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Sex und die Zitadelle: Liebesleben in der sich wandelnden arabischen Welt (German Edition)

Sex und die Zitadelle: Liebesleben in der sich wandelnden arabischen Welt (German Edition)

Titel: Sex und die Zitadelle: Liebesleben in der sich wandelnden arabischen Welt (German Edition)
Autoren: Shereen El Feki
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EINE ANMERKUNG ZUR SPRACHE
     
    Vor ein paar Jahren war ich bei einer Stiftung für Frauenrechte in Kairo eingeladen. Die Mitarbeiter und ich unterhielten uns auf Englisch, was sie viel fließender sprachen als ich Arabisch. Am Ende einer eindrucksvollen Führung versuchte ich mich der Situation gewachsen zu zeigen. »Danke, dass Sie mich in Ihr Frauenzentrum eingeladen haben«, rang ich mir in meinem besten Arabisch ab. Betretenes Schweigen und befremdete Blicke von meinen Gastgebern, aber der Moment ging schnell vorüber, und wir verabschiedeten uns händeschüttelnd und nach allen Seiten lächelnd, ganz im Geiste der berühmten ägyptischen Gastfreundschaft.
    Erst einige Zeit später, als ich ägyptischen Freundinnen die Geschichte erzählte und sie schallend auflachten, begriff ich den Grund der Verwirrung. »Aber Shereen, du hast ihnen dafür gedankt, dass sie dich in ihr Schlampen-Zentrum eingeladen haben!« Eine geringfügig fehlerhafte Aussprache des arabischen Worts für »Frau« hatte genügt, um ihre Organisation einem gänzlich anderen Wirtschaftszweig zuzuordnen.
    Aufgrund solcher Abenteuer in und mit der arabischen Sprache tue ich mein Möglichstes, um dem Leser arabische Wörter in der richtigen Schreibweise zu präsentieren. Daher habe ich mich in diesem Buch bei der Transliteration ins Englische an den Goldstandard des International Journa l of Middle East Studie s gehalten; allerdings habe ich der Einfachheit halber diakritische Zeichen weggelassen. Zwei arabische Buchstaben, die mir im Lauf der Jahre eine Menge Ärger einbrachten – und die obige Episode ist ein Beispiel dafür –, werden mit ‘ für ‘ ay n und ’ für hamz a wiedergegeben.
    Wenn ich über Ägypten spreche, bin ich manchmal vom IJMES abgewichen und habe Wörter entsprechend ihrer lokalen Aussprache transliteriert. So schreibe ich etwa ahwa statt qahwa , Gamal statt Jamal und so weiter. Es gibt zwangsläufig Ausnahmen von dieser Ausnahme. Wenn etwa arabische Wörter Eingang ins Englische gefunden haben, werden sie nicht kursiv gesetzt, und ich habe mich in den meisten Fällen entschieden, sie nicht zu ägyptisieren – das heißt, ich verwende zum Beispiel die Form »Hijab«, nicht hegab. Das Gleiche gilt für Pluralformen. Bei Wörtern, die Eingang ins Englische gefunden haben, bilde ich den Plural mit s ; im Übrigen habe ich die ursprüngliche arabische Pluralform beibehalten: also schreibe ich »Abaya« und »Abayas« (nicht Abayaat) ; faqih und fuqaha’ (nicht faqihs ). Ich habe auch die eingebürgerte Schreibweise von Ortsnamen und von Namen bekannter zeitgenössischer und historischer Personen beibehalten.

EINLEITUNG
     
    »Was ist das?«
    Sechs dunkle Augenpaare starrten mich an. Vielmehr nicht mich, sondern einen kurzen lilafarbenen Stab in meiner Hand.
    »Das ist ein Vibrator«, antwortete ich auf Englisch und zermarterte mir das Hirn nach dem richtigen arabischen Wort. »Ein Ding, das sich sehr schnell dreht«, fiel mir ein. Da diese Beschreibung aber auch auf einen Handmixer zutrifft, beschloss ich, bei meiner Muttersprache zu bleiben, um der zunehmenden Verwirrung, die ich in dem Raum spüren konnte, entgegenzutreten.
    Eine der Frauen, die es sich auf einem Divan neben mir gemütlich machte, begann ihren Hijab abzustecken, worauf das schwarze Haar wie in einer Kaskade ihren Rücken herabfiel, während sie das Kopftuch sorgfältig zur Seite legte. »Was tut dieses Ding?«, fragte sie.
    »Nun, es vibriert«, antwortete ich. Ich nippte an meinem Minztee und biss in ein Stück siruptriefendes Baklava, um mir vor der unvermeidlichen Nachfrage eine kurze Atempause zu verschaffen.
    »Aber wozu?«
    Wie es dazu kam, dass ich bei einem morgendlichen Kaffeeklatsch von Hausfrauen in Kairo Sextoys vorführte, ist eine lange Geschichte. In den letzten fünf Jahren habe ich viele Länder der arabischen Welt bereist und Menschen Fragen rund um das Thema Sex gestellt: Was sie selbst tun, was sie nicht tun, was sie über Sexualität denken und warum. Je nach Sichtweise mag sich dies nach einem Traumjob oder aber nach einer recht anrüchigen Beschäftigung anhören. Für mich ist es etwas völlig anderes: Sex ist die Linse, durch die ich die Vergangenheit und Gegenwart eines Teils der Welt betrachte und analysiere, über den so viel geschrieben und der zugleich noch immer so wenig verstanden wird.
    Zugegeben: Angesichts der spektakulären Volksaufstände überall in der arabischen Welt seit dem Jahr 2010, bei denen einige der
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