Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas
Autoren: Sarah Ockler
Vom Netzwerk:
Zinken einer Gabel. Ich fand es schlimm, dass sie so viel arbeitete, nur um dann nach Hause zu kommen und zu kochen, aber das war ihr Ding. Darauf bestand sie. Es war ihr Anker, der sie mit der Normalität verband. Früher hatte Papi immer behauptet, er habe sich zuerst in ihre Kochkünste verliebt und dann in ihre Seele, und vielleicht war das der Grund, warum sie nach wie vor kochte. Ich setzte meine Hoffnungen auf das Motorrad, aber vielleicht dachte Mom, die Form ihrer empanadas würde seiner Erinnerung auf die Sprünge helfen; dass ihr halbmondförmiger Anblick ihn zurückbringen würde.
    »Hm. Vielleicht sollten wir deine Schwestern fragen, was sie von der Idee mit dem Motorrad halten, queridita ?«
    »Nein!« Ich hätte beinah mein Messer fallen gelassen, aber ich riss mich schnell wieder zusammen und stützte mich mit den Händen auf die Anrichte. »Ich meine … sie haben superviel zu tun und wir müssen ihnen wegen meiner Sommerpläne mit Papi keinen Stress machen. Ich habe alles im Griff, Mom.«
    Mom nickte endlich und ich wandte mich wieder meinen matschigen Tomaten zu. Sie erinnerten mich an Herzen, und ich musste blinzeln, als mir Lourdes’ Abschlussballkorsage einfiel, die zerdrückt im Müll gelegen hatte. Und dann, sieben Jahre später, Aracelis tränenüberströmtes Gesicht.
    Die ganze Familie ist verflucht , hatte Mari an Aracelis Abend gesagt. Schwarze Seelen, alle miteinander .
    Du darfst dich niemals im Leben mit einem Vargas einlassen? Von jener Nacht an war es eins der Dinge, die wir fraglos zu akzeptieren hatten, so wie die Art und Weise, auf die Mom eine Gabel in ihre empanadas drückte, weil Abuelita es ihr so beigebracht hatte. Es spielte keine Rolle, ob es eine bessere Methode gab, etwas Neues, das man hätte ausprobieren können. Es war nun mal auf diese Weise von Generation zu Generation weitergegeben worden und genauso Teil der Familiengeschichte wie unsere olivenfarbene Haut oder die langen braunen Locken.
    Na ja, Mari schnitt sich die Locken ab und wurde sexbombenblond, aber nicht jede Tradition lässt sich mit einer Schere und einer Schachtel Nice ’n Easy Blond abschaffen.
    Die Backofentür öffnete sich mit einem Quietschen, und ein Hitzeschwall ergoss sich über meine nackten Beine, als Mom die empanadas in den Ofen schob.
    »Noch zehn Minuten«, sagte sie. »Wie geht’s mit dem Brunnenkressesalat voran?«
    Ich verteilte rote Zwiebelringe über die Tomaten. »Fertig.«
    »Er sieht perfekt aus.« Sie zwinkerte mir über meinen ensalada de berros zu, als ob sie von Anfang an gewusst hätte, dass es so sein würde.
    Falls unser Haus je von Zombiehäschen angegriffen werden sollte, würde Pancake sofort Alarm schlagen, aber für den Moment war die Luft rein, und er hatte es sich auf dem Boden bequem gemacht, drückte die Schnauze gegen die Fliegengittertür und lauschte unserer Unterhaltung, während wir beim Abendessen saßen.
    Papi erzählte zum dritten Mal von den Blaubeerpfannkuchen, die wir im Mountainside Café gegessen hatten, und der Kopf des armen Hundes schnellte unentwegt zwischen Papi und der Tür hin und her. Pfannkuchen-Häschen-Pfannkuchen-Häschen-Pfannkuchen-Häschen.
    Als Papi zum Teil mit dem Duchess kam, gab ich ihm ein unauffälliges Zeichen, ehe er Emilios Namen erwähnen konnte, und er streckte mir die Zunge raus und zupfte an seinem Ohrläppchen, als wären wir die Schiedsrichter bei einem Baseballspiel.
    »Alles okay mit dir?«, fragte Mom ihn.
    » Que ?«
    »Alles okay?«, wiederholte sie lauter. »Stimmt etwas mit deinen Ohren nicht?«
    Er winkte ab und schaufelte sich mit der Gabel Salat auf den Teller.
    » Dios mío , benutz das Salatbesteck.« Sie sprang von ihrem Stuhl und häufte ihm Salat auf den Teller. Dann verteilte sie noch Öl und Essig darüber.
    Manchmal fragte ich mich, wie es wohl wäre, davonzufliegen, so weit weg, wie ich konnte, so wie Lourdes und Celi es bei der ersten Gelegenheit getan hatten, die sich ihnen bot. Nicht bloß nach Denver, wohin ich im Herbst aufs College gehen würde.
    Weit, weit weg.
    » Ay , Rita. Nicht so viel Dressing.« Papi lud auf ihren Teller, was ihm zu viel war. Er gab ihr einen Klaps auf den Po, und sie wehrte ihn händewedelnd ab, aber sie lächelte breit dabei.
    »Du machst viel zu selten empanadas .« Papi schaufelte sich noch ein paar auf den Teller.
    » Por favor «, erwiderte Mom. »Es gab erst letzte Woche welche.«
    Er wackelte mit dem Zeigefinger. »Du versuchst mich reinzulegen, Frau.«
    Spanien.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher