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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas
Autoren: Sarah Ockler
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Valentina.
    »Es ist meine Schuld«, sagte ich schließlich, weil ich ihn bereits vermisste, weil ich den Westernkanal bereits vermisste und seine Flanellhemden und das Motorrad und all seine Geschichten über Argentinien. »Der Brand und das hier … und jetzt schicken sie dich weg …«
    »Nein, nein, queridita . Ist es das, was du glaubst? Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Sie schicken mich nicht weg. Mom und ich … wir haben das vor langer Zeit besprochen. Als wir die Diagnose bekamen. Wir haben die Entscheidung gemeinsam getroffen. Und ich habe schon vor Monaten die Papiere unterzeichnet, nachdem wir die beste Einrichtung gefunden hatten. Alles andere sind nur noch Formalitäten.«
    »Formalitäten? Aber ich habe die Broschüre gefunden und Mom hat gesagt …«
    »Sie wollte anfangs nicht, dass ich unterschreibe; sie hatte Angst. Vielleicht dachte sie, die Ärzte hätten unrecht. Aber ich wusste, wenn es richtig schlimm würde, wärt du und deine Schwestern und deine Mutter … ihr wärt dann nicht mehr in der Lage, euch um mich zu kümmern. Ich wollte nicht, dass sich eine von euch deswegen schlecht fühlt. Es ist eben, wie es ist.«
    »Das ist verrückt.« Ich rückte den Stuhl noch näher an ihn heran. »Wir kommen doch gut zurecht.«
    »Mom wollte nicht, dass ich es dir erzähle. Sie wollte, dass wir diesen Sommer Zeit miteinander verbringen. Nur du und ich.« Er senkte den Blick auf seine Verbände und lachte. »Ich nehme nicht an, dass sie das hier dabei im Sinn hatte.«
    Vor lauter Tränen sah ich alles verschwommen. Papi lächelte. Seine Augen waren ebenfalls feucht, aber klar. »Du bist wirklich etwas Besonderes, weißt du das? Von allen meinen Mädchen bist du diejenige, deren Flamme am hellsten brennt. Ich weiß, dass du dir als Jüngste manchmal ein bisschen verloren vorgekommen bist, schließlich sind deine Schwestern so viel älter … Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit dir verbringen können, Jujube.«
    Das wünschte ich mir auch, aber ich sprach es nicht aus. Ich konnte es nicht, mein Hals war wie zugeschnürt und kratzte.
    Er legte sich die Hand aufs Herz. »Wir haben El Demonio diesen Sommer auf jeden Fall einen harten Kampf geliefert, eh? Du und ich. Emilio auch.«
    Mein Kopf fuhr bei der Erwähnung seines Namens ruckartig hoch.
    »Er ist ein guter Junge, querida . Du hast Glück, dass er ein Teil deines Lebens ist.«
    »Er ist kein Teil meines Lebens mehr. Im Moment ist er wahrscheinlich schon auf halbem Weg zum Grand Canyon.«
    »Unsinn.« Papi wischte meine Zweifel abwinkend beiseite. »Ruf ihn an. Vertrau mir. Ich weiß Dinge.«
    Ich wischte mir noch mehr Tränen ab. »Was für Dinge, viejito ?«
    »Ich weiß, du fühlst dich schuldig wegen deiner Schwester und Johnny«, sagte Papi. »Ich weiß, du möchtest deine eigenen Abenteuer erleben, nicht immer das tun, was deine Schwestern sagen. Sie haben alle ihre Wahl getroffen. Jetzt bist du an der Reihe. Du magst Emilio, er mag dich. Ruf ihn an.«
    »So einfach ist das nicht. Emilio …«
    »Hör zu, Juju.« Papi pochte mit dem Finger auf das Tischchen. »Es gibt zwei Arten von Menschen. Die einen lassen sich von anderen Leuten sagen, was sie zu tun haben, und die anderen lassen sich nicht von anderen Leuten sagen, was sie zu tun haben. Ruf ihn an.«
    » Du sagst mir gerade, was ich zu tun habe.«
    »Das ist etwas anderes. Ich sage dir, was du in deinem Herzen bereits weißt. Yo sigo siendo tu padre .«
    Ich sackte auf meinem Stuhl zusammen.
    »Ich hatte wirklich gehofft, es würde nicht so weit kommen, aber du lässt mir keine Wahl.« Papi hustete und runzelte übertrieben die Stirn. Er sah aus wie ein großer trauriger Clown. Einer mit Erkältung, denn er behielt das falsche Husten bei. »Schlage einem sterbenden Mann nicht seinen letzten Wunsch ab.«
    »Netter Versuch. Die Fahrt auf der Harley war dein letzter Wunsch. Puff! « Ich malte mit den Händen eine Sternexplosion in die Luft.
    »Wie bitte? Das war mein Aufwärmwunsch.«
    »Du willst deinen wahren letzten Wunsch also darauf verschwenden, mich Emilio anrufen zu lassen?«
    »Nein. Mein wahrer Wunsch wäre, dass du dir ein paar Klamotten besorgst, die dir passen.« Er ließ den Blick über mein Outfit schweifen und schüttelte den Kopf. »Warum trägst du dieses T-Shirt mit den vielen Löchern, querida ? Du siehst aus wie eine …«
    »Hey! Ich bin hier nicht derjenige im mintgrünen Kleidchen, viejito. Was würden deine Motorradkumpel dazu sagen?« Ich zupfte an seinem Ärmel.
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