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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht
Autoren: Jeaniene Frost
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Sekunden gekostet. Das brennende Bündel sauste auf Lisa zu, und ich wusste mit Bestimmtheit, dass ich nur noch eins tun konnte, um sie zu retten. Statt auf die schreiende, hilflos an den Pfahl gefesselte Frau zuzurennen, fing ich mit einem Satz das brennende Geschoss ab und landete außerhalb der dreieckigen Lichtung.
    Flammen schossen mir die Arme hinauf und verwandelten sich in ein Meer aus Feuer, sobald sie meine benzingetränkte Kleidung erreichten. Ein Schmerz, der so intensiv war, dass ich nicht mehr denken konnte, überkam mich und breitete sich augenblicklich über meinen ganzen Körper aus. In den wenigen Augenblicken, die die Flammen brauchten, um mein Gesicht zu erreichen, hatte ich mich auch schon in die Luft geschwungen und tat das Schlimmstmögliche: Ich fachte im Flug das Feuer noch an. Es war ja auch keine bewusste Entscheidung gewesen – mein Ich wollte nur den Qualen ent fliehen . Ich schrie, als der Schmerz in all meinen Nervenenden explodierte, zwang mich aber mit aller mir noch verbliebenen Willenskraft, in den Feldern zu landen und mich so schnell wie möglich von Kramer und den anderen wegzurollen.
    Das heilt, das heilt, das heilt . An dieser Litanei hielt ich mich fest, als mir der Schädel zu bersten drohte, so schlimm waren die Schmerzen, als die Flammen mein Fleisch verzehrten. Ich konnte weder sehen noch hören, aber alles spüren, einschließlich der inneren Verbrennungen, die ich mir zuzog, als ich erneut aufschrie und mir die Flammen in den Mund schlugen. Mein Instinkt sagte mir, dass ich aufhören sollte, mich in den vermeintlichen Rasierklingen zu wälzen, die mir noch das letzte bisschen Fleisch wegzureißen schienen. Dass ich vor den überwältigenden Qualen fliehen sollte, die keinen Zentimeter meines Körpers verschonten. Doch mit dem letzten bisschen Vernunft, das noch in mir war, ignorierte ich den Drang und wälzte mich weiter in dem Feld.
    Nach gefühlten tausend Jahren stellte ich fest, dass ich wieder sehen konnte. In der Fötusposition rollte ich mich noch immer wie besinnungslos in dem Maisfeld herum. Ich nutzte mein verschwommenes Sehvermögen, um die letzten paar Brandherde an meinen Füßen zu erspähen, wo die Stiefel an mir festgeschmolzen waren, und schlug sie aus. Höllische Schmerzen durchzuckten mich bei der Bewegung, dabei litt ich doch schon schlimmer denn je, aber ich machte weiter, bis die Flammen gelöscht und die Überreste meiner Stiefel von meinen Füßen entfernt waren.
    Einen benommenen Augenblick lang, als ich an mir hinabsah, dachte ich, ich würde noch immer meine schwarze Jeans und die Bluse tragen. Doch dann wurde mir klar, dass die dunklen Fetzen, die an mir hingen, keine Kleider waren – es war meine eigene verkohlte Haut. Ich hatte schreckliche Schmerzen und hätte vor lauter Entsetzen am liebsten gekotzt und laut geschrien, aber Francine und Lisa wurden noch immer von einem Irren bedroht, der wild entschlossen war, sie umzubringen. Egal wie ich aussah oder welche Schmerzen ich litt, ich durfte jetzt nicht in Panik darüber geraten, wie schlimm die Flammen mir auch zugesetzt hatten, oder warten, bis alles wieder verheilt war. Ich musste jetzt handeln, sonst hatte ich umsonst das feurige Geschoss abgewehrt und mich knusprig braten lassen.
    Ich rappelte mich auf und konnte dabei nicht umhin, ein Keuchen auszustoßen, als die Bewegung meine verkohlte Haut aufplatzen ließ. Das heilt wieder , sagte ich mir immer weiter vor und versuchte dann, mich in die Luft zu schwingen. Erst fiel ich wieder zu Boden, sodass die Maishülsen mir schmerzhaft in die noch immer verkohlte Haut schnitten. Wieder stieß ich ein gequältes Keuchen aus, stand auf und versuchte es wieder, indem ich mich nach vorn warf.
    Diesmal stieg ich etwa dreißig Meter in die Luft, bevor ich eine Bruchlandung hinlegte, aber immerhin hatte ich erkennen können, wo das tödliche, bernsteinfarbene Leuchten herkam. Ich gab meine Flugversuche auf und lief in die Richtung, während der Schmerz allmählich nachließ. Normalerweise heilten Vampirverletzungen fast sofort, aber ich hatte solchen Schaden an Haut und Muskeln erlitten, dass es mehrere Minuten dauerte. Vielleicht kam mir das aber auch nur so vor, weil es so wehtat.
    Ich erreichte die dreieckige Lichtung in dem Augenblick, als die Flammen die trockene Vegetation am Fuße von Lisas Pflock beleckten. Ich rannte die Frau in vollem Tempo um und hob sie gleichzeitig in die Höhe. Der Pfahl blieb im Boden verankert, aber die Wucht meines
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