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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas
Autoren: Sarah Ockler
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verdient.«
    Celi und Lourdes nickten, auch wenn Celi ihre Beine so übereinandergeschlagen hatte, dass sie von mir weg zeigten, und die Arme vor der Brust verschränkte.
    »Es war dumm und gefährlich und irre«, sagte Mari. »Er hätte dabei draufgehen können. Aber es ist nicht deine Schuld. Es war allein seine Entscheidung.«
    Lourdes warf die Haare zurück und kniete sich vor mich hin. Sie drückte meine Hände. »Unser Vater ist sehr krank, Baby. An manchen Tagen scheint es ihm gut zu gehen, an anderen nicht, aber so oder so ist er krank. Wir sind jetzt an dem Punkt angelangt, an dem jeder Tag einer wie heute sein könnte. Sein Zustand verschlechtert sich.«
    Ein Flüstern war alles, was ich herausbrachte. »Ich weiß.«
    »Aber du hast deine Sache sehr gut gemacht«, sagte sie. »Du hast ihm etwas zurückgegeben, das er verloren hatte. Er ist echt stolz auf dich, Juju. Das sind wir alle.«
    Lourdes setzte sich auf den Stuhl neben mir. Mari saß immer noch auf meiner anderen Seite – ein Hernandez-Sandwich. Ich fühlte mich warm und geborgen, auf eine Weise, wie meine Schwestern sie mir schon lange nicht mehr vermittelt hatten, und nichts wäre leichter gewesen, als in diesem Zustand zu verharren. Zuzulassen, dass sie sich den Kopf zerbrachen und mir sagten, was ich zu tun hatte. Ihre Regeln zu befolgen.
    Aber das konnte ich nicht. Nicht mehr.
    »Ich werde mich nicht testen lassen«, sagte ich.
    Mari drückte mich fester an sich. »Wir werden es gemeinsam durchstehen. Egal, was passiert.«
    »Es ist okay, Angst zu haben«, sagte Lourdes.
    Ich löste mich aus Maris Umarmung. »Ich denke seit Wochen darüber nach. Es ist nicht, weil ich Angst davor habe. Es ist, weil ich es nicht wissen will.«
    »Juju, wir müssen darauf vorbereitet sein«, sagte Mari. »Sobald wir es wissen, können wir Pläne für die Zukunft machen. Oder so etwas …« Sie verstummte, fuhr sich mit der Hand durch die verstrubbelten Haare. »Mist. Um ehrlich zu sein, will ich es auch nicht wissen.«
    »Ich schon«, sagte Celi endlich. Sie sah mich immer noch nicht an, aber Reden war besser als Schweigen. »Ich brauche das Gefühl, einen Plan zu haben.«
    Lourdes nickte. »Ich werde den Test auch machen lassen. Warum reden wir nicht später darüber, Juju. Wir …«
    »Da ist noch mehr.« Ich holte tief Luft. Ich hatte ihre volle Aufmerksamkeit. Es war sinnlos, mit irgendetwas hinterm Berg zu halten. »Ich verschiebe meine Einschreibung an der DU um ein Semester. Nur eines, damit ich diesen Herbst vor Ort bin, wenn wir uns darüber klar werden, wie es mit Papi weitergehen soll.«
    Mari schüttelte den Kopf, meine Schulter wurde in ihrem Griff zerquetscht, der plötzlich wie ein Schraubstock war. »Juju, du kannst nicht …«
    »Wer von Ihnen ist Juju?« Eine Krankenschwester näherte sich den Plastikstühlen, und ich blickte nach oben in ihr rundes Gesicht, das so rosig schimmerte, als habe sie es kräftig geschrubbt. »Dein Vater hat nach dir gefragt, Liebes. Er ist stabil – er scheint sich der Situation und wie er hierhergekommen ist bewusst zu sein, das ist ein gutes Zeichen.«
    Meine Schwestern erhoben sich gleichzeitig, Blumen, die aus dem Beton sprossen. Große, penetrante Blumen.
    »Ich zuerst«, sagte Mari.
    »Ich werde gehen«, widersprach Lourdes. »Ihr bleibt hier und wartet auf Mom.«
    »Du und Mari, ihr solltet bei Juju bleiben«, sagte Celi.
    Mari schüttelte den Kopf. »Ich regle das. Juju, bleib bei Lourdes und Celi und …«
    »Ich bleibe nicht hier«, sagte Celi. »Ich will Papi sehen.«
    »Ich bin Juju«, sagte ich zu der Krankenschwester. Ich stand von meinem Stuhl auf und hob die Hand, damit sie die Klappe hielten, und zum ersten Mal in unserer gemeinsamen Geschichte gehorchte die heilige Dreifaltigkeit.
    Die Schwester ließ mich in Papis Zimmer allein und der Anblick verschlug mir den Atem. Er lag in dem Bett ausgestreckt und sah klein und erschöpft aus, ein Arm hing in einer Schlinge. Mit dem anderen zupfte er an dem Krankenhauskittel herum, der an seinem sehnigen Körper hing.
    »Jujube«, sagte Papi mit einem entrüsteten Schnauben. »Ich glaube, Grün ist nicht meine Farbe, queridita .«
    »Sch, sch, nicht doch.« Papi küsste mich auf die Stirn, dann legte er sich in seinem Bett zurück und gab mir mit einem Nicken zu verstehen, ich solle auf dem Stuhl neben ihm Platz nehmen. »Hey, Jude, don’t be afraid …«
    Papis Akzent brachte mich zum Lächeln, und ich ließ ihn die ersten paar Zeilen singen. Im Gegensatz
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