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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung
Autoren: Juliane Maibach
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Prolog
    Die Nacht war pechschwarz und der Mond von dunklen Wolken verhangen. Hin und wieder fiel spärliches Licht auf das stattliche Gebäude vor ihm. Alle Bewohner darin schliefen längst, so dass sie von der nahenden Gefahr nichts ahnten.
    Ein Dämon mit aschfahler Haut schlich sich an das Haus heran. Seine gekrümmten Glieder machten ihn schnell und wendig; momentan musste er sehr vorsichtig sein, weshalb er sich eher langsam bewegte.
    Die schwarzen Augen suchten unentwegt die Umgebung ab, doch es bestand keinerlei Gefahr.
    Ein Stück vor dem Gebäude hielt er inne. Er streckte seine prankenartigen Hände nach vorne, um die Schutzzauber zu spüren. Natürlich fand er welche, allerdings stellten sie kein Hindernis für ihn dar. Die Schlimmsten konnte er brechen, die anderen, dank seiner Schnelligkeit, umgehen. So war er nur wenige Minuten später an seinem Ziel angekommen. Mit geübtem Blick tastete er das Haus auf Schwächen ab. Er musste eine geeignete Stelle finden. Eine, die von möglichst wenigen Zaubern geschützt war und ihm die beste Gelegenheit bot, um seinen Auftrag zu erfüllen; doch diese hatte er bereits vor langer Zeit ausgekundschaftet. Er schlug seine Krallen in die Hauswand und kletterte hoch. An einem Fenster, kurz unter dem Dach, hielt er inne. Mit seiner rechten Pranke berührte er das Glas und wirkte einen Zauber, bis die Scheibe einen bläulichen Schimmer aufwies. Seine Hand glitt einfach hindurch, als bestünde sie aus Luft. Anschließend folgten der lange, dürre Arm, die knorrige Schulter, der länglich kahle Schädel und die klobigen Füße. Der Dämon befand sich nun auf einem langen Flur, der sich dunkel vor ihm erstreckte. Noch immer schien niemand etwas von seiner Anwesenheit bemerkt zu haben. Also schritt er weiter zu der auserkorenen Stelle. Ganz starr stand er nun, um seine Kräfte zu sammeln. Er lauschte in die Tiefen des Hauses, während dünne, silbrige Fäden aus seinem Körper schossen. Blitzschnell suchten sie sich ihren Weg und waren durch nichts aufzuhalten. Sie glitten durch Wände und Decken, bis sie einen Bewohner gefunden hatten. Mit seinen Augen folgte er jedem, konnte sehen wohin sie verschwanden und an wen sie sich banden. Bald hatte jeder von ihnen einen silbernen Faden an sich, der in ihre Körper eintauchte, begleitet von den schwarzen Augen des Wesens, das noch immer starr im Flur stand. Plötzlich ruckte sein Schädel nach oben, die Augen weiteten sich. Er nahm die Fäden und riss kurz daran. Schlagartig rasten sie alle zu ihm zurück und verschwanden in seinem Körper. Nun blieb nur noch eines zu tun. Er blickte nach rechts und links, erhob die Hand und schleuderte Feuerbälle in alle Richtungen. Eine infernalische Detonation erklang, die das Gebäude beben ließ. Steine, Geröll und Staub flogen dem Dämon entgegen, doch der achtete nicht weiter darauf, sondern warf einige weitere Geschosse. Flammen schlugen ihm entgegen, Rauch drang durch die dünnen Schlitze seiner Nase; dennoch blieb er solange, bis er die Geräusche hörte. Endlich waren die Bewohner erwacht. Er konnte ihre Schreie hören, ihre Schritte und er spürte deren Angst.
    Nun erst wandte er sich um und wollte gerade aus dem Fenster springen, als die ersten bei ihm eintrafen.
    „Bleib stehen!“, schrie einer der Männer. Kurz hielt er inne und wandte sich dem Mann zu. Da schossen ihm auch schon Zauber entgegen, doch es genügten ein paar seiner schnellen Sprünge, um ihnen auszuweichen. In kauernder Haltung krallte er sich mit seinen Pranken an der Decke fest; legte den Kopf schief, betrachtete die Angreifer unter sich und stieß schließlich einen markerschütternden Schrei aus. Er achtete dabei genau darauf, dass er es nicht zu lange tat, sonst würden sie sterben und der Plan dadurch, zumindestens, gestört. Der Schrei genügte dennoch, dass die Männer wie von Sinnen brüllten. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten. Die ersten sanken bewusstlos zu Boden, während ihnen dünne Rinnsale Blut aus den Ohren flossen. Erst jetzt sprang das Wesen aus dem Fenster, landete sanft im feuchten Gras und hastete davon. Niemand verfolgte ihn, die Bewohner waren viel zu sehr damit beschäftigt die Feuer zu löschen und das Gebäude zu räumen. So bemerkte keiner, dass er sich dem nahen Wald zuwandte. Beinahe geräuschlos sprang er durch die Äste der Bäume, bis zu der vereinbarten Stelle, wo er bereits erwartet wurde.
    „Da bist du ja“, stellte die Person fest.
    Der Dämon sprang vom Baum und kam kurz
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