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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht
Autoren: Jeaniene Frost
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Eindruck, als würde er ihn mögen, oder?«, meinte Bones, als er Kramer die Spitzen des Tasers in die Seite schlug. Der Geist fuhr zusammen und riss vor Schmerz die Augen auf.
    Na ja, dann war das Gerät ja sowohl effektiv als auch unterhaltsam .
    Bones riss dem Inquisitor die schwarze Kutte herunter, sodass ein schrumpeliger, käsiger Leib zum Vorschein kam, der besser verdeckt geblieben wäre. Kramer quittierte es mit einer Hasstirade, aber wir ignorierten ihn.
    »Magst du dir die überziehen?«, erkundigte sich Bones, mir die Kutte entgegenhaltend.
    Ich betrachtete sie angewidert. »Ich bleibe lieber nackt.« Ein leises Lächeln spielte um Bones’ Lippen. »Natürlich. Halte mal kurz.«
    Ich hielt den Inquisitor fest, während Bones sich das Hemd auszog. Kramer stieß weiter Drohungen gegen mich, meine Familie, meine Freunde, Vorfahren und alle aus, die ihm so einfielen. Nachdem Bones sich ausgezogen hatte, sah ich, dass an seinen Oberarmen noch mehr Taser befestigt waren. Damit hatten wir wohl genug Power, um Kramer daran zu hindern, sich in Luft aufzulösen, falls er das vor Sonnenaufgang überhaupt konnte.
    Ich gab Kramer an Bones ab und zog mir gerade sein Hemd über, als zwei Gestalten aus dem Himmel zu uns herabgestürzt kamen. Ian und Spade, wie ich feststellte, Letzterer mit Tyler im Arm. Kein Wunder, dass das Medium noch weniger vom Fliegen begeistert zu sein schien als sonst.
    Die Vampire landeten so sanft und anmutig, dass ich ganz neidisch wurde. Im Gegensatz zu Bones, der jetzt nur noch Hose und Stiefel anhatte, trugen alle drei Männer lange Trenchcoats. Spade warf einen Blick auf mich und legte seinen ab, bevor er auch nur einen Schritt getan hatte.
    »Danke«, sagte ich und zog ihn eher der Kälte wegen über, als aus Angst, meinen Hintern zu entblößen, wenn Bones’ Hemd hochrutschte.
    Ian, charmant wie immer, sagte mir auf seine Art Hallo.
    »Mensch, Gevatterin, mit deinem Glatzkopf und dem ganzen Ruß siehst du aus wie eine Schaufensterpuppe, die einer mit der Lötlampe bearbeitet hat.«
    »Ian, wenn ich dieses Arschloch nicht festhalten müsste, wärst du schon am Boden«, stieß Bones hervor.
    »Ich muss niemanden festhalten«, meinte Spade und schlug Ian so heftig, dass er strauchelte.
    Ich fuhr mir mit der Hand über den Kopf und zuckte zusammen, als ich nur Haut spüren konnte. Na ja, was hatte ich erwartet? Dass mein Haar feuerfest war?
    »Bitte sagt mir, dass es irgendeinen tollen Vampirtrick zur Wachstumsbeschleunigung gibt.«
    »Gibt es, aber du bist mit und ohne Haar hübsch«, antwortete Bones und schaffte es sogar, ehrlich zu klingen.
    Tyler hielt sich in Exhibitionistenmanier den Mantel auf und grinste, als Kramer ihn mit einer Schimpftirade bedachte.
    »Sieh mal, was wir dir mitgebracht haben, Freund Geist!«
    Jetzt machte ich mir keine Sorgen mehr, ob wir auch genug Taser für die lange Reise hatten. Tyler hatte jede Menge in seinem Mantel verstaut und überdies noch die Hosentaschen vollgestopft und welche über sein Hemd geschnallt. »Deshalb bin ich mit von der Partie«, fuhr er fort. »Ian und Spade wollten selbst nicht so viele tragen, falls sie hätten kämpfen müssen, aber ich habe Dutzende von den Dingern. Wie es aussieht, habt ihr die Situation unter Kontrolle, da können wir die Schätzchen ja austeilen.«
    Ich steckte mir ein paar Taser in Spades Mantel. Ian und Spade teilten die restlichen unter sich auf und probierten anscheinend aus lauter Jux auch gleich ein paar an Kramer aus.
    »Wir müssen nach Lisa und Francine sehen«, sagte ich.
    Wir fanden die Frauen auf der Straße, wo ich sie zurückgelassen hatte, in einiger Entfernung von der hektischen Betriebsamkeit, die inzwischen am Eingang von PumpkinTown herrschte. Ich war gerade dabei, ihnen zu sagen, sie sollten sich auch dorthin begeben, um sich von den Sanitätern behandeln lassen, die gerade eintrafen, als ich in etwa hundert Metern Entfernung jemand durch die Felder eilen hörte. Über den Sirenenlärm, die knisternden Flammen, die aufgeschreckten Feiernden und das Rascheln der Maispflanzen hinweg schnappte ich ein paar wimmernde Laute auf. Aber an den mentalen Schreien und dem weißen Rauschen der Gedanken erkannte ich, wer da unterwegs war.
    Ich brauchte sie nicht zu sehen, um zu wissen, dass es sich um Sarah handelte, die sich tiefer in die Felder schlug, statt auf die Sicherheit der Straße zuzulaufen. Vielleicht kam die Feuerwehr ja noch schnell genug, um sie zu retten, vielleicht aber auch nicht.
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