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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht
Autoren: Gabriella Poole
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Augen des Mannes waren blass und grausam. Ein Albtraum. Aber Cassie kannte sie definitiv.
    Brigitte und Vaughan, ihre Peiniger aus dem Rat.
    Beide hielten einen heftig lodernden Holzscheit in der Hand, der nicht einmal zuckte, trotz des heulenden Windes und des peitschenden Regens. Cassie drehte sich der Kopf, sie fühlte sich zu nichts anderem mehr in der Lage, als voller Entsetzen auf das Flackern und Springen der Flammen zu starren. Sie wirkten lebendig. Cassie sah Augen, Schwänze, Flügel, Reißzähne ... zappelnde Kreaturen in den Flammen. Sie beleuchteten eine andere Gestalt, die sich kaum bewegte und auf dem durchweichten Boden lag.
    Jake! Mit einem wütenden, verzweifelten Aufschrei schleppte Cassie sich weiter. Sie kümmerte sich nicht um Brigitte und Vaughan; sie kümmerte sich nicht einmal um Katerina. Sie musste zu ihren Freunden.
    Cassie öffnete den Mund, wollte ihre Namen rufen, aber alles, was ihr über die Lippen kam, war ein schmerzvolles Wimmern. Hilflos beobachtete sie, wie Brigitte Jake in die Seite trat und er ein Stöhnen unterdrückte, Abermals versuchte Cassie, sich zu bewegen, aber sie hatte keine Kraft in den Gliedern.
    Katerina warf ihre Last neben Jake ins Gras. Isabella war schlaff wie ein nasser Sack.
    »Mir kommt eine Träne«, schnarrte das schwedische Mädchen. »Lieb von der entzückenden Sara, mich wissen zu lassen, dass ihr kommen würdet. Und auch ein Glücksfall — eigentlich sollte Richard für mich ein Auge auf euch halten, aber er scheint die Seiten gewechselt zu haben. Ich werde mich später um ihn kümmern müssen. Trotzdem, vielleicht hat es sich gar nicht allzu schlecht gefügt. Jetzt könnt ihr drei Musketiere alle für einen eintreten.« Sie warf Cassie einen geringschätzigen Blick zu und stieß ein freudloses Lachen aus.
    »Rührend, nicht wahr?«, knurrte Vaughans verzerrte Gestalt und grinste wie ein Totenschädel. Cassie sah seine weißen Zähne im Licht eines Blitzes aufleuchten.
    »Also dann, diese beiden Turteltauben können wir unmöglich voneinander trennen«, gurrte Katerina und schaute auf Isabella und Jake hinab. »Keine Sorge, meine Süßen, ihr werdet gemeinsam an die Erde verfüttert werden. Bedauerlicherweise wird eure kleine Halbblutfreundin sich mit einer guten, altmodischen Ermordung begnügen müssen. Wir können nicht zulassen, dass der Teil von ihr, der behaupten kann, eine Auserwählte zu sein, die Lebende Erde korrumpiert, nicht wahr?«
    Mit einem Fuß rollte Katerina Jake einen weiteren Meter über den Boden, und Brigitte und Vaughan hoben ihre Fackeln hoch. Das zuckende Licht fiel auf den Rand eines Schattens, der noch tiefer war als alle anderen.
    »Oh Gott«, flüsterte Cassie.
    Jake lag am Rand einer schwarzen Furche in der Erde. Die Grube hatte etwas Seltsames an sich, etwas Bösartiges. Cassie kroch näher heran. Die feuchte Erde in dem Loch leuchtete dunkelrot. Blutrot. Sie blinzelte sich den peitschenden Regen aus den Augen.
    Cassandra, was habe ich dir gesagt?
    »Was, Estelle?« Cassies Stimme war nicht mehr als ein Krächzen, übertönt vom prasselnden Regen. »Was hast du mir gesagt? Hätte ich dir alten Hexe zuhören sollen?«
    Natürlich hättest du mir zuhören sollen, mein liebes Kind. Neben der unbezähmbaren Erregung lag ein seltsamer Unterton des Kummers in Estelles Stimme. Die Lebende Erde meine Liebe. Das grausamste Gefängnis von allen. Jahrhunderte der Begräbnisse, des Nährens der Erde, des Nährens jener, die es wagen, die Macht, die in diesem Boden liegt, anzuzapfen ...
    Jetzt sah sie es. Und wünschte sich nichts sehnlicher, als den Blick abzuwenden. Wegzulaufen. Die Erde in der Grube war nicht nur Erde - es lagen auch Leiber darin. Ineinander verheddert, bewegten sie sich, wanden sich, zu viele, um sie zu zählen. Gliedmaßen, Rümpfe, wirres, blutgetränktes Haar. Während der verworrene Haufen sich drehte, krallte sich eine Hand hoffnungslos in die Luft und wurde gleich mit einem gedämpften Aufschrei wieder hinuntergezogen.
    »Sie sind nicht tot«, flüsterte Cassie, während ihr Schädel schmerzhaft dröhnte und ihr Körper zitterte. Ihr war übel. »Sie sind nicht tot!«
    Ja, meine Liebe. Ja. Jetzt verstehst du.
    Und sie verstand.
    Isabella und Jake würden lebendig begraben werden.

KAPITEL 26
    »Eine teure Ausbildung ist ja gut und schön.« Mit einem grausamen Lachen hob Brigitte ihre Fackel. »Aber es gibt, liebe Miss Caruso, so etwas wie ein Zuviel an Wissen. Und das haben Sie.« Sie spuckte auf die am
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