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Mr. Fire und ich (Band 3)

Mr. Fire und ich (Band 3)

Titel: Mr. Fire und ich (Band 3)
Autoren: Lucy Jones
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Authentizität, mehr Stil. Es ist mir gelungen, findest du nicht?“, fragte meine Mutter ganz stolz.
    Meine Mutter liebte es, regelmäßig die Möblierung zu verändern und zu erneuern. Man konnte sich nur schwer einen Platz zu Eigen machen, ihn lieb gewinnen. Was sie
„Trödelkram“
nennt, sind schöne Erbstücke der Familie meines Vaters, die sie immer gehasst hat, aber auch andere Stücke, die nicht älter sein dürften als vier Jahre, aber deren sie bereits überdrüssig war. In Anbetracht der zahlreichen fabrikgefertigten Gegenstände, die durch eine künstliche Patina auf alt gemacht wurden und die jetzt das Wohnzimmer schmücken, bedeutet in ihrem Sprachgebrauch
„modern"
ganz einfach
„alles neu“
und
„authentisch“
heißt scheinbar so viel wie
„auf alt gemacht“
. Anscheinend spiegelt die Bezeichnung
„schick“
im Moment eine Mischung aus weiß und grau wider. Meine Mutter besitzt ein Möbelgeschäft in der Innenstadt mit Deko-Artikeln für die Inneneinrichtung. Sie liebt ihre Arbeit, ist dynamisch und eine gute Geschäftsfrau. Aber um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass sie das Zeug zur Raumausstatterin hat. Das zeigt sich daran, dass sie sich einzig und allein an Vorgaben von Herstellern oder Zeitschriften orientiert, ohne imstande zu sein, sich davon freizumachen, zu kombinieren, andere Vorschläge zu machen. Ihr fehlt es an Kenntnissen über Stilrichtungen, Persönlichkeit, Kreativität und Einfachheit, um auch über den Verkauf hinaus erfolgreich zu sein.
    „Das ist sehr hübsch“, sagte ich, wobei ich bereits seit Langem meine persönliche Meinung in diesem Bereich nicht mehr äußerte, da wir, das heißt
„mein Vater und ich sowieso nichts davon verstehen“
.
    „Also, wie war denn das Leben in einem New Yorker Palast?“
    „Weiß du Mama, ich habe gearbeitet und mich nicht in den Salons entspannt.“
    „Ja meine Süße, aber du hast bestimmt wohlhabende Kunden gesehen, die sich die Klinke in die Hand gedrückt haben? Vielleicht sogar berühmte Persönlichkeiten...? Hast du Schauspieler gesehen?“
    Das ist meine Mutter wie sie leibt und lebt. Sie legt viel zu viel Wert auf Geld und Prunk. Wir haben immer sehr komfortabel gelebt, aber für sie war es nie genug. Sie liebt alles, was glänzt, sie träumt davon, Geld ausgeben zu können, ohne darüber nachzudenken, und sie bewertet viel zu oft Menschen an der Dicke ihres Geldbeutels. Wenn sie mir diese Frage stellt und ich die Sternchen in ihren Augen sehe, habe ich den Eindruck, vor einem kleinen Mädchen zu sitzen, die erwartet, dass man ihr ein Märchen erzählt. Es würde mich außerdem mehr berühren, wenn sie das Leben, das sie führt, akzeptieren würde. Aber ich finde sie erschütternd missgünstig. Das ist in erster Linie der Grund, warum ich ihr nichts von meinem Treffen mit Daniel erzählen möchte. Sie würde die Angelegenheit aus ihrer Sicht beurteilen, was aber nicht tragbar wäre.
    „Wenn eine berühmte Persönlichkeit sich an der Rezeption angemeldet hätte, hätte ich vorgeben müssen, sie nicht zu erkennen, das weißt du genau! Die Kunden waren offensichtlich alle reich, aber was sollte ich mir deiner Meinung nach daraus machen...“
    „Oh! Ich habe nur so gefragt...“, nörgelte meine Mutter etwas beleidigt darüber, dass ich ihre Begeisterung nicht teilte.
    „Entschuldige Mama“, sagte ich. Ich war wohl etwas zu schroff gewesen. „Weißt du, ich hatte nicht viel Zeit, mich mit der Betrachtung der Gepäckstücke und Haut-Couture-Kleidungsstücke aufzuhalten...Aber es war mit Sicherheit angenehm, in einem luxuriösen Ambiente zu arbeiten und vornehmen Persönlichkeiten über den Weg zu laufen“, sagte ich, um sie zu besänftigen. Es schien zu funktionieren, da sie gleich in einem heiteren Ton fortfuhr:
    „Wurdest du wenigstens nicht ausgenutzt? Ich finde, du wurdest nicht gut genug bezahlt, aber zumindest hattest du eine Unterkunft. Hattest du trotzdem etwas Zeit für dich? Du hast mir erzählt, dass du ziemlich viele Ausstellungen besucht hast. Das finde ich super. Hast du nette Leute kennengelernt? Vielleicht unter deinen Kollegen? “
    „Sylvie, hör' auf mit diesem Frage-und Antwort-Spiel...lass' sie wenigstens erzählen...“, mischte sich mein Vater ein, als er zu uns ins Wohnzimmer kam.
    „Du kommst gerade richtig, Jacques, setz' dich nicht hin. Hol' uns einen Champagner.“
    Während mein Vater folgsam die Flasche und die Gläser holte, fasste meine Mutter mein Kinn und erforschte mein
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