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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
Autoren: Erica Spindler
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geschlossen habe wie alle Pierron-Frauen.
    Alle, außer Hope. Hope war nicht annähernd so schön wie ihre Mutter. Ihre Haare waren tiefbraun anstatt schwarz, ihre Augen blass anstatt strahlend blau, und ihre Gesichtszüge scharf anstatt weich.
    Sie war nicht so schön, weil die Sünde in ihr nicht so stark war.
    „Hallo, Mama“, raunte Hope und setzte ein bittersüßes Lächeln auf.
    Ihre Mutter erwiderte es melancholisch und kam einen Schritt näher. „Du siehst sehr erwachsen aus, wie du so dastehst. Einen Moment hätte ich dich fast nicht erkannt.“
    Hopes Herz schlug heftig. „Ich bin es aber, Mama.“
    Ihre Mutter lachte leise: „Ich weiß. Mir kommt es jedoch vor, als wärst du gestern noch ein Baby gewesen.“
    Und eine Ewigkeit eine Gefangene dieses Hauses „Mir auch, Mama.“
    Lily ging zum Koffer, der geöffnet auf dem Bett lag. Hope merkte, wie viel Anstrengung es ihre Mutter kostete, nicht in Tränen auszubrechen. Und sie fragte sich, ob ihre Mutter merkte, dass ihre Augen trocken und Hände und Stimme ruhig waren. Was Lily wohl sagen würde, wenn sie die Wahrheit erführe: dass ihre einzige Tochter sie nie wieder sehen wollte.
    „Ist das der Letzte?“ fragte ihre Mutter. „Der Wagen wird jede Minute hier sein.“
    „Ja, die anderen habe ich schon nach unten gebracht.“
    Lily legte sorgfältig die letzten Dinge in den Koffer, klappte ihn zu und sicherte die Verschlüsse. „Das wär’s.“ Sie richtete die tränenfeuchten Augen auf Hope. „Alles fertig zur … Abreise.“ Ihre Stimme brach, und das letzte Wort kam halb erstickt heraus.
    Hope zwang sich, zu ihrer Mutter zu gehen. Sie nahm ihre Hand und legte sie sich an die Wange. „Es wird alles gut, Mama. Memphis ist nicht sehr weit weg.“
    „Ich weiß. Es ist nur …“ Lily holte zittrig Atem. „Was soll ich nur ohne dich machen? Du bist das Beste … das einzig Gute in meinem Leben. Du wirst mir schrecklich fehlen.“
    Hope legte die Arme um ihre Mutter, barg das Gesicht an ihrer Schulter und unterdrückte ein Lächeln. „Du wirst mir auch fehlen. Sehr sogar. Vielleicht sollte ich nicht fortgehen. Vielleicht sollte ich bleiben und helfen …“
    „Nein! Niemals!“ Lily nahm Hopes Gesicht zwischen beide Hände. „Du wirst nicht enden wie ich. Das lasse ich nicht zu, hörst du? Dies ist deine Chance zu entkommen. Das habe ich mir immer für dich gewünscht. Deshalb habe ich dich Hope genannt, Hoffnung.“ Sie griff fester zu. „Du warst immer meine Hoffnung für die Zukunft. Du darfst nicht bleiben.“
    Diesmal konnte Hope ihr Lächeln nicht zurückhalten. „Du wirst stolz auf mich werden, Mama. Warte es nur ab.“
    „Ich weiß.“ Lily ließ die Hände sinken. „Alles fertig. St.-Marys-Academy erwartet dich. Du bist aus Meridian, Mississippi, das einzige Kind wohlhabender Eltern.“
    „Die im Ausland reisen“, fügte Hope hinzu. Plötzlich nervös, verschränkte sie die Finger ineinander. „Und wenn jemand die Wahrheit entdeckt? Wenn eine meiner Mitschülerinnen aus Meridian stammt? Was dann?“
    „Niemand wird die Wahrheit herausfinden. Mein Freund hat an alles gedacht. Es geht kein anderes Mädchen aus Mississippi auf die Akademie. Sogar die Schulleiterin hält dich für Hope Penelope Perkins. Niemand wird deine Geschichte anzweifeln. Fühlst du dich jetzt besser?“
    Hope nickte. Sie wusste, dass der „Freund“ ihrer Mutter niemand anderer war als der Gouverneur von Tennessee. Er kannte ihre Mutter schon ewig lange, und Lily kannte viele – wenn nicht gar alle – seiner finsteren Geheimnisse. Geheimnisse, die sie mit ins Grab nehmen würde. Natürlich verlangte so viel Loyalität manchmal nach Gegenleistungen – in Form von Gefälligkeiten.
    Ein Hupton zerschnitt die Stille des feuchtwarmen Nachmittags. Hope lief in freudigem Schrecken ans Fenster. Zwei Stockwerke unter ihr stand der Shuttledienst vom Flughafen in der Einfahrt, und Tom, der Hauswart, half dem Fahrer, ihre Koffer einzuladen.
    Lily folgte ihr ans Fenster. „Großer Gott, es ist schon Zeit.“ Sie legte Hope die Hände auf die Schultern und presste die Wange an ihr Haar. „Ich weiß nicht, wie ich das ertragen soll.“
    Hope atmete tief durch, und ihr Herz wollte zerspringen vor Freude. Fast frei. Nur noch ein paar Minuten, und ich sehe Mutter und dieses verhasste Haus nie wieder. Sie hatte Mühe, nicht laut loszulachen.
    Seufzend ließ Lily die Hände sinken und trat einen Schritt zurück. „Wir gehen besser.“
    „Ja, Mama.“ Hope nahm den
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