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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache
Autoren: Carl Hanser Verlag
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rührt sich! Hände auf den Tisch! Du da! Stopp, oder du bist tot!«
    Der dicke Mann mit der schwarzen Krawatte, der die Hand nach dem Telefon ausgestreckt hatte, erstarrte. Er und die anderen fünf Personen im Raum wurden ganz still. Drei davon – der dicke Mann und zwei Frauen mittleren Alters, die an Schreibtischen voller Aktenordner, Rechenmaschinen und Bildschirmen saßen – waren Angestellte des Stadions und würden sich beruhigen, sobald ihnen einfiel, dass das Geld nicht ihnen gehörte. Die anderen drei – schlanke junge Männer mit kurzen Haaren, dunklen Hosen, weißen Hemden und schmalen Krawatten – gehörten zu Archibalds Männern und würden einen Raub vielleicht persönlicher nehmen.
    Diese drei hatten um den langen Tisch herumgestanden, auf dem sich das zum Teil noch nicht gezählte Geld stapelte. Jetzt beugten sie sich leicht vornüber und legten die Hände flach auf den Tisch. Ihre Blicke gingen hierhin und dorthin: Sie sahen einander an, das Geld, die Waffen, die Lampen, den Boden und alles andere im Raum. Alle drei überlegten, was sie tun könnten, trotz der Gewehre.
    Mackey ging zum Geldtisch, hielt sich dabei aber seitlich von Parker und Liss, damit er nicht in ihr Schussfeld geriet. Er tänzelte, rollte die Schultern und gab mit allerlei körpersprachlichen Mitteln zu verstehen, wie sehr er unter Dampf stand. Seine Stimme war laut und rauh und angespannt, als er schrie: »Ihr drei da! Weg von dem Geld!«
    Sie starrten ihn an und rührten sich nicht. Mackey schwenkte die Schrotflinte mit beiden Händen hin und her. Er wippte in den Knien. Er schrie: »Sonst muss ich einen von euch Scheißern wegpusten! Muss ich! Also bewegt euch!«
    Liss rief wütend: »Pass auf, dass kein Blut auf das Geld kommt!«
    »Weg da!« brüllte Mackey die drei an. »Weg da!«
    Endlich fand einer der drei seine Stimme wieder. Stockend, keuchend sagte er: »Warum sollten Sie uns erschießen?«
    Parker trat einen Schritt vor. »Tu’s nicht, Ed«, sagte er. »Nur wenn sie dir einen Grund dafür geben.«
    Mackey tänzelte zu dem, der gesprochen hatte, und stupste mit dem Lauf des Gewehrs gegen seinen weißen Hemdsärmel. »Gib mir einen Grund«, bettelte er. »Gib mir einen Grund.«
    »Auf den Boden«, sagte Parker zu den dreien. Es klang, als wollte er ebensosehr wie sie, dass Mackey sich beruhigte. »Da, wo ihr seid. Auf den Rücken. Ed erschießt euch nur, wenn ihr was Dummes tut.«
    Im nächsten Augenblick lagen sie auf dem Boden und starrten an die Decke. Wie umgedrehte Schildkröten waren sie hilfloser und verletzlicher, als wenn Parker ihnen gesagt hätte, sie sollten sich auf den Bauch legen, wo sie sich sicherer, geborgener hätten fühlen können. Angesichts ihrer Lage und Mackeys offensichtlicher Mordlust würden sie keinen Ärger machen.
    Parker hatte den Seesack voller Seesäcke von Mackey übernommen, damit der die Hände frei hatte für seinen Auftritt. Jetzt wandte er sich den beiden Frauen zu, die an ihren Schreibtischen saßen und sich bemühten, unsichtbar zu sein, und warf ihnen den Sack zu. »Nehmen Sie die anderen Säcke heraus und packen Sie das Geld hinein. Je schneller Sie sind, desto schneller sind wir wieder weg.«
    Die Frauen eilten zum Geldtisch und stiegen dabei über die liegenden Männer hinweg. Ungeschickt, weil es so schnell gehen musste, stopften sie das Geld in die grauen Säcke, während Mackey auf und ab ging, vor sich hin murmelte und sich den Schädel rieb. Liss stand bei der Tür, seine Flinte schwang hin und her, als wäre sie eine Überwachungskamera. Parker ging hinaus in den kleinen Vorraum und sah nach Carmody, der immer noch bewusstlos dort lag, wohin sie ihn geschleppt hatten. Dann kehrte er wieder in den Geldraum zurück, wo Mackey noch immer in rastloser Bewegung war, auf die am Boden liegenden Männer zielte und Unverständliches von sich gab, während die Frauen ihm verängstigte Blicke zuwarfen und die Seesäcke füllten, so schnell sie konnten.
    Parker riss die Kabel aus den Telefonen und den Wandbuchsen, brachte sie zum Geldtisch und stopfte sie in einen schon halb gefüllten Seesack.
    »Jetzt kannst du diesen wichtigen Anruf erledigen«, sagte Liss zu dem dicken Mann.
    Der dicke Mann war auf Würde bedacht: Er saß reglos und mit gebeugtem Kopf da, starrte auf einen Punkt zwischen seinen flach auf den Schreibtisch gelegten Händen und tat, als hätte Liss nichts gesagt.
    Sie hatten sechs Säcke mitgebracht, brauchten aber nur fünf. »Geben Sie mir den leeren«,
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