmlich um die jüngsten Ereignisse auf der Burg. Er hatte die Minenarbeiter zum Sieg geführt, einen bereits verloren geglaubten Kampf zu ihren Gunsten entschieden. Dabei hatte er freilich ungewöhnliche Wege beschatten, welche ihm, so wie es aussah, die dunkle Klinge in seiner Hand erst eröffnet hatte. Bereits seit frühster Jugend verfügte er über die Fähigkeit, die Gedanken anderer in begrenztem Umfang zu manipulieren, meist indem er ihnen Angst oder Mutlosigkeit einflößte. Aber diese kleinen Spielereien mit dem Geist seiner Mitmenschen muteten geradezu lächerlich an im Vergleich zu dem, was ihm bei den kleinen Tempelkriegern gelungen war. Insgesamt schien seine Wahrnehmung für Gedanken und Empfindungen der Personen in seiner Umgebung geschärft, jedoch nur mit den eigenartigen Gnomenwesen konnte er ein vollkommenes Maß an geistiger Verschmelzung erreichen, sodass es schien, als wären sie Gliedmaßen seines Körpers, die sich nach seinem Willen lenken ließen. Doch er hatte auch fühlen können, wie unglücklich die Kreaturen in der Gefangenschaft des Tempels waren. Zudem hatten sie offensichtlich kaum Nahrung von den Priestern erhalten. Überdeutlich hatte er ihren drängenden Wunsch verspürt, sich in die Wälder zurückzuziehen, um sich dort satt essen zu können. Ohne ein Wort zu sprechen, hatten sie ihm in einer Folge von Gedankenbildern übermittelt, wie sehr sie sich nach ihrer Freiheit und dem Grün der Wälder sehnten, und baten ihn um ihre Freilassung. Diese ebenso offen wie nüchtern vorgebrachte Bitte der wurzelfarbenen Gnome hatte Arton seltsam berührt, vielleicht weil ihre Bedürfnisse so unmittelbar in seinen Geist drangen, vielleicht aber auch, weil die Wesen so eindeutig frei von Hinterlist und Eigennutz dachten. Dies zu spüren, war für den gepeinigten Kämpfer eine Wohltat, denn von welchem Menschen konnte er dies schon behaupten. Da die kleinen Wesen ohne die Beeinflussung der Citpriester keine Bedrohung mehr darstellten, hatte er sich schließlich entschlossen, ihnen den Rückzug in die Wälder der Insel zu gewähren. Er hatte sie noch gedanklich darum gebeten, ihre Kutten und Waffen abzulegen und sich nicht zu tief im Unterholz zu verbergen, damit er sie bei Bedarf rasch wieder aufspüren konnte. Ohne Zögern hatten sie sich ihrer gesamten Ausrüstung entledigt und waren dann von einem Augenblick zum nächsten aus der Festung verschwunden.
    Jetzt fühlte sich Arton allein. Er sah sich einfach nicht als Teil dieser neuen Gemeinschaft, die aus den ehemaligen Minenarbeitern erwachsen war. Seine Fähigkeiten, sein Denken, seine Ziele unterschieden sich einfach zu grundlegend von den anderen, als dass er irgendwelches Verständnis von ihnen erwarten konnte. Selbst Rai, den er tatsächlich zu schätzen gelernt hatte und dem er sogar in mancherlei Hinsicht sein Leben verdankte, schien nicht zu begreifen, welch düstere Abgründe Arton in seinem Inneren verbarg. Der Tileter Junge wäre vermutlich schockiert darüber, wie weit der junge Erenor zu gehen bereit war, um seine Ziele zu erreichen. Für einen Straßendieb hatte
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