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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung
Autoren: Juliane Maibach
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nach.
    „Ich denke einfach, dass er möglicherweise Recht hat. Du bist alt genug, um selbst zu entscheiden und es ist ja nun mal ein Teil von dir.“
    Allmählich bekam ich das Gefühl sie habe den Verstand verloren. Sie sprach in Rätseln und ging in keinster Weise auf meine Fragen ein. Was war denn nur los?
    „Es gibt Dinge, die du nicht ahnen kannst“, begann sie langsam. „Neben unserer Welt gibt es noch eine andere.“
    Gut, jetzt machte ich mir wirklich Sorgen. Sie musste einen Nervenzusammenbruch oder ähnliches erlitten haben. Auf jeden Fall war sie momentan nicht zurechnungsfähig. Konnte so etwas einfach aus dem Nichts heraus geschehen? Immerhin war sie heute Morgen doch noch vollkommen normal gewesen…
    „Jetzt schau nicht so“, unterbrach sie meine Gedanken. Dabei lächelte sie sogar ein wenig, auch wenn es gequält wirkte. „Ich bin nicht verrückt, aber ich kann verstehen, dass du das denkst. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass diese andere Welt existiert. Sie heißt Necare und dein Vater stammt aus ihr. Er ist ein Hexer.“
    Mir stand der Mund offen. Ich wusste weder was ich sagen, noch was ich denken sollte. Nur eines war ganz klar: Meine Mutter hatte es wirklich übel erwischt.
    „Das bedeutet, dass du zur Hälfte eine Hexe bist“, sie seufzte, als sie meinen sorgenvollen Blick auf sich sah, denn dieser sprach Bände. Dennoch fuhr sie fort: „Dein Vater war heute Morgen hier. Ich war ganz schön überrascht, ihn nach all den Jahren wiederzusehen“, erneut dieses leidvolle Lächeln. „Er hat sich lange mit mir unterhalten. Wie gesagt, auch ich denke nun, dass die Entscheidung bei dir liegt.“
    „Welche Entscheidung?“, endlich hatte ich die Sprache wiedergefunden.
    „Ob du in Necare leben möchtest. Du kannst selbstverständlich jederzeit zurückkommen, das ist nicht das Problem. Es wird aber bestimmt eine Umstellung sein, denn diese Welt ist vollkommen anders, als die unsrige.“
    Noch immer wusste ich nicht recht, was ich davon halten sollte, da schob sie mir einen Umschlag zu.
    „Überleg es dir.“
    Ohne zu zögern öffnete ich den Brief. Eine Aufnahmebestätigung einer Schule.
    „Roldenburg“ stand in großen Buchstaben darauf. „Elite,- und Internatsschule der hohen Magie.
    Magie?! Das konnte doch nicht wahr sein! Aber natürlich sprach das Wort Hexe ja auch für sich. Klar, zu einer Hexe gehörten Zauberkräfte, aber es war doch unmöglich, dass es so etwas gab! Zudem würde das bedeuten, dass auch ich magische Kräfte besitzen musste. Dem war aber nicht so, denn das hätte ich jawohl bemerkt. 
     
    Tagelang hing ich meinen Gedanken nach; glaubte ständig selbst den Verstand verloren zu haben, wenn ich wirklich annahm, so etwas wie Hexen würde tatsächlich existieren. Letztendlich war ich jedoch zu dem Entschluss gekommen, dass ich diese Welt sehen musste. Immerhin war der Zeitpunkt perfekt. Das Schuljahr in Necare begann ein wenig später, als bei uns, so dass ich rechtzeitig mit den anderen anfangen konnte. Noch immer wagte ich zu bezweifeln, dass auch in mir übernatürliche Kräfte schlummern sollten, aber ich hatte nichts zu verlieren.
     
    So befand ich mich am verabredeten Tag im Flur und kam mir dabei ziemlich bescheuert vor. Vollbepackt stand ich da und wartete auf ein „übernatürliches“ Wesen, das mich abholen kommen sollte. Man konnte sich ja vorstellen, dass ich da lange würde warten können.
    Plötzlich klingelte es jedoch an der Haustüre. Ich rechnete eher mit dem Postboten, doch da stand ein Mann mittleren Alters, mit schwarzem Haar und gutmütigen Augen vor mir.
    „Guten Tag“, begrüßte er mich und reichte mir seine große Hand.
    „Sie müssen Frau Franken sein, richtig?“
    Ich nickte nur fassungslos. Das sollte ein Hexer sein?! Er sah so normal aus in der dunklen Hose, dem weißen Hemd, der roten Krawatte und den... Turnschuhen… Ja, es waren Turnschuhe. Fehlte nur, dass er gleich sein Handy zückte, um ein Taxi zu rufen.
    „Mein Name ist Laurent. Ich bin Lehrer am Roldenburg Internat und hergekommen, um Sie abzuholen. Wie ich sehe sind Sie auch schon zum Aufbruch bereit.“
    Ich nickte stumm.
    „Sie werden sich bestimmt schnell eingewöhnen, auch wenn Sie sich eine etwas turbulente Zeit ausgesucht haben.“
    Ich runzelte fragend die Brauen. „Wie meinen Sie das?“
    „Oh, ich dachte Sie wüssten…“ Er lachte und unterbrach sich damit. „Vergessen Sie einfach, dass ich etwas gesagt habe, Sie erfahren es ohnehin früh
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