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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas
Autoren: Sarah Ockler
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gekritzelt worden war, das einst sämtliche Geheimnisse meiner Schwestern in sich barg.
    Ich hätte beinah gelacht.
    Natürlich musste ausgerechnet er es sein.
    Emilio fucking Vargas.

2
    Ich, Jude Hernandez, schwöre, mich niemals, nie, unter gar keinen Umständen, egal, ob sie sich meiner Kontrolle entziehen oder nicht, selbst wenn das Schicksal der Menschheit davon abhinge, selbst wenn mein eigenes Leben in Gefahr wäre, mit einem Vargas einzulassen …
    Zurück in der herrlich jungenfreien Umgebung unserer Küche hackte ich auf eine Tomate ein, bis ihre Innereien hervorquollen. Es waren fünf Jahre vergangen, und ich war die einzige Hernandez-Schwester, die noch zu Hause lebte, aber der uralte Schwur hallte so klar in mir nach wie der Schrei eines Falken in einer Schlucht.
    »Verdorben«, flüsterte ich.
    »Oh, sie sind nur ein bisschen weich.« Mom brachte hinter mir einen Stieltopf voll Paprika und Pilzen zum Brutzeln. ¡Caliente! ¡Cuidado! Ofen und Herd sind nur zum Kochen. Nicht allein benutzen . Die Karteikarte auf der Dunstabzugshaube wellte sich im Dampf. »Wie war Papi heute drauf? Seid ihr zwei angeln gegangen?«
    Bäh . Angeln und Brettspiele – Moms Vorstellung ungetrübter Sommerfreuden. Es war erst Juni und Papi, Pancake und ich hatten bereits jedes lebende Wesen aus dem Animas gefischt. Und Viejito schummelt wie verrückt beim Scrabble. Ihr solltet mal die Wörter sehen, die er sich ausdenkt, um den dreifachen Buchstabenwert zu bekommen. Hallo?Manches davon steht weder im englischen noch im spanischen Wörterbuch.
    »Wir sind zum Frühstücken in die Stadt gegangen«, sagte ich. »Waren auf der Fifth bummeln, haben uns in ein paar Läden umgeschaut.«
    Moms Paprikamix zischt etwas lauter. »Und, was Süßes entdeckt?«, fragte sie.
    Und der Preis in der Kategorie Untertreibung des Jahres geht an …
    »Niemanden. Nichts.« Ich drehte den Wasserhahn auf. Rechts für kalt/ frío . Links für heiß/ caliente . »Zum Schluss sind wir in dieser Motorradwerkstatt gelandet. Papi hat einen Typen angeheuert, diesen Jungen, der dort arbeitet.«
    Sobald Papi und Duke sich auf einen Stundenlohn für Emilio geeinigt hatten und alle Papiere unterzeichnet waren, hatte ich ihn hastig aus dem Duchess gelotst, und Papi hatte kein Wort mehr gesagt. Als wir nach Hause kamen, zog ich mir normale Sachen an, und er machte es sich für einen Westernmarathon auf dem Sofa gemütlich. Jetzt brauchte ich Moms Zustimmung für die Motorradpläne, ohne Namen zu nennen. Es war ein paar Jahre her, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Vargas in unserem Haus nach wie vor ein Schimpfwort war.
    Jedenfalls für diejenigen, die sich daran erinnerten, wofür es stand.
    » Mi amor .« Moms Akzent wird stärker, wenn sie aufgeregt oder besorgt ist, und ich drehte mich um, damit ich ihre Lippen sehen konnte, nur für alle Fälle. »Vielleicht solltest du ihm wegen der Reparatur dieses alten Schrotthaufens keine Flausen in den Kopf setzen. Es ist teuer und Papi … für ihn ist es nicht gut, ständig Fremde im Haus zu haben.«
    In letzter Zeit hatte sie begonnen, Besucher abzuwimmeln – hauptsächlich Nachbarn, die es gut meinten, und ehemalige Arbeitskollegen – und ihnen zu erzählen, Papi sei müde, beschäfigt, unabkömmlich. Jetzt sprach sie wieder von Fremden im Haus , als hätte ich jeden Tag nonstop Party gemacht, seit ich den Highschoolabschluss in der Tasche hatte. Klar, diese Scrabblerunden konnten ganz schön ausufern. Und an dem einen Tag hatte Pancake sein ganzes Fressen aus der Schüssel katapultiert und überall auf dem Boden verteilt. Einfach ab-ge-fah-ren, mein Leben!
    »Mach dir mal keine Gedanken deswegen«, sagte ich, den Blick wieder auf die Spüle gerichtet. Runterdrücken um Wasser abzustellen, wenn fertig . Die ganze Angelegenheit bereitete auch mir Bauchschmerzen, nur nicht aus denselben Gründen. Und dennoch, hier ging es nicht um irgendwelche Fremde, und es ging auch nicht um einen alten Schwur und einen Jungen, der seine Seele dem Teufel verkauft hatte. Es ging darum, für Papi da zu sein. »Ich behalte die Dinge im Auge. Und Papi freut sich total, an der Harley zu schrauben – so haben wir diesen Sommer noch was anderes zu tun als angeln.«
    »Hm.« Mom seufzte und hob die Pfanne an, wendete das Gemüse mit einem perfekten Schwung aus dem Handgelenk. Während alles noch dampfte, löffelte sie die Mischung auf Teigkreise und faltete jeden fachmännisch zusammen. Dann verschloss sie die Ränder mit den
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