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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas
Autoren: Sarah Ockler
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kleines Mädchen, das seinem Daddy zu helfen versucht, hat gerade mal genug Babysittergeld, um die Basics zu finanzieren.
    »Die Teile sind nicht das Problem.« Er kaute immer noch wild entschlossen auf diesem Zahnstocher rum, was irgendeine Art Bikercode sein musste; ich hatte es in den Videos auch schon beobachtet. »Es sind die Arbeitsstunden. Ich habe nur einen Mann, der Erfahrung mit Oldtimermaschinen hat, und der ist nicht gerade billig. Und Zeit hat er im Moment auch keine, er ist bis Herbst ausgebucht. Wann wollt ihr sie denn fertig haben?«
    »Ich fahre im August mit Freunden weg«, sagte ich. Ich hoffte nur, dass Zoe und Christina nicht längst alles ohne mich unter Dach und Fach gebracht hatten. »Also vorher?«
    Duke holte zischend Luft. »Das wird eng. Für einen Nebenjob zum niedrigsten Tarif könnte ich nur meinen Nachwuchsmechaniker erübrigen. Er hat noch nicht alle Prüfungen abgelegt.«
    Ich spähte in die Garage. Die Männer hatten sich auf verschiedene Motorräder und Motorcrossmaschinen verteilt. Die meisten von ihnen trugen Jeans und zerrissene T-Shirts und ihre nackten Arme waren mit Motoröl beschmiert. Ihre Unterhaltung wurde von der Glasscheibe gedämpft, aber dass sie gut gelaunt rumflachsten, war unmissverständlich.
    Duke deutete durch die Scheibe auf ein dunkelblaues Motorrad, dessen Hinterteil nackt bis auf das stählerne Gerippe war. Ein Typ kniete davor – ein wenig jünger als der Rest vielleicht, aber gleichermaßen von sich überzeugt. Einer seiner Arme steckte tief in dem Bike, auf dem Boden um ihn herum lagen Werkzeuge und Lappen verteilt, und seine Schultern hoben und senkten sich, während er irgendeinen riesigen Bohrer bediente.
    »Das da drüben ist er, der mit dem blauen Kopftuch«, sagte Duke. »Guter Junge, weiß, was er tut. Aber wie ich schon sagte, er ist noch nicht lange ohne Stützräder unterwegs.«
    »Sieht für mich nicht wie ein blutiger Anfänger aus.« Ich verschob unauffällig die Hüfte. Verdammt. Diese Shorts verfolgten eine Mission; meine Konzentrationsfähigkeit wurde allmählich ernsthaft untergraben. »Außerdem ist uns vollkommen egal, wie alt er ist. Uns kümmert nur, dass er die Reparaturen günstig erledigen kann.«
    Papi nickte, aber sein Blick verriet, dass er in Gedanken meilenweit weg war.
    Duke klopfte an die Scheibe und winkte den jungen Mechaniker zu uns rüber.
    Der Typ sprang auf und wischte sich die Hände an einem Tuch ab, das aus seiner hinteren Hosentasche hing. Er hielt den Kopf gesenkt, als er die Tür öffnete, sodass ich seine Augen nicht sehen konnte. Nur Bartstoppeln. Grübchen. Eine Narbe am Kinn. Sein Arm war ebenfalls mit zackigen weißen Narben übersät.
    Gefährliche Sache, so ein Bikerleben.
    »Wie lange schraubst du schon an den Maschinen?«, fragte Duke.
    »Äh … schon immer?«
    »Hier, Klugscheißer. Bei mir.«
    »So zwei oder drei Monate, schätze ich. Wieso?« Seine Aufmerksamkeit war komplett auf den Boss gerichtet, aber meine Haut kribbelte, als würde ich beobachtet. Nicht auf die unangenehme Art – sondern auf eine vertraute. So als hätte ich diesen Kerl schon mal gesehen, aber wegen des Kopftuchs und der dicken Schmutzschicht konnte ich ihn nicht zuordnen. Auf keinen Fall aus der Schule oder vom Sommertheater. Vielleicht war er der Cousin von jemandem?
    »Du bist noch nicht bereit, Junior.« Duke köderte den armen Kerl. Aber so was von. »Nicht für eine Einundsechziger Hog.«
    »Willst du mich verarschen? Eine Einundsechziger?« Er drehte sich endlich zu mir um, ein breites Grinsen im Gesicht. Seine Grübchen waren ziemlich entwaffnend, wenn sie wie jetzt ihre volle Kraft entfalteten, aber ich schaffte es, mich unbeeindruckt zu geben, als er mich von oben bis unten musterte.
    Unter seinem forschenden Blick wurde mir ganz heiß. Ich wünschte mir sehnsüchtig, Zoe hätte mir an diesem Morgen bei meinem Outfit geholfen. Ich mochte Van Halen nicht mal, und darauf hätte sie mich genüsslich hingewiesen und mir so die Kopfschmerzen erspart, die inzwischen hinter meinen Augen pochten.
    Sich dem Anlass entsprechend kleiden ? Mal ehrlich, Jude. Eines Tages wird dein Hang zur Dramatik noch dein Untergang sein.
    »Eine Einundsechziger Panhead«, sagte ich schließlich.
    Seine Augenbrauen schossen überrascht beziehungsweise anerkennend nach oben. Vielleicht beides. »Du fährst?«
    »Nein. Ich …«
    »Sie gehört mir«, sagte Papi. »Und soweit es mich betrifft, hast du den Job, wenn du ihn willst.«
    Der Junge
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