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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas
Autoren: Sarah Ockler
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lange die Straße entlanggejagt.« Papi fuhr sich über die Augen. »Falls man nicht an Gott glaubt? Ist das einer der Tage, an denen man religiös wird.«
    Ich verdrehte die Augen. Ein Jaguar? Also ehrlich.
    Emilio sagte nichts, er musterte Valentina nur aus zusammengekniffenen Augen, klopfte und tätschelte sie, beobachtete und lauschte. Ich hatte Leute schon so mit Pferden umgehen sehen, aber nicht mit Motorrädern. Papi schien es jedoch nicht zu stören. Vielleicht war es normales Biker-Gehabe, so wie die Sache mit dem Zahnstocher.
    Ich zog das Handy aus meiner Hosentasche und schoss ein Foto. Emilio blickte hoch.
    »Es ist für meinen Vater«, sagte ich.
    »Viele Mädchen wollen ein Bild von mir.«
    Papi lachte.
    »Eigentlich wollte ich ein Foto von dem Motorrad machen, aber dein monströser Kopf war im Weg.« Ich wandte mich wieder Papi zu. »Du bist lieber still. Ich habe es für dich gemacht.«
    »Sprich mit mir, Valentina.« Emilio kniete auf dem Boden und presste sein Ohr an den Tank.
    Was für ein Angeber!
    »Sagt sie irgendwas?«
    Emilio sah zu mir hoch, dann zurück zum Motorrad. »Ich kann sie nicht hören.«
    »Das ist merkwürdig«, erwiderte ich. »Du musst leicht abzulenken sein. Denn hier ist es meistens ziemlich ruhig. Außer wenn Pancake ein Kaninchen entdeckt und durchdreht. Oder wenn es regnet. Dann klingt es, als würde jemand einen Haufen Vierteldollarmünzen auf das Dach prasseln lassen, und man kann sich selbst nicht mehr denken hören, weil …«
    »Juju?« Hinter mir klatschte Papi in die Hände, um sie vom Staub zu befreien. »Lass den Mann seine Arbeit machen.«
    Meine Wangen begannen zu glühen und ich hielt die Klappe.
    Schön. Ich konnte schweigend zusehen. No problema . Überhaupt gar keins. Seht her, so bin ich, wenn ich vollkommen leise bin. Und den Mann seine Arbeit machen lasse.
    Auf dem staubigen Boden gähnte Pancake und streckte sich der Länge nach aus. Wir warteten gemeinsam, bis Emilio Papi schließlich herüberwinkte, um sich mit ihm zu beratschlagen. Die zwei kauerten sich dicht vor die Maschine und unterhielten sich in einer fremden Sprache. Soll heißen eine, die nicht Spanisch war.
    Ich hüpfte von der Werkbank. Offenbar war ich keine große Hilfe in Sachen Motorradreparatur, und es war komisch, einfach nur rumzusitzen und hübsch auszusehen, wie es so schön heißt. Außerdem war mein Hintern eingeschlafen.
    Emilio verstummte und sah hoch, als könnte ich versucht sein, ein paar Worte einzuflechten, aber dem war nicht so. Er und Papi brauchten die stumme Jude, also bekamen sie auch die stumme Jude.
    »Getränke.« Meine Lippen bildeten das Wort tonlos, während ich den Akt des Trinkens pantomimisch mit meiner rechten Hand darstellte und mit der linken auf unser Haus zeigte.
    Ja, meine Freunde, so etwas kommt dabei raus, wenn man auf sechs Jahre Schauspielunterricht für Fortgeschrittene zurückgreifen kann!
    Als ich zurück in den Schuppen kam, saß Emilio auf dem Boden und untersuchte ein paar Teile, die er vom Motorrad abgeschraubt haben musste. Papi sah ihm aufmerksam zu, aber er war verstummt, seine Miene erschöpft und bleich.
    »Kommt raus in den Garten und macht eine Pause«, sagte ich zu ihnen. Dieses Mal laut, kein weiterer Ausdruckstanz.
    Wir gingen zum Gartentisch hinüber, auf den ich ein paar Dosen Cola, eine Auswahl an kalten empanadas vom Vorabend und eine große Schüssel Doritos gestellt hatte.
    Papi ließ sich auf seinen Stuhl fallen und griff nach einem Nacho. Er drehte und wendete ihn in den Händen und zerkrümelte ihn, doch als die Krümel auf den Tisch fielen, starrte er sie mit offenem Mund an, als hätte er ein vollkommen anderes Ergebnis erwartet.
    »Ich hoffe, sie schmecken nicht alt«, sagte ich. »Trink etwas Cola, Papi.«
    Uns gegenüber knusperte Emilio laut, und ich betete, er wäre zu tief im Blazin Buffalo and Ranch -Delirium versunken, um Papis Aussetzer zu bemerken.
    »Sind die schlecht?« Papi drückte seinen Daumen in die Schweinerei auf dem Tisch.
    »Sie sind nicht gerade gesund.« Emilio nahm sich noch eine Handvoll. »Aber sie sind der Hammer.«
    Endlich schob sich Papi ein paar Chips in den Mund. »Ich bin im Grunde kein Morgenmensch«, sagte er, die Lippen mit Krümeln übersät. »Ich zelte gern.«
    Mein Nacken wurde heiß und kribbelte. In der einen Minute erzählte Papi von Jaguaren und Kolbendeckeln aus Chrom, an die er seit Jahrzehnten nicht gedacht hatte, und in der nächsten war er völlig weggetreten.
    Er war wie ein
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