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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren
Autoren: Jules Verne
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ich, war Jules Verne trotz seiner enormen Fähigkeit, den technischen Fortschritt vorauszusehen, letzten Endes doch ein Kind seiner Zeit – einer Zeit, in der man die Menschen wesentlich ungleichwertiger betrachtet hat, als wir das heute tun. Diese Art Fortschritt hat der alte Meister offensichtlich nicht vorausgeahnt.
    Aber das macht nichts. Jules Verne bleibt trotzdem einer der ganz Großen der Science-Fiction, selbst über 100 Jahre nach seinem Tod, und seine Romane bleiben großartige Abenteuergeschichten, die viele begeistert und inspiriert haben – auch mich. Denn es waren die Bücher von Jules Verne, die mich seinerzeit animiert haben, nach etlichen kürzeren Geschichten, die ich bereits geschrieben hatte, meinen ersten »richtigen«, langen Roman zu verfassen. Der endete zwar dann doch schon nach 80 Seiten, aber immerhin: So hat alles angefangen.
    Ich glaube, ich bin nicht der Einzige, dem es so erging. Und ich werde auch nicht der Letzte bleiben – jede Wette!

1. Kapitel
    Am 20.7.1866 begegnete die Governor Higgin s on 5 sm östlich der australischen Küste der schwimmenden Masse. Kapitän Baker hielt sie zuerst für eine neue Klippe und wollte gerade ihre Lage in die Karten eintragen, als die Masse zwei Wasserfontänen 50 m hoch in die Luft jagte. Damit sah sich Kapitän Baker vor die Alternative »Inselchen mit periodisch tätigem Geysir« oder »bisher unbekanntes Seesäugetier« gestellt.
    Am 23.7.1866 beobachtete die Cristobal Colon in den Gewässern des Pazifiks das Gleiche. Dieses Tier-Ding musste also extrem schnell sein, denn es hatte in drei Tagen mehr als 700 sm zurückgelegt.
    2 000 sm weiter und 14 Tage später signalisierten sich die Helvetia, unterwegs nach Amerika, und die Shannon, unterwegs nach Europa, bei ihrer Begegnung im Atlantik das Monster unter 45° 15’ nördl. Breite und 60° 35’ westl. Länge. Auf beiden Schiffen glaubte man die Länge des enormen Säugers mit 100 m richtig zu schätzen. Nicht mal die Wale der Aleuteninseln Kulammak und Umgullick erreichen dieses Ausmaß.
    Kurz darauf trafen neue Beobachtungen von Bord der Pereira ein.
    Dann stieß die Aetna mit dem Ungeheuer zusammen.
    Dann folgte das Protokoll der Offiziere von der Normandie .
    Und als die Erhebung des Generalstabs unter Fitz-James an Bord der Lord Clyde vorlag, war bis zum Frühjahr des nächsten Jahres das Monster in Mode. Während der enorme Apparat ruhte, erwachten die Zeitungsredakteure, die Kabarettisten, die Schriftsteller, die Wissenschaftler und die Kaffeehausschwätzer und diskutierten den Überwal, bis er völlig abstrahiert war.
    Da wurde das Ding wieder konkret.
    Am 5.3.1867 stieß die Moravian unter 27° 30’ nördl. Breite und 72° 15’ westl. Länge nachts gegen einen Felsen, der da laut Karte nicht sein durfte. Nur der starke Rumpf des Schiffes und seine 400 PS retteten die 237 Passagiere.
    Einen Monat später, am 13. April 1867, geschah der Scotia von der »Cunard-Line« unter 45° 37’ nördl. Breite und 15° 12’ westl. Länge bei ruhigem Meer, günstigem Wind und vollkommen regelmäßiger Radbewegung das Gleiche. Eine erschreckendere Demonstration seiner Kraft konnte das Untier nicht geben: Die »Cunard-Line« hatte in den 26 Jahren ihres Bestehens noch kein Schiff, keinen Mann, keinen Brief und keine Stunde Fahrtzeit verloren. Wer in der Welt Cunard als Symbol der Sicherheit angesehen hatte, fuhr verstört empor. Die Öffentlichkeit empfand die Existenz des aggressiven Gegenstandes als Bedrohung und mobilisierte eine Reihe von Ausschüssen, die bei den Regierungen den Wunsch nach sauberen Meeren vortrugen und verlangten, dass eine Jagd auf das große graue Ungetüm veranstaltet würde.
    Und ich? Was hielt ich von diesen Vorgängen? Ich befand mich im März in New York, hatte gerade eine Nebraska-Expedition im Auftrag der französischen Regierung abgeschlossen und wartete auf das Schiff, das mich wieder in die Heimat bringen sollte. Die Diskussion unter allen Leuten, die von dem Ding gehört hatten und denen es ungeheuer war, langten bereits bei den lächerlichsten ichthyologischen Fantasien an. Die Insel- oder Klippenhypothese, die früher im Umlauf gewesen war, hatte man längst aufgeben müssen, auch die Schiffsrumpf-Theorie war angesichts der frappierenden Ortsveränderungen gefallen. Am längsten hielt sich die Mutmaßung, es handle sich bei dem Unwesen um ein Unterwasserfahrzeug mit außerordentlicher mechanischer Kraft.
    Aber: Dass ein Privatmann eine solche Maschine
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