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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
Autoren: Erica Spindler
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werden, Philip.“
    „Sind Sie sich dessen so sicher?“ Philip wischte sich mit einer Hand über die Stirn. „Was, wenn es nicht vorübergeht? Ich könnte es nicht ertragen, sie zu verlieren. Sie bedeutet mir alles, sie ist …“ Er räusperte sich, um den Kloß im Hals loszuwerden, und kam sich bloßgestellt und töricht vor.
    Er blickte wieder in das Babyzimmer auf seine schlafende Tochter. „Ich liebe meine Frau, Harland. Manchmal denke ich, zu sehr.“
    Der Arzt drückte ihm tröstend die Schulter und ließ die Hand sinken. „Was Hope gerade durchmacht, ist nicht so ungewöhnlich, wie Sie glauben. Erstaunlich viele Frauen erleiden nach der Geburt eine Depression. Manchmal ist sie so stark und ausgeprägt, dass sie ihre Familien verlassen. Oder Schlimmeres.“
    Philip sah den Arzt wieder an und zog wegen dessen ernster Miene fragend eine Braue hoch. „Schlimmer, Harland?“
    „Frauen, die in tiefer Depression gefangen waren, haben schon ihr Neugeborenes umgebracht, Philip. So entsetzlich und abartig das scheinen mag.“
    Philip erwiderte ungläubig und schockiert: „Sie wollen doch sicher nicht andeuten, dass Hope … dass sie unser Kind töten könnte?“
    „Natürlich nicht“, versicherte Harland rasch. „Aber ich denke, wir sollten sie noch einige Tage hier behalten. Wir müssen sie beobachten. Nur um ganz sicher zu sein.“
    Großer Gott. Um sicher zu sein? Wessen?
    Angst nahm Philip fast den Atem und raubte ihm den Rest seines Seelenfriedens. Harland LeBlanc, eine Koryphäe auf seinem Gebiet und als Arzt mit allen menschlichen Verhaltensweisen vertraut, war offensichtlich besorgt. Besorgter, als er sich eingestehen wollte.
    Philip atmete tief ein, um ruhiger zu werden. Harland kannte Hope nicht so, wie er sie kannte, ihr Ehemann. Was sie brauchte, war Rückkehr zur Normalität. Sie musste von vertrauten Dingen umgeben sein und von fürsorglichen Menschen.
    „Halten Sie das wirklich für nötig, Harland? Hope sollte nach Hause. Unser Baby sollte nach Hause. Zu Hause wird Hope sich wieder normal verhalten. Ich weiß das.“
    „Und wenn nicht? Eine postnatale Depression wird durch ein enormes hormonelles Ungleichgewicht im weiblichen Körper ausgelöst. Hope hat keine Kontrolle über ihre Gefühle. Sie überschwemmen sie. Sie ist nicht absichtlich schwierig oder unvernünftig.“ Der Arzt schüttelte langsam den Kopf. „Und wenn ich sie nun zu früh heimschicke, und sie verhält sich nicht wieder normal? Was, wenn ich sie heimschicke, und das Unaussprechliche geschieht? Ich möchte das Risiko nicht eingehen.“ Er sah Philip ruhig in die Augen. „Sie, Philip?“
    Das Unaussprechliche. Oder Schlimmeres. Philip schluckte trocken. „Nein, natürlich nicht.“
    „Gut. Ihre Frau braucht Sie jetzt. Sie sagen, Sie lieben sie. Nun, jetzt ist die Zeit, es zu beweisen.“
    Philip verdrängte seine Enttäuschung und seine selbstsüchtigen Ängste. Hope brauchte ihn wirklich. Seine Tochter brauchte ihn. Er musste stark sein. „Was kann ich tun?“ fragte er. „Sagen Sie mir einfach, was ich tun kann.“
    „Seien Sie ihr ein Halt, verständnis- und liebevoll. Ich weiß, es ist schwer, aber bedenken Sie, dass Hope keine Kontrolle über ihre Gefühle hat. Im Moment hat sie genauso viel Angst wie Sie. Wahrscheinlich mehr. Sie braucht Zeit. Sie braucht Ihre Geduld und Liebe.“
    Philip blickte wieder auf seine Tochter, so winzig und hilflos, es brach ihm fast das Herz. Sie brauchte ihre Mutter. Sie musste heim. „Und wenn meine Liebe und Unterstützung nicht ausreichen? Was dann, Harland?“
    Der Arzt schwieg einen Moment, dann seufzte er: „Es muss reichen, Philip. Im Augenblick haben Sie keine andere Wahl.“

 
3. KAPITEL
    Hope erwachte mit einem Schrecken. Heftig atmend und schweißnass, ließ sie den Blick durch den schwach erleuchteten Raum wandern und erwartete die Umrisse ihres Zimmers in der zweiten Etage zu sehen, in dem sie aufgewachsen war. Stattdessen sah sie die schlichte, funktionelle Einrichtung ihres Krankenzimmers und begann sich zu erinnern.
    Erleichtert atmete sie tief und zittrig ein. Ich bin in New Orleans. Ich bin Hope St. Germaine, das River-Road-Haus ist weit weg. Es gehört zu meinem früheren Leben, dem Leben einer anderen.
    Erneut tief durchatmend, versuchte sie vergeblich, den Albtraum abzuschütteln. Sie war wieder im alten Haus gewesen und hatte irgendwo hockend einem Paar beim Sex zugesehen. In ihrem Traum war es allerdings ihre Tochter gewesen, die auf dem Bett den
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