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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht
Autoren: Jeaniene Frost
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angefacht von der Wut, die ich zurückgehalten hatte, als Kramer mich betatscht hatte, und dem Wissen, dass schon so viele Menschen unter ihm zu leiden gehabt hatten und nichts gegen ihn hatten unternehmen können, weil sie in abergläubischen, ungerechten Zeiten gelebt hatten. Immer fester und schneller schlug ich zu, und jeder schmutzige, effektive Trick, den Bones mir gezeigt hatte, trug glorreiche Früchte in den heiseren Schmerzenslauten, die Kramer ausstieß, als er sich zu schützen versuchte.
    Nein, du entkommst mir nicht!, dachte ich und schlug noch erbitterter zu, als er versuchte, kriechend außer Reichweite meiner Fäuste und Füße zu kommen. Heute schon gar nicht.
    Gerade als ich so richtig in Fahrt war, geschah die Katastrophe.
    … Licht da hinten … das ist Feuer! … muss hier weg … wo sind die Kinder? … o mein Gott, die Ernte! … Hilfe, so hilf mir doch jemand!
    Mit einem Mal drangen hundert Stimmen gleichzeitig auf mich ein und stellten mich so effektiv kalt wie ein Karatetritt mitten ins Gesicht. Bevor ich es verhindern konnte, hielt ich mir auch schon den Kopf, wich von Kramer zurück und versuchte blindlings zu fliehen, bevor er überhaupt merkte, dass ich aufgehört hatte, auf ihn einzuschlagen. Doch das Stimmengewirr verfolgte mich erbarmungslos und wurde sogar noch lauter, als würde meine Aufregung es anfachen.
    Kramer griff mich genauso leidenschaftlich an wie ich ihn. Diesmal war ich es, die nicht schnell genug auf die Schläge reagieren konnte, weil ich mich durch die dröhnenden Stimmen in meinem Kopf einfach nicht konzentrieren konnte. Sein Angriff zwang mich in die Knie, dann traf mich etwas am Rücken, sodass ich mich zusammenkrümmte, während mir der Schmerz die Wirbelsäule hinaufschoss. Kramer wollte gerade wieder zutreten, da wurde sein Bein nach oben gerissen. Er strauchelte und wurde von einer hübschen Brünetten angegriffen, die in diesem Augenblick ebenso feste Gestalt hatte wie ich.
    »Lauf, Cat!«, drängte Elisabeth, während sie auf ihren Mörder einprügelte.
    Ich lief nicht davon. Voller Dankbarkeit wartete ich die kostbaren Augenblicke ab, die ich brauchte, um die Stimmen in meinem Kopf so weit zurückzudrängen, dass sie mich nicht mehr ganz so stark ablenkten. Als Kramer wieder die Oberhand gewonnen hatte und es ihm gelang, Elisabeth zu Boden zu werfen und ihr brutal in die Magengrube zu boxen, war ich wieder auf den Beinen und von neuer Entschlossenheit durchdrungen. Wenn Elisabeth hier war, konnte auch Bones nicht mehr weit sein.
    Ich stürzte mich auf den Inquisitor und schlug ihm so heftig die Reißzähne in den Nacken, dass ich ihm bestimmt alle Sehnen durchtrennte. Ein übler Geschmack drang mir in den Mund – kein Blut, sondern etwas Feuchtes, Modriges, das direkt aus dem Erdreich zu kommen schien. Ich spuckte es aus, bearbeitete Kramer aber weiter mit den Zähnen, weil er dann kreischte und nicht mehr auf Elisabeth einprügelte. Ihre unter Kramer liegende Gestalt löste sich auf und tauchte im nächsten Moment in ihrer üblichen nebelhaften Form an meiner Seite wieder auf.
    »Ich kann dir nicht mehr helfen!«, rief sie verzweifelt. »Ich kann meinen Körper nicht länger aufrechterhalten.«
    Kramer versuchte, sich aufzurappeln, aber ich rammte ihm so heftig das Knie in den Rücken, dass es einen normalen Menschen zum Krüppel gemacht hätte, riss ihm ein ordentliches Stück Fleisch aus der Kehle und spuckte es aus, bevor ich ihr antwortete.
    »Du hast mir schon geholfen.«
    Kramer konnte seltsamerweise noch reden und sagte etwas auf Deutsch zu Elisabeth. Unter anderem schnappte ich das Wort »Metze« auf, woraufhin ich ihm den Arm um den Hals schlang und mit aller Kraft daran riss.
    Abrupt spürte ich, wie der Zug nachließ, kippte nach hinten und hielt gar nichts mehr im Arm. Als ich dann aufsprang, stand Kramer auch schon wieder. Nicht nur sein Kopf war noch mit seinem Körper verbunden, nein, auch seine Halswunde schien völlig verheilt zu sein.
    »Du kannst mich nicht umbringen, Hexe «, verkündete er, jedes Wort gifttriefend. »Ich bin zu stark für dich.«
    »Ich werde dir das Gegenteil beweisen«, fauchte ich.
    »Warum kämpfst du?«, wollte er wissen. »Noch lebst du, du und die anderen, aber ihr könnt nicht ewig vor mir davonlaufen, und du wirst mich niemals in eine deiner niederträchtigen Fallen locken.«
    Ich sah über ihn hinweg zum Himmel und lächelte, als ich spürte, wie eine Woge ungezügelter Macht über mich hinwegtoste.
    »Du
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