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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas
Autoren: Sarah Ockler
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mit einem Kissen nach uns. »Ihr seid schrecklich.«
    »Jedenfalls«, fuhr Mari fort, »hat sie sich was einfallen lassen, warum sie es nicht durchziehen sollten, weil sie dachte, er sei vielleicht nervös, und nächstes Mal würde es kein Thema mehr sein. Nur, dass es sehr wohl der Fall war.«
    »Noch vier Mal«, sagte Celi.
    »Fünf«, korrigierte Lourdes. »Das eine Mal im Haus seiner Eltern mitgezählt, die im Erdgeschoss fernsehen. Und selbst das hat nicht geholfen.«
    »Ich schätze, er stand auf die Hündchenstellung«, sagte Celi.
    Mari krümmte sich unter einem erneuten Kicheranfall, und als sie sich wieder aufrichtete, war ihr Gesicht tränenüberströmt.
    »Entschuldige, wie war das, Mari Camari?«, fragte Lourdes. »Hast du etwas gesagt, Mari Camari?«
    Mari schlug sie mit einem Kissen.
    »Siehst du, was die Zukunft für dich bereithält, Juju?«, fragte Lourdes. »Sag nicht, wir hätten dich nicht vor … Jungs gewarnt.« Sie blickte kurz zu Celi, dann zurück zu mir, und ich wusste, sie hätte beinah Vargas-Jungs gesagt. Mari hatte ihre Meinung über Emilio geändert, sie mochte ihn inzwischen sogar, so schwer es ihr auch fiel, das zuzugeben. Und nach dem anfänglichen Schock schien auch Lourdes mit ihm klarzukommen; sie hatte seitdem ständig mit ihm geplaudert, ihm Fragen über das Motorrad gestellt, wo er gelernt hatte, es zu reparieren, woher er wusste, was genau er da tat.
    Aber Celi hatte nach wie vor damit zu kämpfen. Inzwischen zeigte sie ihm nicht mehr die kalte Schulter, sondern rang sich belangloses Geplauder ab, wenn er da war, aber sie erfand nach wie vor Ausreden, um das Zimmer zu verlassen, wenn er vorbeikam, früh ins Bett zu gehen oder zum Fluss zu spazieren, und ging ihm auf diese Weise aus dem Weg. Ich wusste, dass sie noch nicht über Johnny hinweg war, und vielleicht würde sie nie damit zurechtkommen, dass Emilio und ich ein Paar waren. Aber sie bemühte sich und dafür liebte ich sie.
    Zur Abwechslung hatten sich die heilige Dreifaltigkeit und ich offenbar endlich auf eine Sache geeinigt: Ich musste mein eigenes Leben führen, meine eigenen Chancen ergreifen, meine eigenen Fehler machen, genau wie sie es vor mir getan hatten.
    Und vielleicht würden es letzten Endes gar keine Fehler sein.
    Meine Schwestern und ich verfielen irgendwann in behagliches Schweigen, während jede für sich über die Geschichte des Buches nachsann oder vielleicht auch darüber, was wir als Familie durchgestanden hatten und welcher Kummer uns noch bevorstand. Ich dachte an Zoe und Christina, die auf dem Weg zum Sand-Dunes-Nationalpark waren, an die Dinge, die sie gemeinsam sehen würden. Ich hatte beiden Briefe geschickt, in denen ich ihnen eine gute Reise wünschte. Vielleicht würden sie mir eine Postkarte schicken. Vielleicht würden sie anrufen, wenn sie wieder da waren oder wenn sie sich im College eingelebt hatten. Vielleicht würden sie das aber auch nicht tun und in dem Buch enden. Genau wie das Leben war es ungewiss.
    Ich fing an, damit klarzukommen.
    »Mädels.« Mari klatschte einmal in die Hände und riss uns mit der üblichen Melodramatik aus unseren Gedanken. »Ein letzter Schwur.« Sie stand auf und kramte in Celis Schrank herum. »Damit es offiziell wird.«
    »Nicht das schon wieder«, sagte Lourdes.
    »Mari, entspann dich mal«, sagte Celi. »Das mein ich ernst. Du kriegst irgendwann noch ’nen Herzinfarkt von so viel Theater.«
    Ich hob die Hand. »Wenn du das Messer holst, bin ich raus.«
    »Keine Messer.« Mari setzte sich wieder zu uns auf den Boden. Sie hatte ein kleines Teelicht in einem Keramikosterei gefunden und hielt ihr Feuerzeug an den Docht. »Kommt schon, Leute. Es ist für Juju.« Mari schloss die Augen und holte tief Luft. »Jude Catherine Hernandez, es ist an der Zeit, dich angemessen einzuweihen.«
    Jetzt, am Rand dieses gewaltigen klaffenden Risses, der unsere Erde durchzieht, drücke ich das Buch an meine Brust und flüsterte den neuen Schwur, den meine Schwestern mir geschenkt haben.
    Ich, Jude Hernandez, schwöre für immer und ewig, unter allen Umständen, egal, ob sie sich meiner Kontrolle entziehen oder nicht …
    »Den Rest musst du dir selbst überlegen«, sagte Mari. Und das war der Augenblick, in dem sie mir das Buch überreichte.
    Hier sitze ich nun also auf einem Felsen, im Kreis von Milliarden Jahren aus allem und nichts, und überlege.
    Das Feuer sprüht erwartungsvolle Funken.
    Es scheint nur angemessen, dass das Buch, das die umfangreichen und
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