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Sternschnupperkurs

Sternschnupperkurs

Titel: Sternschnupperkurs
Autoren: Jill Mansell
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dunkle Haar ihres Bruders. »Donna, ich brauche eine Einstiegshilfe. Gib mir ein c-Moll.«
    Donna klopfte auf die Taschen ihres langen, schwarzen Kleides und rief: »Ich habe gerade keines dabei.«
    »Macht nichts, ein Glas tut’s auch.« Suzy beugte sich gefährlich zur Seite, hob eine halbleere Weinflasche vom Tisch und schnappte sich ein Weinglas. »Jetzt brauche ich nur noch Sporen. Ho, Silver, ho, los geht’s, und pass auf die Tische auf …«
    Alle feuerten sie wie wild an, aber die Aufgabe war zu viel für Martin, der sieben Tequila auf leeren Magen getrunken hatte. Er taumelte, prallte an einer Tischkante ab und verlor das Gleichgewicht, bevor Suzy auch nur einen Ton zum Besten geben konnte. Wahrscheinlich war das besser so, da ihre Singstimme bedauernswert atonal klang.
    »Aaah!« Während Suzy nach hinten kippte, fragte sie sich verschwommen, ob ihr Hintern der Aufgabe gewachsen sein würde, den Sturz abzufedern. Sie hatte das Gefühl, in Zeitlupe zu Boden zu krachen. Hinter ihr fiel ein Stuhl um, und zwei starke Arme, die aus dem Nichts aufzutauchen schienen, fingen sie auf.
    Erstaunt sah Suzy zu, wie sich die fremden Hände fest um ihre Taille schlossen. Jemand mit Reflexen wie ein geölter Blitz hatte sie vor einem wahrhaft entsetzlichen Schicksal bewahrt und sie konnte nicht einmal sein Gesicht sehen. Außerdem waren ihre Schenkel immer noch um Martins Taille geschlungen.
    Was peinlich war und nicht gerade elegant aussah.
    Langsam löste Suzy ihre Beine. Durch reines Glück hatte sie es fertiggebracht, sowohl das Glas als auch die Flasche Pouilly Fumé fest umklammert zu halten. Nun war es Zeit für einen kräftigen Schluck.
    Dann drehte sie sich um und sah nach, wer ihr so tapfer zur Rettung geeilt war.
    Einen Moment lang erkannte sie ihn nicht, so eng war er in Gedanken mit kratzigem, blauem Uniformstoff verwoben. Dann sah Suzy, wie sich kleine Lachfältchen in den Augenwinkeln bildeten, und jede Einzelheit ihrer letzten Begegnung stand ihr wieder vor Augen. Dieses Mal trug er keine Mütze und sein dunkles Haar war lockiger, als sie es in Erinnerung hatte. Die Augen waren immer noch so blau wie zuvor. Und obwohl er jetzt in einem blassgelben Polohemd und Jeans steckte, konnte sie die Feinheiten seines Körpers würdigen, der fest, wohlgeformt und eindeutig in der Lage war, beträchtliche Gewichte zu stemmen, wenn sich die Notwendigkeit ergab.
    Nun ja, relativ beträchtlich. Es war absolut okay, wenn man 60 Kilo wog.
    »Ich sage das ungern«, meinte Suzy, »aber Sie scheinen mir ein sehr pfiffiger Bulle zu sein.«
    »Allerdings«, stimmte Harry Fitzallan zu. Sein Blick war traurig. »Sie trinken und reiten Huckepack. Ganz zu schweigen von Ihrem Ehemann, der zusieht, wie Sie auf dem Rücken eines anderen Mannes herumgaloppieren.«
    Aufgrund der Tequilamengen, die Suzy im Laufe des Abends so tollkühn gekippt hatte, drehte sich alles in ihr. »Eigentlich ist er gar nicht mein Mann. Er ist mein Bruder.«
    »Wenn das so ist, hoffe ich wirklich, dass die Spermaprobe, mit der Sie sich so eilends befruchten wollten, nicht von ihm stammt.«
    »Was soll ich sagen? Ich habe Sie fett angelogen.« Suzy versuchte, angemessen beschämt zu wirken. »Es war ein Erdbeermilchshake.«
    »Und ich habe mich für so einen netten Kerl gehalten.« Harry schaute bedauernd. »Ich dachte, ich hätte mich anständig verhalten. Wissen Sie, ich musste viel an Sie denken. Hinterher. Ich hoffte, dass für Sie und Ihren Mann alles in Ordnung kommt …«
    »Falls ich tatsächlich mal ein Baby bekomme«, erklärte sie ihm ernsthaft, »dann verspreche ich, dass ich es wirklich nach Ihnen nennen werden.«
    Er hob zweifelnd eine Augenbraue. »Sie wissen ja nicht einmal mehr, wie ich heiße.«
    Suzy, die das sehr wohl noch wusste, wedelte mit dem Arm und verkündete: »Ich werde ihn Bulli nennen.«
    Harry lächelte. »Sie sind betrunken.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Suzy nickte heftig, erneut verzaubert von der erstaunlichen Bläue seiner Augen. »Aber wie schon Winston Churchill einmal zu bemerken pflegte, wenn ich morgens aufwache, sehen Sie immer noch gut aus.«
    »Das hätte er wohl gern gesagt. Na ja, er hat einmal etwas gesagt, das fast so ähnlich klang.«
    »Und was ist jetzt? Werden Sie mich verhaften?«
    »Wofür? Dass Sie in betrunkenem Zustand ein Weinglas halten?«
    Suzy schüttelte ihre lange, lohfarbene Mähne.
    »Ach bitte, Sie wissen doch, was ich meine. Verschwitzen … nein, verschwören gegen den Lauf des Gesetzes
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