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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache
Autoren: Carl Hanser Verlag
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mit dir sehen lassen, was?« sagte Mackey und knuffte im Spaß gegen Liss’ Arm. »Bis bald mal, George.«
    Man verabschiedete sich, Carmody setzte sich deutlich erleichtertwieder auf seinen Stuhl, und Parker, Mackey und Brenda gingen hinaus auf den Parkplatz, wo Mackey einen Lachanfall bekam und sich auf die Kühlerhaube seines Wagens stützen musste. Als er sich wieder gefasst hatte, sagte er: »Das war echt rührend, Parker. Hast du das gemerkt? Wir sollten nicht wissen, dass George auf Bewährung draußen ist. Ich finde das rührend.«
    »Er ist ein sehr braver Bürger«, pflichtete Parker ihm bei.
    Mackey lehnte sich an den Wagen, wischte sich die Tränen aus den Augen und sagte zu Brenda: »Na, was meinst du? Immer noch zu trübsinnig?«
    »Ich glaube, du kannst dich darauf einlassen«, sagte sie. »Wenn alles andere in Ordnung ist. Wenn Parker mitmacht.«
    »Ja?« Mackey sah sie interessiert an. »Woher der Meinungswandel?«
    »Er ist kein Lügner«, sagte Brenda. »Der Typ stellt einem keine Falle, er betrügt keinen, er legt keinen rein, denn er könnte einem nicht mal die falsche Uhrzeit sagen, ohne dass man’s ihm gleich am Gesicht ansehen würde.«
    »Stimmt.« Mackey nickte, dachte darüber nach, grinste und sah Parker an. »Hast du schon mal mit einem zusammengearbeitet, der solche Empfehlungen hatte? Er kann nicht lügen. Parker, unser neuer Kumpel heißt George Washington.«

VIER
    Sie warteten auf dem Parkplatz. Als Carmody eine halbe Stunde später mit Liss herauskam und sie sah, blieb er wie angenagelt stehen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf der Suche nach einem Ausweg zur Straße, doch bevor er etwas Dummes tun konnte, fasste Liss ihn am Ellbogen und sagte beruhigend: »Schon okay, Tom. Das heißt, dass sie dich mögen.«
    »Was? Was?«
    »Das sind die Leute, die uns helfen werden, Tom«, erklärte Liss mit sanftem Nachdruck. »Sie wollten dich erst mal sehen, sich ein Bild von dir machen. Es war abgemacht, dass sie hier warten, wenn sie dich okay finden. Und da sind sie jetzt.«
    »Du meinst, die … die …«
    »Genau, Tom«, sagte Mackey. »Es geht um die Millionen des Reverend.«
    »Keine Millionen!« sagte Carmody erschrocken.
    »Ich weiß, ich weiß.« Mackey grinste in sich hinein. »Ich hab bloß übertrieben, Tom, das ist eine schlechte Angewohnheit von mir. Die Rede war von vierhundert Riesen, stimmt’s? Zwei für uns, zwei für dich.«
    »Ungefähr«, sagte Carmody.
    Mackey breitete die Hände aus und sah Liss an. »Wie kann man diesen Mann nicht lieben, George?« sagte er. »Er will uns nicht hinters Licht führen oder so.«
    Parker sagte: »Carmody, Sie geben George eine Liste derOrte, wo Ihr Prediger in den nächsten vier bis fünf Monaten auftreten wird.«
    »So lange?« fragte Carmody. »Ich hatte gehofft –«
    »Vielleicht machen wir’s nächste Woche«, sagte Parker, obwohl er wusste, dass sie das nicht tun würden. »Vielleicht aber auch erst später. Wir machen es, wenn wir den rechten Ort und den rechten Zeitpunkt gefunden haben. Sie wollen doch nichts riskieren, oder?«
    »Nein.« Carmody starrte Parker an wie eine Antilope, die einen Löwen entdeckt hat. »Mr. … äh … Grant, nicht?«
    »Ja.«
    »Ich hab so was noch nie –«
    »Das wissen wir«, sagte Parker. »George hat uns erzählt, worum es Ihnen geht. Sie wollen anderen Gutes tun.«
    »Wir dagegen wollen uns Gutes tun«, sagte Mackey.
    Parker ignorierte den Einwurf und sagte zu Carmody: »Wenn irgendwas schiefgeht, wird die Polizei Sie nicht nach Ihrem Motiv fragen. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Absolut«, sagte Carmody.
    »Wir bestimmen also Ort und Zeitpunkt«, sagte Parker. »Wir entscheiden, wann es sicher ist. Und dann kommen wir und sagen: jetzt .«

FÜNF
    Der Geldraum war lang, niedrig und hatte keine Fenster. An der Decke waren Neonröhren angebracht, die Wände waren mit altweißem Gipskarton verkleidet, und auf dem Boden lag ein hellgrauer Nadelfilzteppich, doch trotz all des Lichts und der hellen Farben hatte man das Gefühl, in einer Höhle tief unter der Erde zu sein. Wegen der Klimaanlage war die Luft trocken und schal, alle Geräusche klangen stumpf und gedämpft. Das Singen war hier drinnen nicht zu hören.
    Parker, Liss und Mackey stürmten in den Raum. Sie trugen Skimasken, die Gewehre zielten schräg nach vorn und knapp über die Köpfe der Angestellten, und die gebläuten Läufe schwenkten hin und her, als suchten sie nach einem Ziel. »Stopp!«, schrie Liss. »Keiner
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