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Mr. Fire und ich (Band 3)

Mr. Fire und ich (Band 3)

Titel: Mr. Fire und ich (Band 3)
Autoren: Lucy Jones
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1. Kaltblütigkeit und Tränen
    Als ich New York verließ, wusste ich nicht, wo ich ankommen würde. Es ist schon zwei Tage her, dass mein Flugzeug gelandet ist, und ich bin immer noch am selben Ort. Wohin bringt mich der Krankenwagen? Wohin fährt mich Daniel? Und wohin bringt mich jetzt Ray? Mein Flugzeug ist vor zwei Tagen gelandet und trotzdem bin ich immer noch nicht wirklich angekommen. Wie könnte ich das Gefühl haben, heimgekehrt zu sein, wo ich doch von einem unbekannten Ort an einen anderen gebracht werde und nicht vertrautes finden kann? Ich befinde mich im Nirgendwo, irgendwo in einer Fantasiewelt zwischen Raum und Zeit; ich befinde mich ständig auf der Durchreise, auf einer Irrfahrt, in Wartestellung. Während meiner ersten Stunden im Sterenn Park habe ich geglaubt, endlich angekommen zu sein. Ich habe geglaubt, mich zurücklehnen zu können. Aber jetzt bin wieder in Bewegung, auf einer Straße, die mich zu einem unbekannten Ziel führt.
    „Ray, Sie können mich gern am nächsten Bahnhof rauslassen. Ich versichere Ihnen, dass ich zurechtkomme.“
    „Erlauben Sie mir, dass ich darauf bestehe. Ich bringe Sie genau dorthin, wo Sie hinmöchten. Selbst wenn es weit weg ist.“
    „Also wirklich, Ray, machen Sie sich nicht so viel Mühe.“
    „Ich befolge nur meine Befehle, Mademoiselle. (Nach einer kurzen Pause fuhr er fort) Und machen Sie sich keine Sorgen, das macht mir überhaupt nichts aus.“
    Nachdem er gesagt hatte:
„ich befolge nur meine Befehle“
, hat er zweifellos gemerkt, dass er seine Worte nicht sorgfältig gewählt hatte, dass ich als Reaktion auf seine Worte aus einem natürlich Reflex heraus hätte widersprechen wollen. Ich hätte außerdem denken können, dass er viel lieber etwas anderes tun würde, als mich irgendwohin zu fahren. Aber die Liebenswürdigkeit von Ray ist so beispiellos wie seine Feinfühligkeit. Außerdem wollte er mich nicht in Verlegenheit bringen. Genau aus diesem Grund hat er hinzugefügt, dass es ihm nicht unangenehm ist, mich zu begleiten, dass er seine Pflichten freiwillig ausführt.
Mich natürlich
genau
dorthin zu fahren, wo ich hin möchte... So würde auch Daniel
genau
wissen, wo ich bin...
Warum machte er sich Sorgen, dass mir etwas unterwegs passiert? Warum möchte er eigentlich wissen, wo ich bin? Obwohl er nicht einmal imstande gewesen wäre, mich zurückzuhalten?
    Und wenn ich Vincent in Paris treffen würde?
Meine Eltern wissen nichts von meiner vorzeitigen Rückkehr und ich habe keine Lust, ihnen die Gründe zu erklären. Ich sehe schon das Bild vor mir, wenn ich auch nur die groben Umrissen meiner Abenteuer erzählen würde! Meine Mutter würde mir eine Szene machen, hysterisch werden. Sie wäre imstande, alles dran zu setzen, um den Kontakt mit Daniel aufzunehmen. Mein Vater würde sich Vorwürfe machen, zugelassen zu haben, dass ich nach Amerika gehe, und er würde denjenigen verfluchen, der seiner
„kleinen Prinzessin“
etwas zuleide getan hat. Kurz gesagt, die eine würde Daniel vergöttern, der andere würde ihn hassen (was genau genommen nur den Groll verstärken würde, der sich wie ein roter Faden durch ihre Beziehung zieht), aber keiner der beiden würde etwas verstehen. Ich liebe meine Eltern, aber das hindert mich nicht daran, scharfsichtig und kritisch zu sein. Sie können die Dinge nicht nach den Maßstäben ihrer eigenen Geschichte, ihres Charakters (ein wenig verbittert), ihres Lebens (in Summe sehr engstirnig) beurteilen.
    Außerdem würde ich bei Vincent mit Sicherheit etwas Aufmunterung finden. Er hat sich mir gegenüber so aufmerksam verhalten, seine Gegenwart war so beruhigend! Obwohl wir uns erst seit wenigen Stunden kannten, hat er mich nicht meinem Schicksal überlassen. Und zumindest aus diesem Grund fühle ich mich ihm verbunden. Zugegeben, ich bin weder überwältigt von seiner Schönheit, noch verzaubert von seiner Aura und ich teile nicht die Gefühle, die er für mich zu haben scheint...Aber er würde es vielleicht verdienen, ihn besser kennenzulernen. Wenn ich ihn besser kennen würde, wäre er für mich vielleicht begehrenswerter als ein Freund...Vincent kümmerte sich um mich, brachte mich auf andere Gedanken. Ich glaube, das ist es, was ich im Augenblick brauche. Ich brauche einen Menschen, dessen Wohlwollen und Begeisterung mich tragen.
Ganz zu schweigen davon, dass er mich seinen Freunden vorstellen und mir die Stadt zeigen könnte. Wenn ich mich erst mit den Orten vertraut gemacht hätte, wäre ich weniger
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