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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas
Autoren: Sarah Ockler
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und ich fuhr fort.
    »Emilio Vargas ist derjenige, der das Motorrad repariert hat. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht erzählt habe, und es tut mir leid, dass sein Bruder dir wehgetan hat, aber das hat nichts mit Emilio zu tun. Er hat uns den ganzen Sommer über geholfen, und wir haben es endlich geschafft, das Motorrad zum Laufen zu kriegen, und ich werde auf gar keinen Fall zulassen, dass ihr es verkauft.«
    »Was ist hier los?« Lourdes erschien in dem Bogen zwischen Küche und Wohnzimmer, ein Handtuch um den Kopf geschlungen. »Hey, ist das mein Van-Halen-Shirt? Wo hast du …«
    »Nicht jetzt, Lourdes«, sagte Mari.
    »Streitet ihr euch etwa ohne mich?« Lourdes’ neckendes Grinsen verblasste, sobald ihr klar wurde, dass wir uns tatsächlich ohne sie stritten.
    »Sag mir bitte, dass ich mich verhört habe.« Celis Stimme bebte, als habe die bloße Erwähnung des Namens Vargas all die Erinnerungen aus dem Dunkel hervorgezerrt, die sie schon so lange verdrängte.
    »Hast du nicht«, sagte ich. »Ich …«
    »Juju!« Mari funkelte mich drohend an. »Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt …«
    »Wann würde es dir denn besser passen?«, fragte ich. »Nächste Woche? Nächstes Jahr?«
    »Stop«, sagte Lourdes. »Worum es auch geht, lasst uns darüber reden. Komm schon, Juju. Setz dich.«
    »Ich werde mich nicht setzen«, erwiderte ich.
    »Du wusstest davon?«, fragte Celi Mari.
    »Wusstest wovon?«, warf Lourdes ein.
    »Lange Geschichte«, sagte Mari.
    »Es ist meine Geschichte«, beharrte ich. »Und ich sage …«
    »Halt.« Celi hob zähneknirschend die Hände. »Würde mir bitte mal jemand verraten, was Emilio fucking Vargas mit unserer Familie zu tun hat?«
    Lourdes legte die Stirn in Falten. »Emilio Vargas? Was?«
    »Juju …« Mari sackte gegen die Rückenlehne ihres Stuhls. »Vielleicht solltest du dich besser setzen.«
    »Ich setze mich nicht hin. Ich liebe ihn.« Sobald die Worte aus meinem Mund waren, flitzten sie auf dem Küchenboden herum wie eine Horde Ameisen.
    »Ahh, Juju ist verliebt?«, sagte Lourdes. »Aber du warst doch gerade noch … Wartet, über wen reden wir hier?«
    Mari, Celi und ich spuckten es gleichzeitig aus: »Emilio fucking Vargas!«
    Die heilige Dreifaltigkeit starrte mich in Grund und Boden, Lourdes mit heilloser Bestürzung, Celi mit einer furchterregenden Mischung aus Schmerz und Wut und Mari mit jenem subtilen »Ich hab es dir ja gesagt«-Flackern im Blick. Die Sekunden verstrichen, während meine Schwestern mir mit ihren Blicken Löcher ins Gesicht brannten.
    Celi stand schließlich von ihrem Stuhl auf. Sie kam quer durch die Küche auf mich zu und drängte mich gegen die Anrichte, aber bevor sie mich anschreien oder an meinen Haaren ziehen konnte, jaulte Pancake auf und schoss zur Hundeklappe hinaus.
    Mari riss die Augen auf. »Hey, Leute, wo ist Papi?«
    Lourdes zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, er sei hier unten bei euch.«
    »Du wolltest doch die Sachen mit ihm durchsehen«, sagte Mari.
    »Wir haben damit aufgehört«, erwiderte Lourdes. »Er hatte keine Lust mehr, und ich wollte duschen, also …«
    »Du kannst ihn doch nicht einfach allein lassen!«, rief Mari.
    »Aber ich dachte … und dann der Streit … es tut mir leid.«
    Ich stieß Celis Arme weg. »Haltet alle mal die Klappe!«
    Pancake jaulte wieder auf, lauter diesmal, und Valentinas Hubschraubergestotter durchschnitt die Luft.
    Alle vier Hernandez-Schwestern stürzten zur neu reparierten Küchentür hinaus, rissen sie dabei zum zweiten Mal in diesem Sommer aus den Angeln und rannten zum Schuppen.
    Papi saß auf der Harley und sah mit seinem alten Helm und der Las Ara ñ as Blancas -Jacke wie der König der Straße aus. Auf seinem Gesicht lag das breiteste Grinsen, das ich je bei ihm gesehen hatte.
    Mein Herz machte einen Rückwärtssalto. Er hatte sich aus dem Haus geschlichen, während wir uns zankten, und war schnurstracks zu Valentina gegangen. Er gehörte auf dieses Motorrad, und dreißig Jahre waren mit dem Umdrehen des kleinen Messingschlüssels und dem Sprung auf den Kickstarter wie aus seinem Gesicht gewischt, und jetzt sah er uns an wie Clint Eastwood in Der Texaner, in der Szene, wo er sagt: Entweder zieht ihr eure Pistolen oder ihr pfeift den Dixie!
    Papi sagte das zwar nicht, aber trotzdem. Es war alles in allem ein irre starker Cowboy-Moment. Ja, es war beängstigend. Ich wusste nicht, ob er es packen würde, ob er stürzen würde, ob er irgendeinen entscheidenden Schritt vergessen und
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