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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas
Autoren: Sarah Ockler
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    Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit sieht vor, dass ein Mädchen mit drei älteren Schwestern wenigstens ein Paar süße Shorts erben sollte, die ihm tatsächlich passen. Sind wir uns da einig?
    Bzzz ! Schön, dass Sie mitgemacht haben! Bitte versuchen Sie es erneut.
    Wenn diese Dinger der Sprache mächtig gewesen wären, hätten sie freudig gerufen: Hi! Wir sind Aracelis alte, abgeschnittene Jeans! Und ich hätte erwidert: Respekt, dass ihr eure Bestimmung erfüllt, indem ihr jegliche Blutzirkulation in den lebenswichtigen weiblichen Organen unterbindet! Gebt mir fünf!
    Tatsächlich saßen sie im Schritt so eng, dass es eher wie ompf mpff mpff hrmm geklungen hätte, wenn sie hätten sprechen können.
    Wie bitte?
    Genau.
    »Bereit für die Show?« Ich stellte den Motor aus und lächelte Papi an, der neben mir auf dem Beifahrersitz saß. Er äußerte sich weder so noch so, kniff bloß die Augen zusammen, als ich mich vorbeugte, um mit einem Blick in den Rückspiegel mein Lipgloss aufzufrischen.
    »Du siehst alt aus, mi querida .«
    »Sagt der Typ, der seine Socken in die Mikrowelle steckt?«
    »Sie waren kalt.« Er zuckte mit den Schultern. Also echt. Als wäre ich die Verrückte bei dieser Aktion.
    »Zum Glück hast du keinen Brand ausgelöst.« Ich sprang aus dem Truck und nahm unseren Golden Retriever Pancake an die Leine, der plötzlich diesen Wackel-Wedel-Schüttel-Tanz mit seinem Hundepopo machte – ganz schön niedlich.
    Ich zupfte mir die Ex-Jeans meiner Schwester aus der Poritze und wandte mich wieder Papi zu. »Schon mal davon gehört, man solle sich dem Anlass entsprechend kleiden? Wenn sie uns ernst nehmen, ziehen sie uns vielleicht nicht über den Tisch.«
    Er taxierte Aracelis Shorts und das im Namen der Authentizität zerrissene Van-Halen-T-Shirt, das ich aus Lourdes’ Stapel abgelegter Sachen stibitzt hatte. »Jude Catherine Hernandez. Ich möchte zu gerne jemanden sehen, der in diesem Outfit Motorrad fährt.«
    Ich verkniff mir ein Augenrollen. Viejito war seit dreißig Jahren nicht mehr Motorrad gefahren, ich dagegen war so was von drin in der Materie. Ich hatte praktisch sämtliche Videotagebücher der Sturgis-Bike-Week heruntergeladen, die je gepostet worden waren, und dank einiger mithilfe von Red-Bull-Transfusionen und Oreokeksorgien durchwachter You-Tube-Nächte war mein Expertenstatus auf dem ebenso weiten wie dubiosen Feld der Bikerkultur zum Greifen nah.
    Leder, Ketten und schamloser BH -Verzicht? Immer her damit!
    Papi sah mich erneut mit zusammengekniffenen Augen an. »Du siehst aus wie …«
    »Deine Lieblingstochter? Erzähl mir mehr.« Ich ließ meinen Arm um seine Taille gleiten. Abgesehen von meiner eindeutigen Pro-Unterwäsche-Haltung fühlte ich mich zu mindestens siebenundachtzig Prozent als wahres Biker Babe, während ich die Fifth Street entlangspazierte, die Schultern fein säuberlich unter den Arm eines Mannes geschmiegt, der mein Vater hätte sein können.
    Okay – der Fairness halber –, er war mein Vater, aber trotzdem. Künstlich generierte Authentizität? War das Motto des Tages, Leute!
    » Duchess: Motorräder wie maßgeschneidert .« Papi las den Schriftzug ausgerechnet in dem Moment von dem Schild ab, als mein Blick auf die Glasscheibe fiel, in der wir uns spiegelten. Wir boten einen extrem zusammengewürfelten Anblick. Er hatte darauf bestanden, ein gefüttertes Flanellhemd anzuziehen und seinen gratis abgestaubten Cowboyhut mit dem Spruch Danke, dass du den Western-Kanal abonniert hast, Kumpel , obwohl draußen ungefähr zweihundert Grad herrschten, und ich hätte mit einer Rolle Nähgarn und etwas Isolierband sehr viel mehr von mir verhüllen können als mit den paar Stofffetzen, die ich am Leib trug.
    Beim Barte des Westernhelden Jeremiah Johnson, was waren wir für ein Paar!
    Papi öffnete die Tür, und ich zappelte mit Pancake hinterdrein, weil ich immer noch versuchte, die gnadenlosen Shorts zu bezirzen, mir mehr Raum zu gewähren. Die Leute dachten wahrscheinlich, ich hätte irgendein medizinisches Problem, was ganz schön ironisch war, wenn man bedachte, warum ich mich überhaupt auf dieses wilde Abenteuer eingelassen hatte.
    Trotz seines hochherrschaftlichen Namens erfüllte das Duchess meine recherchegestützten Erwartungen. Es war staubig. Schmierig. Tapeziert mit Postern spärlich bekleideter Damen, die sich auf Motorrädern räkelten. Ich passte dermaßen gut hierher! Aber als sich die Tür erst einmal hinter uns geschlossen hatte, beleidigte der
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