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Sternschnupperkurs

Sternschnupperkurs

Titel: Sternschnupperkurs
Autoren: Jill Mansell
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der Ferne gesehen hatte, fand sie, dass der Leadsänger – Jaz natürlich – gar nicht mal so übel aussah. Auf eine schmuddelige, langhaarige, mit mehreren Ohrringen geschmückte Art und Weise.
    Fee konnte sich nicht mehr auf ihre sanfte Musik konzentrieren und ließ sich auch leicht von den Prüfungen für ihre Banklehre ablenken, auf die sie sich eigentlich vorbereiten sollte. Und schon bald schlenderte Fee regelmäßig zur Garage, wenn die Jungs übten. Hatte man sich erst einmal an ihre Form von Heavy Metal gewöhnt, waren einige ihrer Songs gar nicht so schlecht. Manchmal brachte sie ihnen Becher mit Kaffee und verschüttete den halben Inhalt lange bevor sie die Garage erreichte, aber sie wollte kein Tablett nehmen, weil das einzige Mal, als sie das getan hatte, Ken der Schlagzeuger in seiner besten Schwulenimitation geflötet hatte: »Ein Tablett, ein Tablett, ach wie schrecklich, schrecklich
nett

    Jaz war der Einzige gewesen, der sich daraufhin nicht vor Lachen gekringelt hatte. Fee war feuerrot angelaufen, aber Jaz hatte seine langen, blonden Haare in den Nacken geworfen und mitfühlend gemeint: »Ignoriere sie einfach, die sind doch jämmerlich. Ein Haufen ignoranter Kretins.«
    Sie hatte sich augenblicklich hilflos in ihn verliebt.
    Während der darauffolgenden Monate hatte sich Fee für die Band unentbehrlich gemacht. Sie wurde der persönliche Catering-Service der Jungs und versorgte sie mit Schinkenbrötchen und endlosen Bechern Tee. Sie hievte Verstärker aus dem Lieferwagen der Band und wieder hinein, räumte die leeren Bierdosen weg und stickte den Bandnamen – Fireball – in flammenden, orange-gelb-roten Lettern auf die Rückseiten ihrer Jeansjacken. Außerdem klebte sie stundenlang Poster, die sie selbst entworfen hatte und die für die Auftritte der Band warben, überall in und um Bristol an sämtliche Freiflächen.
    »Das ist doch peinlich«, beschwerte sich Ken eines Abends nach einem ausverkauften Auftritt im Pig & Whistle. »Wir sind eine Hard-Rock-Band, aber unser Roadie sieht aus wie eine Pfadfinderin.« Er zeigte auf Fee in ihrer gebügelten Bluse und ihrem biederen Rock. Ihre Brillengläser funkelten, während sie mit dem Geschäftsführer des Pubs über das Honorar der Band stritt. »Also, die ist doch Banklehrling. Was hat das denn für einen Rock-’n’-Roll-Faktor?«
    »Letzte Woche hat mich einer gefragt, ob sie unser Groupie ist«, warf Vince, der Bassgitarrist, ein. »Jaz, ehrlich, sie vermasselt unser Image. Die Leute machen sich schon lustig.«
    »Ihr undankbaren Mistkerle. Was ist nur los mit euch?« Jaz war ziemlich betrunken, aber er verteidigte Fee, wie er es immer tat. »Ohne sie wären wir nichts. Sie sorgt praktisch allein dafür, dass wir vorankommen.«
    »Sag jetzt nicht, dass du ein Auge auf sie geworfen hast«, höhnte Vince.
    »Natürlich nicht«, log Jaz, obwohl dem so war. »Ich sage ja nur, dass sie ihre Sache verdammt gut macht.«
    Jaz träumte davon, eines Tages berühmt zu sein, also wurde das auch der Traum von Fee. Aber anstatt dem Glück zu vertrauen wie der Rest der Bandmitglieder, die glaubten, dass sie – wie bei der Liebe auf den ersten Blick – irgendwann auf geheimnisvolle Weise entdeckt und bei einer Plattenfirma unter Vertrag genommen würden, sandte Fee Kopien der sechs besten Songs von Fireball an jede Schallplattenfirma in London und schrieb dazu, wenn sie das Tape schon für gut hielten, dann sollten sie die Band erst einmal live spielen hören.
    Zwei Wochen später nahm SellOut Records die Band unter Vertrag.
    »Mal was anderes als unsere alte Klapperkiste, nicht?«, sagte Jaz, als er am folgenden Abend in einer Limousine mit Chauffeur vor dem Elternhaus von Fee vorfuhr. »Komm schon, lass uns die Stadt unsicher machen.«
    »Hast du das alles für mich arrangiert?« Fee fuhr sich mit den Fingern durch die dunkelroten Haare, die Augen groß wie Unterteller. Sie war erstaunt und entzückt.
    Jaz grinste und nahm ihre zitternde Hand. »Warum auch nicht? Du bist es wert.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Nur so durch die Gegend. Das Ganze hat mich achtzig Pfund gekostet, und jetzt bin ich pleite.« Jaz klang trübselig. »Das ist das Problem mit diesen Schallplattenfirmen – sie überhäufen einen nicht mit Geld, sobald man den Vertrag unterzeichnet. Dummerweise muss man sich das Geld erst verdienen.«
    Sie fuhren nach Burnham-on-Sea. Im Fond der Limousine aßen sie Fish und Chips und tranken Blackthorn Cider – wofür Fee bezahlte –, und
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