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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung
Autoren: Juliane Maibach
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genug. Leben Sie sich erst mal in Ruhe ein und machen Sie sich keine Sorgen.“
    Ich wollte gerade weitere Fragen stellen, als meine Mutter kam, ihm die Hand reichte und ihn begrüßte. „Danke, dass Sie meine Tochter abholen kommen.“
    „Kein Problem, das mache ich doch gerne. Wir freuen uns sehr, sie an unserer Schule willkommen heißen zu dürfen.“
    „Dann ist es jetzt wohl soweit“, seufzte sie und schloss mich in die Arme. „Ich wünsche dir alles Gute. Ich bin sicher, dass du zurechtkommen wirst.“
    „Natürlich wird sie das, dafür sorgen wir schon“, sagte Herr Laurent.
    Ich umarmte sie ein letztes Mal und sah danach fragend zu dem Mann.
    Dieser vollführte einige seltsame Zeichen mit den Fingern, was mich erneut dazu veranlasste mich ziemlich veralbert zu fühlen. Als ich dann jedoch sah, wie bunte Farben aus dem Nichts zusammenliefen und sich zu einem großen, waberndem Oval verbanden, traute ich meinen Augen nicht.
    „Wir können dann“, erwiderte er lächelnd. Er warf sich meine Tasche über die Schulter, schnappte sich mit der Linken den Koffer und drückte zuletzt mich selbst an sich. Zum Glück war ich viel zu verdattert, um mehr mitzubekommen. Warm und kalt, Hitze und Eis, das war alles, was ich beim Betreten des Portal spürte. Danach wusste ich nicht mehr wo oben und unten war. Gerade als ich dachte mich übergeben zu müssen, spürte ich Boden unter den Füßen.
    Ich öffnete verblüfft die Augen; denn war ich vor einer Sekunde noch Zuhause gestanden, befand ich mich nun vor der neuen Schule, in einer anderen Welt. Wobei diese sich überraschenderweise auf den ersten Blick nicht wirklich von der meinigen unterschied. Ich stand auf einer großen Wiese und sah direkt auf das riesige Schulgebäude. Es wirkte ein wenig altertümlich, mit seinen hohen Giebeln und den vielen geschwungenen Fenstern. Allerdings verliehen ihm genau diese Dinge ein erhabenes Aussehen. Man ahnte gleich, dass es etwas Besonderes war, an dieser Schule leben zu dürfen. Allein die großzügige Parkanlage, die gleich links neben dem Gebäude lag, war eine Augenweide. Kieswege führten an Pavillons, Bänken, wunderschönen Beeten und einem kleinen Waldstück vorbei. Westlich davon erstreckte sich ein hohes Gebirge, das wie ein schlafender Riese vor uns lag. Dichter Nebel lag an dessen Fuß, der sich bis in die Nähe der Schule ausbreitete.
    „Das Gebirge nennt sich Talgar. Früher wurde dort Silber abgebaut, doch das ist lange her. Inzwischen haben sich die unterschiedlichsten Wesen in den Stollen und Höhlen angesiedelt. Darunter können Sie das Nebelland sehen. Sie sollten unbedingt mal einen Spaziergang dorthin unternehmen, es ist eine wirklich seltene und atemberaubende Landschaftsform.“
    Ich nickte vorsichtig, denn ich konnte mir wirklich schöneres vorstellen, als in diesem dichten Nebel umherzuirren und dabei womöglich noch von irgendetwas angesprungen zu werden.
    „Nun, dann wollen wir mal hineingehen“, fuhr Herr Laurent fort. „Sind Sie bereit?“
    Ich zögerte kurz, denn immerhin würde ich nun die ersten Schritte in mein neues Leben tun. Ich fragte mich, was mich hier erwarten würde? Ob man wohl sofort erkannte, dass ich keine reine Hexe war? Ich blickte kurz an mir herab. Ich sah vollkommen durchschnittlich aus, zumindestens für einen Menschen. Ich war nicht richtig schlank, sondern hatte wohl das, was man als normale Figur bezeichnen würde. Mein Haar war braun, lang, wahnsinnig glatt; was mich regelmäßig zur Weißglut trieb und hing unscheinbar an meinem Kopf herab. Auch an meinem Gesicht war nichts Besonderes. Ganz normale braune Augen, eine gewöhnliche Nase, weder volle, noch dünne Lippen.
    Ich atmete tief durch, dann folgte ich ihm.
     
    In der Eingangshalle angekommen, verschlug es mir erst einmal die Sprache. Einerseits war ich von der Schönheit des Raumes vollkommen hingerissen, andererseits wimmelte es hier geradeso von Schülern und Lehrern. Unglaublich wie viele Leute umher eilten. Mein Blick streifte über mein neues Zuhause und die Mitschüler. Erleichtert stellte ich fest, dass ich wohl nicht sehr auffallen würde. Die meisten waren vollkommen normal angezogen und von Menschen nicht zu unterscheiden. Einige fielen zwar auf, doch nicht durch Fangzähne oder Krallen, wie ich zwischendurch befürchtet hatte. Ein paar hatten ausgefallene Haarfarben, wie grün, lila oder pink. Andere trugen auffällige Kleidung, wie zum Beispiel Pelzmäntel, Kutten, oder altertümliche lange
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