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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
Autoren: Erica Spindler
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Koffer und stieg mit Lily die Treppe hinab. Die Mädchen ihrer Mutter erwarteten sie im Foyer. Alle umarmten und küssten Hope, wünschten ihr alles Gute und nahmen ihr das Versprechen ab, zu schreiben.
    Die Jüngste aus der Gruppe, ein Mädchen nicht viel älter als Hope, reichte ihr einen Apfel, prall, rot und reif. „Falls du hungrig wirst“, flüsterte sie, und ihre Augen schwammen in Tränen.
    Hope nahm das Geschenk an, obwohl die Frucht ihr wie Säure in der Handfläche brannte. Sie hätte den Apfel gern weggeschleudert und wäre davongelaufen, doch sie zwang sich, der kleinen Hure lächelnd in die Augen zu sehen. „Danke, Georgie. Nett von dir, an mich zu denken.“
    Hope trat nach draußen, ihre Mutter ging neben ihr. Die schwache, heiße, jedoch klare Brise vom Fluss schien sie vom Gestank des Hauses und seiner Geschichte – ihrer Geschichte – zu reinigen.
    Lily zog Hope in die Arme und klammerte sich an sie. „Mein liebes, liebes Baby. Ich werde dich furchtbar vermissen.“
    Hope bekämpfte den Drang, sich loszureißen und zum Wagen zu rennen. Sie gestattete ihrer Mutter, sie ein letztes Mal zu küssen, und schwor sich, diese abstoßende Berührung nie wieder zuzulassen.
    Die Berührung der Sünde.
    Der Fahrer räusperte sich. Hope dankte ihm im Stillen für die Mahnung zur Eile und löste sich von ihrer Mutter. „Ich muss jetzt los, Mama.“
    „Ich weiß.“ Lily schlang die Arme um sich und kämpfte mit den Tränen. „Ruf an, wenn du da bist.“
    „Mach ich“, log Hope. „Ich verspreche es.“
    Sie ging auf den Wagen zu und zählte die Schritte. Mit jedem schien ein Stück ihrer Vergangenheit von ihr abzufallen wie Lagen erstickender Kleidung aus feuchter, verrottender Wolle.
    Der Fahrer öffnete die Tür. Sie wollte einsteigen, verharrte jedoch und blickte über die Schulter zurück auf das Haus, auf ihre Mutter, die in seinem Schatten stand, und die im Eingang versammelten Huren. Ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen, zufriedenen Lächeln.
    Heute war sie neu geboren worden als Hope Penelope Perkins. Heute ließ sie das Böse hinter sich.
    Sie ließ den Apfel aus der Hand gleiten, wandte sich ab und stieg in den Wagen.

TEIL 1
    Hope

 
1. KAPITEL
    New Orleans, Louisiana, 1967
    Blumenduft hing in der Luft, geradezu überwältigend in seiner Süße. Eigenartig vermischt mit dem Geruch der Entbindungsstation, entstand ein neuer, sowohl angenehmer wie abstoßender Duft. Stündlich kamen neue Sträuße an, begeisterte Gaben, um die Geburt des ersten Kindes von Philip St. Germaine III. zu feiern.
    Die Aufregung war verständlich. Schließlich würde dieses Kind das Familienvermögen und die gesellschaftliche Position erben und nicht zuletzt das altehrwürdige St. Charles, das kleine Luxushotel, das 1908 vom ersten Philip St. Germaine gebaut worden war.
    Für dieses Kind war nichts zu viel.
    Hope blickte auf das Neugeborene in der Korbwiege neben ihrem Bett. Bittere Enttäuschung und Verzweiflung beherrschten sie. Sie hatte um einen Sohn gebetet. Sie hatte den Rosenkranz gebetet, und sie hatte Buße getan. Sie war so überzeugt gewesen, einen Sohn zu bekommen, dass sie sich schlicht geweigert hatte, sich einen Mädchennamen auszudenken.
    Ihre Gebete waren nicht erhört worden, sie war verflucht.
    Ich habe eine Tochter bekommen, keinen Sohn. Genau wie ihre Mutter und Großmutter und alle Pierron-Frauen vor ihr über die Generationen hinweg.
    Hope atmete tief durch, und bittere Galle stieg ihr hoch. Sie war dem Pierron-Erbe letztlich nicht entronnen, obwohl sie sich eine Weile eingeredet hatte, sie hätte es geschafft. In den acht Jahren, seit sie das Haus an der River Road verlassen hatte, war jeder ihrer Pläne erfolgreich gewesen. Sie hatte ihre Mutter und damit das Stigma des Hurenkindes hinter sich gelassen und Philip St. Germaine III., einen wohlhabenden Mann aus tadelloser, prominenter Familie, geheiratet. Heute gehörte sie zu den ersten Damen der Gesellschaft von New Orleans.
    Sie erkannte jedoch, dass sie ihre Vergangenheit zwar hinter sich lassen, ihr aber nicht entrinnen konnte. Der Fluch der Pierrons war ihr gefolgt.
    Das Baby war bereits eine Schönheit mit heller Haut, lebhaften blauen Augen und samtig dunklem Haar. Wie alle Pierron-Frauen würde sie die Männer bezaubern, gar versklaven können. Auch sie würde das große, hässliche Böse in sich tragen, das ein Leben in Sünde und ewige Verdammnis nach dem Tode bedeutete.
    Hope schauderte. Trug nicht auch sie dieses Böse in
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