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Mr. Fire und ich (Band 3)

Mr. Fire und ich (Band 3)

Titel: Mr. Fire und ich (Band 3)
Autoren: Lucy Jones
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seit der Landung von Daniels Mutter mit voller Wucht ein.
    Ich erinnerte mich an einen Abend, an dem Sarah und ich von einer Diskothek nach Hause kamen. Wir unterhielten uns beim Laufen, ohne wirklich auf unsere Umgebung zu achten. Wir haben nicht bemerkt, wie dieser junge Mann einige Meter vor uns zum Sprung ausholte und über Sarah herfiel, um ihre Handtasche loszureißen. Der große und athletische junge Mann riss sie mit einem Handgriff blitzschnell an sich. Sarah, die durch die Heftigkeit der Erschütterung ihr Gleichgewicht verloren hatte, drehte sich um, um auf ihren zwei Beinen die Verfolgung aufzunehmen. Sie klammerte sich mit einer Hartnäckigkeit, einer Wut an ihre Tasche, die ich an ihr noch nie erlebt hatte. Da sie vom Lauf des Diebs mitgerissen wurde, gab sie nicht nach, ließ nicht los. Sie schrie ihn an, loszulassen; sie war bereit zum Sprung. Angesichts des plötzlichen Angriffs hatte Sarah einen Adrenalinschub, der es ihr ermöglichte, umgehend zu reagieren, ihre Kräfte zu bündeln, sich zu verwandeln, um etwas zu retten, an dem sie enorm hing. Der Kerl hat schließlich losgelassen und ist weitergelaufen, ohne Beute. Sobald er das Handtuch geworfen hatte und Sarah sich auf dem Gehweg stehend wiederfand, ihre Tasche in ihren herabhängenden Händen, fing sie plötzlich an zu zittern und weiche Knie zu bekommen. Die Angst, die in diesem Augenblick durch ihr schnelles Handeln verdrängt wurde, hatte von ihr Besitz ergriffen. Erst jetzt war sie sich über die Gefahr im Klaren.
    Ganz gleich, wie wir auf Aggressivität reagieren (Gegenangriff, Flucht, Bewegungslosigkeit, verbale Verhandlung), es handelt sich immer um einen Überlebensinstinkt. Alles ging sehr schnell, selbst wenn uns die Ereignisse in diesem Augenblick endlos vorkamen. Oft denkt man nur daran, seine Haut zu retten. Die Angst verschwindet von allein, wenn sie uns nicht lähmt, und gibt uns einen Impuls, die Fähigkeit zu reagieren. Erst danach, wenn alles vorbei und die Gefahr gebannt ist, wird man sich über die Gewalttätigkeit des Angriffs bewusst und erkennt das Ausmaß dessen, was geschehen ist.
    So empfinde ich genau in diesem Augenblick. Die unerwartete Ankunft von Daniels Mutter, die zudem in einen der intimsten Momente hineinplatzte, hat mich völlig überrumpelt. Ich war so erschlagen von ihren Beleidigungen und der fehlenden Verteidigung seitens ihres Sohnes, dass ich das Ausmaß der Situation im ersten Moment nicht erkannte. Ich dachte nur daran, mich irgendwie zu schützen. Für mich gab es nur eines: die Flucht. Ich musste fliehen, mich schützen vor dieser Frau, die mich angriff, und diesem Mann, der mich nicht beschützte. Außerdem musste ich mir einen Platz überlegen, an dem ich Unterschlupf suchen könnte. Jetzt war ich also auf der Flucht, ich wusste, wohin ich wollte... und meine Anspannung löste sich, Tränen schossen mir in die Augen und in Gedanken durchlebte ich die Szene wieder und wieder.
    Alles ging gut. Kein Wehrmutstropfen. In der Idylle des Sterenn Parks war Daniel nicht wirklich der, den ich kennen gelernt hatte. Zugegeben, er hatte einige Geheimnisse, aber er hatte sich auch ein wenig geöffnet (zum Haus, zur Anwesenheit seiner Schwester) ohne vorangehende Auseinandersetzung, ohne Streit, ohne autoritäres Verhalten, ohne die Stimme zu erheben. Danach vereinten sich unsere Körper auf eine Weise, die jegliche meiner Vorstellungen übertraf. Er war noch der Initiator, aber ich fühlte mich nicht mehr wie eine Schülerin gegenüber ihrem Lehrer. Ich fühlte mehr Gemeinsamkeit, mehr Kommunikation und vor allem mehr Leidenschaft. Er nahm mit immer mit auf eine Reise, bei der ich Vergnügen erleben würde. Aber da war noch mehr. Etwas, dass ich nicht definieren konnte oder vermochte.
    Die ersten Stunden im Sterenn Park waren also wirklich vielversprechend. Niemand aus meinem Umfeld wusste, dass ich dort unten war, und ich hatte das Gefühl, dass wir allein auf der Welt sind, gestrandet an diesem ruhigen Fleckchen Erde.
    Aber offensichtlich habe ich mich getäuscht... Die Mutter von Daniel war ohne Vorwarnung dazugekommen und auf mich losgegangen! In null Komma nichts hatte sie mit ihrer Feinseligkeit dieses entstehende Glück zerstört. Was blieb mir anderes übrig, als vor diesen Monstern zu fliehen?
    Ich sehe die Straße hinter dem Spiegel meiner Tränen vorbeiziehen. Bald werde ich weit von ihnen entfernt sein. Ekelgefühl, Abscheu, Erniedrigung, Vernachlässigung, Ungerechtigkeit, Trauer. All diese Dinge
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