Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternschnupperkurs

Sternschnupperkurs

Titel: Sternschnupperkurs
Autoren: Jill Mansell
Vom Netzwerk:
1. Kapitel
    Suzy verliebte sich in dem Moment in Harry Fitzallan, als sie ihm die Spermaprobe ihres Mannes zeigte.
    Die Probe gehörte natürlich nicht wirklich ihrem Mann. Schon deshalb nicht, weil sie gar nicht verheiratet war.
    Es war auch keine Spermaprobe, es war ein McDonald’s-Pappbecher mit den Resten ihres Erdbeermilchshakes. Aber wenn der eigene Bruder soeben wegen überhöhter Geschwindigkeit angehalten worden ist und er seinen Führerschein auf gar, gar keinen Fall verlieren darf … nun ja, manchmal muss man einfach improvisieren, muss aus dem, was man hat, das Beste machen.
    Ach ja und wenn sie ehrlich war, handelte es sich auch nicht um Liebe auf den ersten Blick. Es war vielmehr ein gesunder Anfall von Wolllust.
     
    »Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt.« Rory Curtis stöhnte leise, als der Streifenwagen vor ihm einscherte und sein ›Haben-wir-dich!‹-Blaulicht aufleuchten ließ. Der Fahrer ließ Rory mit einem lässigen Winken wissen, dass er jetzt anhalten dürfe.
    »Scheißkerl!« Im Gegensatz zu ihrem älteren Bruder neigte Suzy Curtis gelegentlich zu Kraftausdrücken. »Also ehrlich, was haben diese Korinthenkacker nur? Warum können die nicht was Nützliches tun, zum Beispiel Einbrecher fangen? Wann hören die endlich auf, unschuldige Verkehrsteilnehmer zu belästigen, die …«
    »Das sieht gar nicht gut aus.« Rory unterbrach ihre Tirade schnöde. »Ich habe schon zehn Punkte. Jetzt ist mein Führerschein ganz sicher flöten.« Er atmete schwer aus. »Wie soll ich denn ohne Auto meinen Job machen?«
    Er machte sich zu viele Sorgen, und er arbeitete zu viel. Suzy war da ganz anders, aber sie spürte seine Beunruhigung, als er am Fahrbahnrand hielt. Sie spielte genervt mit dem Milchshakebecher in ihrem Schoß und war sehr versucht, ihren Frust an dem Becher auszulassen und ihn wie eine leere Cola-Dose mit der Faust zu zerquetschen. Aber dann bekäme sie auf ihrem marineblauen Agnès-B-Rock lauter Milchshakeflecke.
    Sie sahen beide zu, wie der Polizist ausstieg.
    »Meine Güte.« Suzy schnappte nach Luft. Sie war sofort aufmerksam und pfiff erstaunt auf, weil sein Anblick so unerwartet kam. »Von dem möchte ich ein Baby haben.«
    »Wegen mir könnt ihr gern sofort damit anfangen.« Rory war enorm angespannt, klang resigniert. »Vielleicht lenkt ihn das so ab, dass er mir keinen Strafzettel ausstellt.«
    Es ließ sich nicht leugnen – der Streifenbeamte sah absolut umwerfend aus. Suzy saugte jedes köstliche Detail auf: die hellblauen Augen, die Lachfältchen in den Augenwinkeln, den Körper, der, offen gesagt, in jeder Hinsicht perfekt war. Sie musste sich dazu zwingen, den Mund wieder zu schließen. Schließlich hat eine Frau, die sabbert, nichts auch nur annähernd Attraktives an sich.
    Ihre Finger schlossen sich hilflos um den Milchshakebecher. Neben ihr auf dem Fahrersitz ging Rorys Atem schneller, und die Vene an seiner Stirn begann zu pochen. Während der Polizist auf sie zugeschlendert kam, hatte Suzy aufblitzende Visionen von den Kindern, die sie mit ihm haben würde. Nachdenklich sah sie auf den Becher in ihrer Hand und zog den Strohhalm heraus.
    »Das war’s. Ich bin geliefert«, seufzte Rory und massierte sich die schmerzende Stirn.
    »Pst. Lass mich etwas versuchen.« Suzy tätschelte seinen Arm, stieß die Beifahrertür auf, sprang auf den Grasstreifen, starrte den schönsten Polizisten an, den sie in ihrem ganzen Leben je gesehen hatte …
    … und brach in Tränen aus.
    Er wirkte bestürzt. »Also …«
    »Bitte, Officer, bitte. Ich weiß, wir waren einen Tick zu schnell, aber …«
    »Einen Tick? 79 Meilen pro Stunde, laut meinem Bordcomputer.«
    »Aber jede Sekunde zählt, und das ist unser letzter V-v-versuch«, schluchzte Suzy. »Sechs Jahre der Qual, vier künstliche Befruchtungen und einen weiteren Versuch können wir uns einfach nicht leisten. Officer, ich flehe Sie an …« Zitternd hielt sie ihm den bunten Milchshakebecher entgegen, auf dem für den neuesten Disneyfilm geworben wurde. »Wir haben nur noch dreißig Minuten, um ins Krankenhaus zu kommen. Die Ärzte warten schon. Ich hatte alle Spritzen … Das ist meine letzte Chance auf ein Baby, und wenn Sie uns nicht sofort weiterfahren lassen …« Sie presste den Becher an ihren bebenden Busen. »… dann müssen die hier alle sterben!«
    Suzy blinzelte, die Lippen tapfer zusammengepresst, offene Qual im Blick. Tja, das war’s. Man konnte nicht sagen, dass sie es nicht versucht hatte. Mein Gott, war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher