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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht
Autoren: Gabriella Poole
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trat wild um sich, aber er konnte sie nicht daran hindern, ihn immer weiter und weiter zurückzutreiben, zum Rand der Grube. Dann hob sie ihn in die Luft und schleuderte ihn in das sich windende, albtraumhafte offene Grab hinein.
    Vaughan stieß einen brüllenden Schrei aus, griff nach dem Rand des gezackten Lochs und versuchte, sich wieder an den Wänden aus roter Erde hinaufzuziehen. Aber er fand keinen festen Halt, nicht in diesem brodelnden Mahlstrom lebender Leichen. Während er strauchelte,
    streckten sich blutdurchtränkte Hände nach ihm aus, umklammerten seine Beine, seine Arme, seinen Hals. Cassie sah zu, wie er kämpfte, während seine Schreie immer leiser und gedämpfter wurden, als die Fleischgrube ihn verschluckte.
    Plötzlich erzitterte der Boden. Wie bei einem Erdbeben tief im Untergrund. Das klaffende Loch bewegte sich, der blutige Morast schäumte heftig. Es schien, als sei Vaughan unwillkommen...
    »NEIN!« Brigittes Schrei durchdrang die Nacht. »Er wird sie vernichten!«
    Sie warf sich auf die offene Erde, griff wild nach Vaughans Hand und bekam nur Luft zu fassen. Es war zu spät. Er war fort. Und mit einem Schauder schloss sich die Furche in der Erde wie eine Narbe. Sowohl Brigitte als auch Katerina hockten entsetzt auf dem Boden.
    Für Cassie war es jedoch so, als sei der Stöpsel gezogen worden. Die Macht strömte aus ihr heraus. Plötzlich unerklärlich schwach, fiel sie auf die Knie.
    Die Erde!
    »Estelle...?«, murmelte Cassie, die kaum in der Lage war zu sprechen. »Was... geschieht?«
    Du hast sie ruiniert, meine Liebe. Sie kann einen der Auserwählten nicht ohne katastrophale Folgen aufnehmen. Sie ist fort. Die Seele und ihre Energie sind fort.
    Schlechtes Timing.
    Mutter und Tochter stürzten sich, als wären sie eine Person, mit zornigem Gebrüll auf Cassie. Ihre platinblonden Haare hatten sich wie das gesträubte Fell eines Hundes aufgestellt.
    Wie schwach du bist. Liebe Cassandra, Darling...
    »Mein Gott, Estelle. Hilf mir.«
    Oh Cassandra. Es gibt natürlich eine Möglichkeit. Wenn du es nur zulassen würdest...
    »Ich kann mich nicht bewegen«, stieß sie hervor. »Estelle ...«
    Wie sehr willst du es, meine Liebe? Leben. Wie sehr willst du es? Wirst du es zulassen? Ich wäre so glücklich, wenn du es tätest... Ich will nicht, dass wir sterben...
    Heiße Tränen rannen Cassie über die Wangen und in ihre Mundwinkel. Sie versuchte aufzustehen, aber sie hatte nicht die Energie dazu. Ihr blieb nichts anderes übrig, als auf dem Boden zu kauern und darauf zu warten, dass die beiden sie in Stücke rissen. Sie hatte nicht die Kraft, es allein zu schaffen.
    »Bitte, Estelle! HILF MIR!«
    Es ist so simpel, Liebling. Das ist es immer gewesen. Lass ihn einfach herein. Den Rest von mir. LASS IHN HEREIN!
    Sie war lauter, als sie es je zuvor gewesen war, diese Stimme. Sie hallte in Cassies Schädel.
    Und sie hatte recht. Was konnte sie sonst tun? Was sonst? HEREIN! HEREIN! HEREIN! HEREIN!
    Cassies Antwort war kaum mehr als ein Wispern.
    »Ja...«
    Es war, als krache eine gigantische Kraft gegen ihren ganzen Körper, eine Kraft, die nicht Halt machte, als sie sie traf, sondern direkt durch ihre Haut fuhr, direkt durch Knochen und Fleisch. Sie hörte Estelles Triumphschrei. Dann Stille - ohrenbetäubende Stille.
    Der Geist war in ihr.
    Cassie war eingeschlossen in eine Blase. Für einen Moment gab es nichts weiter als Frieden und Ehrfurcht. Sie spürte, wie die Muskeln ihres Gesichtes sich bewegten sich verwandelten. Ihre Züge verzerrten sich auf übertriebene Weise. Aber sie hatte keine Angst.
    Das ist es also?
    Das ist es. Es gefällt mir...
    Diese Macht?
    Ja ...
    Träumerisch und wie in Zeitlupe griff Cassie in ihre Jacke und schloss die Hand um das Messer. Es war lebendig - genau wie sie. Die Kreaturen unter ihren Fingern wanden sich in Ekstase. Macht strömte aus ihnen hinaus, kreiselte in Cassies Blut, strömte zurück in das Messer und in einem vibrierenden, elektrisierenden Kreislauf wieder hinaus. Sie lachte nicht, verspürte keine Schadenfreude - nur den Drang zu kämpfen. Als Brigitte und Katerina sich auf sie stürzten, spannten sich ihre Muskeln an. Ihre grauenvollen Angriffsschreie nahm sie allerdings kaum wahr. Alles schien sich mit halber Geschwindigkeit zu bewegen. Cassie war erfüllt von Macht, ertrank in Macht. Sie und der Geist. Alles Macht, alles eins. Sie sprang hoch in die Luft, sprang ihre Gegnerinnen mühelos an, und ihr Körper glich mehr einer Naturgewalt als einem
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