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Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr

Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr

Titel: Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
Autoren: Leonard Carpenter
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Prolog
     
    Die reitenden Skelette
     
     
    Die Sümpfe Varakiels waren ein verlassener, sagenumwobener Landstrich. Vom östlichen Nemedien erstreckten sich unendlich weit zahllose Inselchen und Fenne bis zur Brythunischen Steppe, wo die Sonne geboren wurde. Weder zu Fuß noch zu Roß oder mit dem Boot waren sie passierbar. Seit altersher waren sie ein trübes Altwasser der Geschichte, eine bodenlose, finstere Todesfalle für Armeen und letzter Zufluchtsort für Gejagte.
    Für einen Jungen von elf Sommern bot das Leben am Rand eines derartig riesigen, unerforschten Landstrichs viele verlockende Geheimnisse. Das klagende Geschrei der Sumpfvögel und das Rauschen des Windes im Schilf durchdrangen die Seele, besonders wenn das Kind ein Träumer war, ohne Geschwister aufwuchs und trotz der Warnungen der Eltern nur allzugern von den vertrauten Feldern davonwanderte.
    Lar hatte das Floß aus Holzstämmen einfach verlassen und war begeistert auf Entdeckungsreise in diesem neuen Land gegangen, von dem sein Vater seltsamerweise nie gesprochen hatte. Zweifellos kannte es der verschlossene alte Mann, denn er wußte mehr von Varakiel als irgendein anderer; aber er ehrte die Geheimnisse.
    Vielleicht war dieser Teil des Landes geheim und der Zutritt streng verboten. Der Junge wußte noch nicht, ob dieser geheimnisvolle trockene Platz eine Insel oder eine Halbinsel war. Vielleicht änderte dies sich auch im Laufe der Jahreszeiten durch den Wettstreit zwischen Dürre und Flut.
    Weidengestrüpp und tiefer Schlamm erschwerten Lars das Vorankommen. Außerdem mußte er ständig auf der Hut vor Bären, Wildkatzen und Schlangen sein. Doch weiter vorn stieg das Gelände an und war wie die Grasflächen, welche sein Vater weiter im Westen umpflügte. Reiches Ackerland, aber dennoch nicht besiedelt – warum?
    Lar senkte den Speer, den er zum Fischfang benutzte, und lief schneller. Er suchte den Horizont nach einem hohen Baum oder einem anderen Orientierungspunkt ab.
    Als er eine Erlengruppe umrundete, blieb er wie angewurzelt stehen. Vor ihm erhob sich das ausgebleichte Skelett eines Pferdes, das sich wie im Galopp aufbäumte. Auf seinem Rücken saß ein Reiter in rostiger Rüstung – auch als Skelett.
    Lar floh nicht in abergläubischer Panik. Sein Verstand sagte ihm, daß er sich nicht in unmittelbarer Gefahr befand. Er suchte lediglich im Gebüsch Deckung, verhielt sich ganz still und lauschte. Nur die Blätter raschelten leise im Wind. Kein Hufschlag, kein Klirren von Rüstungen. Als sein Herz nicht mehr so wild pochte, kroch er langsam vorwärts und riskierte wieder einen Blick.
    Der Geisterreiter war immer noch da und galoppierte auf der Stelle. Nur ein ausgeblichener Fetzen des Gewandes, der sich an den bleichen Knochen oder in einer Schnalle der Rüstung verfangen hatte, flatterte durch die Luft.
    Lar sah jetzt, daß Roß und Reiter mit einem senkrechten Holzstab im Boden befestigt waren. Die Stange lief durch Bauch und Sattel des Pferdes in den leeren Brustkorb des Reiters und oben durch den Schädel; denn die verrostete Helmspitze überragte den Kopf um ein Stück.
    Lar wußte, daß die grausamen Brythunier als Strafe oft langsames Pfählen verhängten. Instinktiv vermutete er, daß der Reiter und das Pferd wohl kaum – lebendig aufgespießt worden waren. Bei diesem Gedanken lief es ihm kalt über den Rücken, aber er konnte die Augen nicht losreißen.
    Tapfer ging er darauflos. Allerdings machte er um den Pferdeschädel mit den langen Zähnen einen respektvollen Bogen. Wohliges Gruseln überlief ihn, als er sah, daß der Reiter der Anführer einer Truppe war.
    In loser Formation standen neun weitere Pferde samt Reitern auf der Wiese. Alle waren so alt und ebenso ausgedörrt wie der erste. Einige lagen auf dem Boden, weil die verwitterten Stangen gebrochen waren. Manche trugen noch lehmüberkrustete Lederwamse und am Gürtel die grün angelaufene Messinghefte ihrer vom Rost zerfressenen Eisenschwerter.
    Die meisten Bauernjungen hätten vor diesem unheilverkündenden Platz die Flucht ergriffen und den Eltern wirre Geschichten vorgestammelt, so daß diese entweder darüber gelacht oder sie mit strengen, angsterfüllten Blicken zum Schweigen gebracht hätten.
    Doch Lar war anderes. Er war ein Träumer. Sein Verstand erfaßte mehr als der anderer Jungen mit elf Sommern. Schon ganz früh hatte er über bestimmte Bemerkungen lange nachgedacht, welche die Erwachsenen des Nachts vor dem Feuer hatten fallen lassen, wenn sie glaubten, er
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