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Verbotener Kuss

Verbotener Kuss

Titel: Verbotener Kuss
Autoren: Jennifer L. Armentrout
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treffen.
    Er stand schon unten am Wasser, in der Nähe des Übergangs zum Sumpfland und dort, wo die Häuser für die Lehrkräfte standen. Der Anblick von Caleb in guten Klamotten traf mich wie ein Boxhieb vor die Brust.
    Die schwarze Hose musste er tief in seinem Schrank ausgegraben haben, denn sie waren ihm ein paar Zentimeter zu kurz. Mom hatte versucht, Caleb umzubringen, trotzdem hatte er sich zu ihrem Gedenken und meinetwegen schick gemacht. Etwas steckte mir im Hals. Ich schluckte dagegen an, doch das Gefühl blieb.
    Voller Mitgefühl trat Caleb vor und nahm mir die Blumen aus der Hand. Ruhig machte er sich daran, die kleinen Boote zurechtzumachen, und ich zupfte die weichen Blütenblätter ab und streute sie hinein. Ich war überzeugt davon, dass ihr… dieses kleine Extra gefallen hätte.
    Ich sah auf die kleinen Boote hinunter und schluckte erneut. Eins für Mom, eins für Kain und eins für alle anderen, die gestorben waren. » Ich weiß das wirklich zu würdigen « , sagte ich. » Danke. «
    » Ich bin froh, dass du es tust. «
    Meine Augen brannten immer stärker und mir wurde der Hals eng.
    » Und dass du mich dabeihaben wolltest « , setzte er noch hinzu.
    O Götter! Er würde es noch schaffen, dass ich heulte.
    Caleb trat näher und legte mir einen Arm um die Schultern. » Es ist okay. «
    Eine einzige Träne löste sich. Ich fing sie mit der Fingerspitze auf, bevor sie meine Wange entlanglaufen konnte, aber dann kam noch eine dicke Träne… und noch eine. Ich wischte sie mir mit dem Handrücken vom Gesicht. » Tut mir leid « , schniefte ich.
    » Nein. « Caleb schüttelte den Kopf. » Das braucht dir nicht leidzutun. «
    Ich nickte und holte tief Luft. Nach ein paar Sekunden hatte ich die Tränen hinuntergeschluckt und zwang mich zu einem schwachen Lächeln.
    Irgendwie standen wir eine Weile verloren da und umarmten uns. Wir beide trauerten um etwas, das wir verloren hatten. Vielleicht brauchte Caleb das genauso. Die Zeit schien langsamer zu vergehen, doch dann waren wir bereit.
    Ich sah die Kerzen an. » Verflixt. « Ich hatte vergessen, ein Feuerzeug mitzunehmen.
    » Brauchst du Feuer? «
    Wir wandten uns zu der tiefen, volltönenden Stimme um. Ich erkannte sie und sie drang bis tief in meine Seele.
    Aiden stand ein Stückchen von uns entfernt und hatte die Hände in seinen Jeanstaschen vergraben. In der untergehenden Sonne sah er aus wie von einem Halo umgeben, und einen winzigen Moment lang glaubte ich beinahe, er sei ein Gott und kein Reinblut.
    Ich blinzelte, aber er verschwand nicht. Er war wirklich hier. » Ja. «
    Er trat näher und berührte jede vanilleduftende Kerze einzeln mit der Fingerspitze. Übernatürlich helle Flammen blitzten auf und wurden größer, ohne sich durch die Brise beeindrucken zu lassen, die vom Meer heranwehte. Als er fertig war, richtete er sich auf und sah mich an. Sein Blick wirkte stolz und aufmunternd. Ich wusste, dass er mein Ritual gut fand.
    Wieder schluckte ich die Tränen hinunter, als Aiden sich an die Stelle zurückzog, wo er gestanden hatte. Mühsam riss ich den Blick von ihm los und nahm mein kleines Boot. Caleb tat es mir gleich, und wir schritten so weit ins Meer hinein, bis das Wasser sich in zarten weißen Schaum verwandelte, der unsere Knie umspülte– so weit hinaus, dass die Brandung die Boote nicht wieder zurücktrug.
    Caleb setzte seine beiden Boote als Erster ab. Seine Lippen bewegten sich, aber ich konnte seine Worte nicht verstehen. Sprach er vielleicht ein Gebet? Ich war mir nicht sicher, aber nach einer Weile ließ er seine Boote los, und die Wellen trugen sie davon.
    Mir ging unendlich viel durch den Kopf, während ich mein Boot nicht aus den Augen ließ. Ich schloss die Augen und sah Moms wunderschönes Lächeln vor mir, und ich stellte mir vor, wie sie nickte und mir sagte, alles sei okay. In Ordnung, jetzt alles loszulassen. Und ich schätze, auf gewisse Weise war es das auch. Sie befand sich an einem besseren Ort. Daran glaubte ich wirklich. Ein gewisses Maß an Schuld würde ich immer empfinden. Von dem Moment an, als das Orakel zu ihr gesprochen hatte, hatte alles, was sie tat, hierher geführt. Aber jetzt war es vorbei– endlich vorüber. Ich bückte mich und setzte das Geisterboot aufs Wasser.
    » Danke für alles, für alles, worauf du meinetwegen verzichtet hast. « Ich hielt inne und spürte, wie es mir wieder feucht übers Gesicht lief. » Du fehlst mir so sehr, und ich werde dich immer lieben. «
    Noch eine Sekunde lang
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