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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Autoren: Michael Rothballer
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Rai ein erstaunliches Maß an Naivität und Idealismus bewahrt. Dies war natürlich ein wesentlicher Grund, warum Arton so viel Sympathie für ihn hegte, aber gleichwohl auch die Ursache dafür, dass der Dieb den Schwertmeister niemals wirklich verstehen würde.
    Aber eine Person gab es, die zumindest über ähnliche Fähigkeiten wie er selbst zu verfügen schien. Vielleicht konnte ihm dieser Mann einige Fragen beantworten, die ihn beschäftigten, seit er das schwarze Schwert an sich genommen hatte. Entschlossenen Schrittes ging er zu einem Seitentor des Tempels hinüber, durch das er einen langen Korridor im hinteren Teil des Gebäudes erreichte. Hier gab es zahlreiche Türen, hinter denen sich mehr oder weniger gleich aussehende Schreibstuben befanden. Durch eine dieser Pforten gelangte man jedoch über eine steile Treppe abwärts zu den Lagerräumen und Verliesen des Gotteshauses. Arton stieg vorsichtig die glitschigen Stufen hinab, die in einer großen, ovalen Kammer endeten. Das Gewölbe war in den Fels geschlagen worden, die Luft roch feucht und abgestanden. Drei Gänge führten von diesem Raum tiefer in den Fels hinein, wobei nur einer durch das Licht einiger Fackeln spärlich erhellt wurde. Dort befanden sich die Verliese. Der junge Erenor passierte eine Reihe von identisch aussehenden Zellentüren, wobei er jeweils durch ein kleines, ausgeschnittenes Quadrat in den massiven Holztüren erkennen konnte, wer dahinter eingeschlossen war. Zumeist handelte es sich bei den Insassen um Gardisten, doch schließlich fand er das gesuchte Verlies. Darin hockten drei an ihren schwarzen Roben als Gottesdiener erkennbare Männer auf dem mit Stroh bedeckten Boden. Ihr Oberhaupt, der Priester mit der ausgefallenen Haartracht in Form einer goldenen Sonne, lag auf dem Stroh und schien zu schlafen.
    Arton schob den Riegel zurück und trat ein. Die drei Citdiener fuhren gleichzeitig vom Boden auf, ihre Augen in banger Erwartung auf den narbengesichtigen Fremden gerichtet. Der Liegende rührte sich hingegen nicht.
    »Ich will mit diesem dort sprechen, weckt ihn auf«, befahl Arton herrisch.
    Zunächst warfen sich die Priester nur verstohlene Blicke zu, dann wagte es einer vorzutreten, um zu sprechen: »Der Erleuchtete muss ruhen, er fühlt sich nicht wohl.«
    »Das ist mir gleich«, erwiderte Arton ungehalten, »weckt ihn jetzt auf, oder ich werde es tun.«
    Die drei Priester stellten sich schützend vor ihr Oberhaupt, während der Sprecher beschwörend die Hände hob: »Wir möchten Euch eindringlich bitten, den Hohepriester dieser heiligen Hallen nicht zu stören. Mit seiner Gesundheit steht es nicht zum Besten.«
    »Schon gut«, war plötzlich eine leise Stimme hinter den drei Männern zu vernehmen. »Ich werde mit ihm sprechen.«
    Widerspruchslos wichen die in Schwarz gekleideten Gottesdiener zur Seite und gaben den Blick frei auf den am Boden liegenden Hohepriester, der seinen Oberkörper nun mühsam mit den Ellbogen hochstemmte. Das Gesicht war weiß wie Kalk, und seine Augen sahen aus, als hätte er eine Woche keinen Schlaf mehr gefunden. Zudem schien er bis aufs Äußerste entkräftet zu sein, da er es nicht einmal fertig brachte, sich allein in eine sitzende Position zu begeben.
    »Helft mir auf«, zischte er seinen Glaubensbrüdern zu.
    »Aber …«, widersprach einer.
    »Tut es!« Sein Tonfall forderte bedingungslosen Gehorsam.
    Schwer auf die Arme der Priester gestützt, stand er schließlich mit zitternden Beinen vor Arton. »Ich bin der Erleuchtete Nataol«, sagte er, um eine feste Stimme bemüht. »Hohepriester dieses Tempels und ein demütiger Diener des großen Himmelsauges. Wer sucht meinen Rat?«
    Der junge Erenor bewunderte den Gottesmann dafür, dass dieser es sich trotz seiner schlechten körperlichen Verfassung nicht nehmen ließ, ein gewisses Maß an Würde zu bewahren. Eine solche Selbstbeherrschung verdiente Respekt.
    »Mein Name ist Arton, Erleuchteter Nataol«, stellte er sich daher der Etikette gemäß vor. »Ich komme zu Euch, weil ich Antwort auf einige Fragen bezüglich der kleinen Wesen suche, die Euren Tempel verteidigt haben.«
    Der Hohepriester wirkte angenehm überrascht ob der unerwartet höflichen Worte, denn anscheinend hatte er angenommen, eher einen ungehobelten Strauchdieb vor sich zu haben. Er kniff die großen, bläulich grauen Augen zusammen und musterte sein Gegenüber genauer. »Ihr habt gegen die Themuraia, die ersten Kinder der Göttlichen gekämpft«, antwortete er bedächtig.
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