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0838 - Wo die Angst zu Hause ist

0838 - Wo die Angst zu Hause ist

Titel: 0838 - Wo die Angst zu Hause ist
Autoren: Jason Dark
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Sie glänzten schweißnaß. Von den Lippen tropfte Speichel, und die Zunge bewegte sich mit, als er irgendwelche Worte murmelte. Etwas kam, etwas war unterwegs. Eine unheimliche und unheilvolle Kraft, die sich in sein Bewußtsein drängte, als wollte sie den Geist des Mannes zerstören.
    Noch schlief Rabanew, doch nicht mehr so fest. Aus seinem halboffenen Mund drang ein röchelndes Geräusch. Einen Moment später schlug er die Augen auf.
    Er schaute sich um und bemerkte, daß er sich an der Matratze festhielt. Obwohl er in seinem eigenen Bett lag, fühlte er sich wie in einem Vakuum schwebend. Er sah die Umgebung durch einen Schleier. Die Decke über ihm bestand aus Wolken, die sich bewegten, ständig ineinander liefen und so immer neue Formen schufen…
    Rabanew verzog den Mund zu einem schmerzhaften Grinsen. Er atmete scharf durch die Nase, seine Augen brannten, und hinter der Stirn tuckerte der Schmerz. Als hätte er vor dem Schlafengehen einen Hieb gegen den Kopf erhalten, der noch nachwirkte.
    In seinem Mund lag der Geschmack von Asche.
    Rabanew drehte sich wieder. Er rollte sich dicht an den Rand des Betts und blieb dort liegen. Er stierte auf den Fußboden, ein ebenfalls graues Schattengebilde.
    Die Gedanken und Überlegungen nahmen nur allmählich Formen an, doch er begriff die Veränderungen nicht. Immerhin rechnete er damit, daß sich etwas Grauenvolles anbahnte und man ihm bereits eine Botschaft geschickt hatte. Diese Warnung durfte er auf keinen Fall vernachlässigen.
    Das Bett war genau der falsche Ort. Hier durfte er nicht länger bleiben. Er war wehrlos, wenn die anderen kamen. Beinahe hätte er über seine eigenen Gedanken gelacht.
    Wer waren die anderen? Unheimliche Gestalten? Mörderische Geister, Totengeister aus dem Jenseits? Er stand auf.
    Es war zu schnell für seinen Zustand. Er hatte den Eindruck, in einem Boot zu stehen, das auf einem See dümpelte.
    Rabanew erhob sich wesentlich langsamer. Er streckte zudem seine Arme aus, als könnte er irgendwo Halt finden, der ihn vor einem Sturz bewahrte.
    Der bärtige Mann tappte zu einem Lichtschalter. Seine Hand hatte ihn schon beinahe berührt, als sie zögerte. Nein, kein Licht jetzt, das konnte gefährlich werden. Licht im Zimmer war auch sehr gut von draußen zu sehen. Er konnte sich vorstellen, daß dort in der Dunkelheit etwas lauerte. Eine Gefahr, deren Existenz mit Worten nicht zu beschreiben war. Eine unheimliche Sache, die sich dort festgesetzt hatte und von einer Welt entlassen worden war, mit der er nicht zurechtkam, obwohl er daran glaubte.
    Im Dunkeln zog er sich an. Seine Kleidung lag im Zimmer verstreut, doch er wußte genau, wohin er zu greifen hatte. Zielsicher fand er die richtigen Sachen. Seine schwere Gestalt bewegte sich tapsig.
    Manchmal kam er sich vor wie ein Bär, der vergeblich versuchte, sich in einen Tiger zu verwandeln, um dessen Geschmeidigkeit zu erlangen.
    Zuletzt suchte er nach seinen Schuhen. Mit zittrigen Füßen stieg er in die hohen Treter und schnürte sie zu. Erst dann war er zufrieden und verließ den Raum.
    Auf den Holzdielen, die auch den Boden des Flurs bedeckten, hinterließen seine Tritte dumpf klingende Geräusche, die sich wie ein hohles Husten anhörten.
    Er ging durch den Flur. Manchmal streifte er mit seiner rechten Schulter die Wand, was ihn nicht weiter störte. Erst am Beginn der Treppe blieb er stehen. Er schaute die Stufen hinab, die er kaum erkennen konnte. Sie verschwammen schon sehr bald in einem grauen Meer, als wären sie verschluckt worden.
    Die Dunkelheit im Haus kam ihm in dieser Nacht anders vor. Wenn der Ausdruck gefährlich auf sie zutraf, dann war es der Fall. Eine gefährliche, bedrückende Finsternis, sehr dicht, alles verbergend, aber Rabanew wagte es.
    Und nichts passierte.
    Er ließ die Treppe hinter sich wie immer. Auf sein Gesicht legte sich ein Lächeln. Mit dem Handrücken wischte er über die feuchten Stellen hinweg, stieß auf und schalt sich innerlich einen Narren, so dumm zu reagieren. Nichts war hier, niemand war in sein Haus eingedrungen, und es hätte auch niemand gewagt.
    Er ging weiter.
    Die Leere des Hauses spürte er nicht mehr so deutlich wie sonst. Etwas hatte sich trotz allem verändert, als wäre ein gewisses Unheil durch Fenster und Wände eingedrungen, um sich zu verteilen.
    In den anderen Räumen wollte er noch nicht nachschauen, ihn interessierten die beiden Fenster. Sie rahmten die Eingangstür des Hauses ein, durch sie konnte er nach draußen blicken, wo
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