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Verbotener Kuss

Verbotener Kuss

Titel: Verbotener Kuss
Autoren: Jennifer L. Armentrout
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war leer gewesen. Eine Weile hatte ich dagestanden, auf die Gasse auf der anderen Seite der Straße hinuntergeblickt und mit dem Spaten herumgespielt. Dann war ein Mann aus den Schatten getreten– ein Daimon.
    Am helllichten Tag hatte er dagestanden und zu mir heraufgesehen. Er war mir so nahe gewesen, dass ich den Spaten hätte werfen und ihn treffen können. Doch ich war mit wild pochendem Herzen vom Geländer zurückgefahren. Ich war wieder ins Haus gerannt und hatte nach ihr geschrien. Keine Antwort. Die Räume waren um mich verschwommen, als ich durch die winzige Diele zu ihrem Zimmer gerannt war und die Tür aufgestoßen hatte. Was ich dann gesehen hatte, würde mich für immer verfolgen– Blut, so viel Blut, und Moms offene, leere Augen, die ins Nichts starrten.
    » Wir sind da. « Eifrig beugte sich Kain nach vorn.
    Alle meine Gedanken lösten sich auf, und mein Magen verkrampfte sich seltsam. Ich wandte mich um und sah aus dem Fenster. Die Götterinsel besteht eigentlich aus zwei Inseln. Auf der ersten leben die Reinblüter in ihren schicken Häusern. Für die Außenwelt sieht es dort aus wie in jedem gewöhnlichen Inseldorf. Kleine Läden und Restaurants säumen die Straße. Es gibt sogar Geschäfte, die von Sterblichen geführt werden und auf sterbliche Kundschaft eingerichtet sind. Die makellosen Strände sind herrlich.
    Daimonen scheuten das Überqueren von Wasser. Wenn ein Reinblut sich vollkommen der dunklen Seite zuwandte, änderte auch seine Elementarmagie die Richtung und konnte nur eingesetzt werden, wenn er Erde berührte. Fehlender Bodenkontakt schwächte die Daimonen. Damit war die Insel das ideale Schlupfloch für unsere Art.
    Es war noch früh, und niemand war auf den Straßen, sodass wir innerhalb von Sekunden über die zweite Brücke fuhren. Auf diesem Teil der Götterinsel lag der Covenant, umgeben von Sumpfland, Stränden und Wäldern, die praktisch noch nie ein Mensch betreten hatte.
    Der weitläufige Sandsteinkomplex, der sich zwischen dem endlosen Meer und kilometerlangen weißen Stränden erhob, war die Schule, in der Reinblüter und Halbblüter ausgebildet wurden. Mit ihren dicken Marmorsäulen und strategisch aufgestellten Götterstatuen wirkte er einschüchternd und irgendwie nicht von dieser Welt. Die Sterblichen hielten den Covenant für eine elitäre Privatschule und wussten, dass ihre Kinder nie das Privileg genießen würden, am Unterricht teilzunehmen. Sie hatten recht. Man musste schon etwas sehr Spezielles im Blut haben, um es so weit zu schaffen.
    Hinter dem Hauptgebäude lagen die Wohnheime und auch sie waren mit Säulen und Statuen ausgestattet. Kleinere Gebäude und Bungalows lagen in der Landschaft verstreut, und die riesigen Sporthallen und Trainingsgelände schlossen sich an den Hof an. Sie erinnerten mich immer an antike Arenen, nur dass unsere Einrichtungen nicht unter freiem Himmel lagen . Hurrikane konnten in dieser Gegend verdammt ätzend werden.
    Es war alles wunderschön, ein Ort, den ich zugleich hasste und liebte. Als ich ihn erblickte, wurde mir klar, wie sehr ich ihn vermisst hatte… und Mom. Sie hatte auf der Hauptinsel gewohnt, während ich zur Schule ging, aber sie hatte auf dem Campus zum Inventar gehört. War aufgetaucht, um mich nach dem Unterricht zum Mittagessen abzuholen, oder hatte den alten Dekan bearbeitet, damit ich an den Wochenenden bei ihr wohnen konnte. Bei den Göttern, ich wünschte mir nur noch eine Chance, eine einzige Sekunde, um ihr zu sagen…
    Ich riss mich zusammen.
    Beherrschung– gerade jetzt musste ich die Beherrschung behalten, und es würde mir nichts nutzen, mich meinem schwelenden Kummer hinzugeben. Ich wappnete mich, kletterte aus dem Geländewagen und folgte Aiden zum Wohnheim der Mädchen. Wir waren die Einzigen, die sich durch die stillen Gänge bewegten. Nun, da es Sommer wurde, waren hier vermutlich nur wenige Studenten anzutreffen.
    » Mach dich frisch! Ich hole dich gleich ab. « Er wollte sich abwenden, hielt aber inne. » Ich besorge dir etwas zum Anziehen und lege es auf den Tisch. «
    Ich nickte, weil mir die Worte fehlten. Obwohl ich die Gefühle wegzuschieben versuchte, sickerten doch einige von ihnen in mein Bewusstsein. Vor drei Jahren war meine ganze Zukunft noch vollkommen durchgeplant gewesen. Alle Trainer am Covenant hatten meine Fähigkeiten während der Trainingsstunden gelobt. Sie gingen sogar noch weiter und meinten, ich könne Wächterin werden. Wächter waren die Besten– und ich war eine der
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