Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
sagte Parker zu den Frauen, als sie die letzten Scheine eingepackt hatten. Während er die Säcke, immer zwei auf einmal, in den Vorraum brachte, sagte Liss: »Ihr bleibt jetzt erst mal hier drin. Ed wird noch eine Weile vor der Tür warten und hoffen, dass er einen erschießen kann. Ich weiß nicht, wie lange Jack und ich brauchen werden, um ihn hier wegzuholen, also lasst euch ruhig Zeit.«
    Dann ging er in den Vorraum zu Parker und dem Geld. Mackey konnte die Leute ruhig noch eine Weile allein einschüchtern. Er sah auf Carmody hinab. Auf der weißen Schminke sah das getrocknete Blut an seinem Kopf geradezu unecht aus. »Wird er dichthalten?« fragte er.
    Parker hatte seine Flinte bereits in den leeren Sack gesteckt und hielt diesen nun Liss hin. »Wird er«, sagte er.
    »Ich bin der, den er identifizieren kann«, sagte Liss. Er steckte sein Gewehr nicht in den Sack. »Wenn er den Mund aufmacht, bin ich dran.«
    »Wenn du ihn umbringst«, sagte Parker, »wissen sie, dass er der Tipgeber war. Dann sehen sie sich an, mit wem er bei dieser Bewährungsnummer Kontakt hatte, und schon haben sie dich.«
    Liss dachte darüber nach. Mackey kam aus dem Geldraum, schloss die Tür und sah sie an. »Ist was?«
    »Nein«, sagte Liss und steckte sein Gewehr in den Sack.
    Mackey tat es ihm nach und sagte: »Die werden für eine Weile dadrinnen bleiben. So lange, bis ihre Hosen wiedertrocken sind.« Sie warfen ihre Skimasken zu den Gewehren und machten sich auf den Weg zum Ausgang. Jeder trug zwei Säcke – den schwereren mit den Waffen hatte Mackey.
    Am Ausgang öffnete Parker vorsichtig die Tür und spähte hinaus. Der Parkplatz war voller Wagen, aber menschenleer. Darum hatten sie den Plan aufgegeben, sich auch die Spenden in den Fässern zu holen: Sie hätten warten müssen, bis die Veranstaltung vorbei war und alle sich auf den Heimweg machten. So, wie sie es jetzt durchgezogen hatten, war es einfacher und sauberer.
    Die drei gingen rasch über den Asphalt. Es war ein sonniger Herbsttag mit Temperaturen um fünfzehn Grad, die Luft war klar und frisch. Als sie zwischen den blitzenden Wagen hindurchgingen, schienen sie manchmal im Flirren zu verschwinden.
    Am Ende des Parkplatzes war fünf Tage zuvor der Bürocontainer einer Baufirma aufgestellt worden. Man hatte ihn auf einem Sattelschlepper hergeschafft, aufgebockt und den Raum zwischen Asphalt und Container mit Hohlblocksteinen geschlossen. An der Seite des Containers war ein Schild mit großen blauen Buchstaben auf weißem Grund: MORAN HOCH- UND TIEFBAU – BAULEITUNG.
    Es war ein echter Container einer echten Baufirma, die pleite gegangen war, ihre Maschinen und alles andere aber noch nicht verkauft hatte. Mit einem Lastwagen der Baugesellschaft war der Container vom Firmengelände gestohlen und hierhergebracht worden. Mackey hatte das Stromkabel an einem nahe gelegenen Verteiler angeschlossen, und dann hatten sie das Ding einfach dort stehenlassen. Als sie den Container hier abgestellt hatten, war Archibalds Kreuzzug noch nicht einmal in diesem Bundesstaat gewesen. Solche Kästen standen so oft in irgendeiner entlegenen Ecke einesgroßen Parkplatzes herum, dass sie keinem auffielen. Dieser war fünf Tage lang nicht angerührt worden.
    Parker stellte die Kombination des Vorhängeschlosses ein, öffnete die Tür und trat, gefolgt von Liss und Mackey, in ein enges Büro mit einem Schreibtisch auf der einen und einer schmalen, harten Couch auf der anderen Seite. Dort stellten sie die Säcke ab. Rechts des Büros waren die Toilette und die winzige Duschkabine – der Container verfügte über eigene Trink- und Abwassertanks –, und links befand sich ein kompaktes Wohnzimmer mit eingebauten Sofas, einem Bücherregal voller Zeitschriften und Taschenbücher sowie einem kleinen Schwarzweißfernseher. Dahinter war die Kochnische, in deren Schränken sie fünf Tage zuvor Bier, Wasser und Konserven verstaut hatten.
    In der Eingangstür war ein Schiebefenster, das innen mit einem Vorhang aus durchsichtigem Plastik abgedeckt war. Sobald sie drinnen waren, zog Parker den Vorhang beiseite, öffnete das Fenster, griff hindurch und befestigte das Schloss wieder an der Außenseite der Tür. Dann schob er das Fenster zu, verriegelte es und zog den Vorhang wieder vor.
    Mackey kam mit drei Dosen Bier aus der Küche. Er verteilte sie und sagte: »Das gefällt mir, Parker. Das ist sehr gut. Der komfortabelste Abgang nach einem Coup, den ich je erlebt habe.«
    »Wär nicht gut, jetzt da
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher