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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren
Autoren: Jules Verne
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Vorwort
    von Andreas Eschbach
    Unter den Büchern, die ich in meiner Jugend »verschlungen« habe, waren viele Romane von Jules Verne. Ich finde sie heute noch spannend zu lesen, was mir mit Romanen, die vor über 100 Jahren geschrieben wurden, ausgesprochen selten so geht.
    Besonders fasziniert hat mich darunter schon immer der Roman »20 000 Meilen unter den Meeren«. Die düstere Gestalt des Kapitän Nemo ist eine, die man nie wieder vergisst. Die Reise durch die Tiefen der Ozeane, mit all ihren Details, liest sich heute noch mehr als fantastisch; um wie viel fantastischer muss sie den Zeitgenossen Vernes erschienen sein, die selbst Fotografien selten zu Gesicht bekommen haben, ganz zu schweigen von Kino, Fernsehen oder Internet!
    Doch das Grandioseste in diesem Buch, sein Hauptdarsteller gewissermaßen, ist natürlich das Unterseeboot Nautilus .
    Ich erinnere mich, dass ich, kaum hatte ich das Buch durch, sofort daranging, die Nautilus zu zeichnen. Sie war in dem Buch so detailliert beschrieben, dass ich fast nicht anders konnte. Ich war damals ein großer Fan von Risszeichnungen, von Abbildungen, die einem das Innere von Geräten oder Fahrzeugen zeigten. Das Buch, das ich hatte, enthielt zwar Illustrationen, altertümlich wirkende Strichzeichnungen, doch das waren Bilder von Szenen aus dem Roman. Eine Querschnittszeichnung durch das Unterseeboot gab es zu meinem Bedauern nicht.
    Also versuchte ich, selber einen Aufriss zu zeichnen. Ich nahm extra kariertes Papier, um das mit den Abmessungen einfacher hinzukriegen. Das Buch lag dabei neben mir; ich bemühte mich, die genannten Maße exakt zu übernehmen. Dafür schlug ich nach, wie ein Fuß in Meter umzurechnen war, und beschäftigte meinen damals ganz neuen Taschenrechner.
    Doch es wollte mir nicht gelingen. Obwohl ich den Angaben folgte, erhielt ich ein U-Boot, in dem die großzügigen Räume des Kapitäns den weitaus meisten Platz einnahmen! Der Erzähler der Geschichte berichtete nichts über die Räume der Mannschaft, was nicht weiter verwunderlich war, weil er diese niemals zu Gesicht bekam – aber irgendwo mussten sie doch sein! Wenn man davon ausging, dass ein U-Boot über Maschinenräume verfügen musste, über Antrieb, Stromversorgung und, nicht zu vergessen, Tauchtanks, dann blieb so gut wie kein Platz mehr für Mannschaftsräume, ganz zu schweigen von den beiden Gästekabinen, in denen die unfreiwilligen Passagiere der Nautilus monatelang leben.
    Ich prüfte alle Maße mehrmals nach und sagte mir schließlich, dass sich der Autor wohl vertan haben musste. Die Nautilus musste wesentlich größer sein als von ihm beschrieben.
    Jahrzehnte später sah ich Zeichnungen professioneller Künstler, die genau dasselbe versucht hatten wie ich damals – und ganz ähnliche Resultate erhalten hatten. Nur eben richtig gut gezeichnet.
    Es war auf den UTOPIALES: Das ist ein Science-Fiction-Festival, das alljährlich in Frankreich stattfindet, in Nantes genauer gesagt, der Geburtsstadt Jules Vernes, was natürlich kein Zufall ist. Es ist das größte Science-Fiction-Festival der Welt. Alljährlich lockt es 30- bis 40 000 Besucher an und vor allem Künstler, die sich auf irgendeine Art mit Science-Fiction beschäftigen – Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Musiker, Filmemacher und so weiter. Natürlich gibt es in Nantes auch ein Jules-Verne-Museum (man kann dort unter anderem das Steuerdeck der Nautilus betreten!); es ist also kein Wunder, dass Jules Verne immer wieder ein Thema auf den UTOPIALES ist, ist er doch so etwas wie der Stammvater der Science-Fiction.
    Und deswegen stand ich eines Tages vor diesen prächtigen, großformatigen Zeichnungen der Nautilus , die verblüffend meinen eigenen Skizzen ähnelten, über denen ich damals an meinem Schülerschreibtisch gerätselt hatte. Und dann fielen mir meine vielen Museumsbesuche wieder ein (als Schriftsteller geht man, wenn man recherchieren muss, ziemlich oft in Museen) und all die Grundrisse und Modelle historischer Segelschiffe, die ich im Lauf der Zeit gesehen hatte. Auf diesen hatten die Räumlichkeiten des Kapitäns und seiner Offiziere oft tatsächlich einen für unser heutiges Empfinden unangemessen großen Anteil am insgesamt zur Verfügung stehenden Platz eingenommen. So, als zähle die oft über 100 Mann starke Besatzung gar nichts. In der Tat mussten sich Seeleute früher ihre Schlafplätze oft »irgendwo« suchen – in irgendeiner Ecke, unter den Maschinen oder gar den Geschützen.
    Vielleicht, denke
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