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Verbotener Kuss

Verbotener Kuss

Titel: Verbotener Kuss
Autoren: Jennifer L. Armentrout
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1. Kapitel

    I ch riss die Augen auf, als mein verrückter sechster Sinn meinen Körper mit Adrenalin überschwemmte. In der feuchten Luft von Georgia und auf dem staubigen Boden bekam ich kaum Luft. Seit meiner Flucht aus Miami war ich nirgends mehr sicher gewesen. Auch in dieser verlassenen Fabrik fand ich keinen Schutz.
    Die Daimonen waren hier.
    Ich hörte sie auf der unteren Ebene. Systematisch durchsuchten sie jeden Raum, rissen Türen auf und knallten sie wieder zu. Bei diesem Geräusch fühlte ich mich um einige Tage zurückversetzt. Da hatte ich die Tür zu Moms Zimmer aufgestoßen und sie hatte in den Armen eines dieser Monster gelegen. Neben ihr ein zerbrochener Blumentopf mit Hibiskus. Purpurrote Blütenblätter lagen auf dem Boden verstreut und mischten sich mit dem Blut. Die Erinnerung durchfuhr mich wie ein scharfer Schmerz, aber im Augenblick wollte ich nicht daran denken.
    Ich sprang auf, blieb in dem schmalen Gang stehen und lauschte angespannt. Wie viele Daimonen waren es? Drei? Mehr? Meine Finger krampften sich um den dünnen Stiel des Spatens. Ich hob ihn hoch und fuhr mit den Fingern über die mit Titan gehärtete scharfe Kante. Das erinnerte mich an mein Vorhaben. Daimonen verabscheuten Titan. Es gab zwei Möglichkeiten, ihnen den Garaus zu machen: sie zu köpfen– viel zu krass– oder mit Titan umzubringen. Das nach den Titanen benannte Edelmetall erwies sich als giftig für alle, die süchtig nach Äther waren.
    Irgendwo in dem Gebäude gab eine Bodendiele knarrend nach. Ein tiefes Heulen durchbrach die Stille. Es begann als leises Jaulen und stieg zu einem durchdringend schrillen Ton an. Der Schrei hörte sich unmenschlich, krank und grauenerregend an. Nichts auf dieser Welt klang wie ein Daimon– wie ein hungriger Daimon.
    Und er war in der Nähe.
    Ich stürmte den Gang entlang, und meine zerschlissenen Turnschuhe polterten über die abgetretenen Bodenbretter. Geschwindigkeit lag mir im Blut. Mein schmutziges langes Haar flatterte hinter mir her. Ich bog um die Ecke und wusste, dass ich nur wenige Sekunden Zeit hatte…
    Der Daimon packte mein Shirt und knallte mich gegen die Wand. Schale Luft umwirbelte mich. Staub und Gips schwebten durch die Luft. Während ich mich wieder aufrappelte, tanzten schwarze Sterne in meinem Blickfeld. Diese seelenlosen, pechschwarzen Löcher in Höhe der Augen schienen mich anzustarren, als sollte ich die nächste Mahlzeit werden.
    Der Daimon ergriff mich an der Schulter und ich ließ meinem Instinkt freien Lauf. Ich warf mich herum, und bevor ich zutrat, beobachtete ich den Bruchteil einer Sekunde lang die Verblüffung, die über sein bleiches Gesicht huschte. Mein Fuß traf ihn an der Schläfe. Er taumelte an die gegenüberliegende Wand. Ich fuhr herum und stieß zu. Sein Erstaunen verwandelte sich in Entsetzen, als er den Spaten entdeckte, der tief in seinem Leib steckte. Titan brachte einen Daimon immer um, ganz gleich, wo er getroffen wurde.
    Ein kehliges Stöhnen drang aus seinem aufgerissenen Mund, dann explodierte er zu schimmerndem blauem Staub.
    Den Spaten noch in der Hand, wandte ich mich um und rannte immer zwei Stufen auf einmal die Treppe hinunter. Auf den Schmerz in den Hüften achtete ich nicht. Ich würde es schaffen– ich musste es schaffen. Im nächsten Leben würde es mich furchtbar anöden, in diesem Rattenloch als Jungfrau gestorben zu sein.
    » Wohin läufst du, kleines Halbblut? «
    Ich stolperte zur Seite und fiel gegen eine große Stahlpresse. Mit heftig pochendem Herzen sah ich mich um. Der Daimon tauchte etwa zwei Meter hinter mir auf. Er sah aus wie ein Freak, genau wie der von oben. Sein Mund stand offen und ich entdeckte die scharf gezackten Zähne. Beim Anblick dieser tiefschwarzen Augenlöcher lief es mir kalt über den Rücken. Sie spiegelten weder Licht noch Leben, sie bedeuteten nur den Tod. Seine Wangen waren eingefallen, die Haut wirkte unirdisch blass. Die Venen wölbten sich und krochen über das Gesicht wie tintenschwarze Schlangen. Er sah wirklich aus wie eine Erscheinung aus meinem schlimmsten Albtraum– wie etwas Dämonisches. Nur ein Halbblut war in der Lage, den Glanz, den sie verbreiteten, kurz zu durchschauen. Dann gewann die Elementarmagie die Oberhand und zeigte sie so, wie sie früher ausgesehen hatten. Dieser Daimon erinnerte mich an Adonis– einen umwerfend schönen blonden Mann.
    » Was tust du denn hier so allein? « , fragte er mit tiefer, lockender Stimme.
    Ich wich einen Schritt zurück und suchte
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