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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht
Autoren: Gabriella Poole
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seine Flaggen flatterten wild im Wind.
    Hab keine Angst! Lass mich wieder herein und Furcht wird kein Thema mehr sein!
    »Estelle?«, flüsterte sie mit zittriger Stimme. »Ich kann das nicht noch einmal zulassen.«
    Aber Cassandra, meine Liebe, jetzt, da du die Möglichkeiten gespürt hast...
    »Nein. Estelle, es tut mir leid, ich kann nicht...«
    Schön, meine Liebe. Keine Entschuldigungen. Aber jetzt weißt du es. Du weißt, wie es sein sollte! Irgendwann wirst du mich hereinlassen, Cassandra. Für immer.
    Hinter Cassie fluchte jemand leise. Sie fuhr auf dem Absatz herum und sah Jake, der sich über Isabella beugte, ihr die Hände rieb und wie ein völlig zerzauster Prinz ihre kalten Lippen küsste.
    »Jake? Geht es ihr gut?« Sie stolperte an seine Seite.
    »Lass sie in Ruhe!« Sein Aufschrei war wütend und verängstigt. »Sie kommt zu sich.«
    »In Ordnung«, murmelte sie. Sie starrte auf das Messer in ihrer Hand, das jetzt bewegungslos und unbelebt war. Blut glänzte auf der Klinge. Eine Woge der Übelkeit schlug über Cassie zusammen und die Waffe entglitt ihrer Hand.
    Als sie ein Geräusch hörte, drehte sie sich um. Brigitte zog ihre Tochter auf die Füße und beide musterten Cassie voller Grauen. Sie sahen jetzt so lächerlich gewöhnlich aus - blutend, schlammverschmiert und bis auf ihre bleiche Haut durchnässt -, dass Cassie nicht einmal die Energie aufbrachte, wütend zu sein. Ohne jegliche Gefühlsregung beobachtete sie, wie die beiden in die Dunkelheit des Central Park davonstolperten. Aber irgendetwas zog sie zu den dichten Bäumen hinüber, zwischen denen sie verschwunden waren.
    Von der Grube der Lebenden Erde war jetzt nichts mehr zu sehen. Der Boden war geheilt und der durchweichte Rasen zeigte keinerlei Spuren mehr.
    »Jake«, flüsterte sie und schloss die Augen. »Lass uns von hier verschwinden.«
    Mit vereinten Kräften trugen Cassie und Jake die benommene Isabella aus dem Park. Jake hatte darauf beharrt dass die Westseite näher sei. Er schien verzweifelt darauf bedacht zu sein, den Central Park hinter sich zu lassen und als sie die ersten Häuser sahen, begann er heftig zu zittern. Verzögerter Schock, dachte Cassie.
    Endlich verließen sie den regengepeitschten Park und bogen blind in eine enge Gasse ein. Jake holte zitternd Luft. »Was zur Hölle ist da hinten passiert?«, blaffte er. Sein Gesicht war blutleer, und unter den Augen hatte er dunkle Schatten, aber seine Stimme war voller Anklage.
    »Ich habe verhindert, dass ihr bei lebendigem Leibe begraben wurdet, das ist es, was passiert ist.« Cassies Stimme war kaum noch ein Flüstern, so schwach fühlte sie sich.
    Er starrte sie voller Abscheu an. »Was bist du, Cassie?«
    Was war sie? Sie wusste es nicht, es kümmerte sie nicht. Auf ihrem Gehirn lag ein bleiernes Gewicht und ein noch schwereres auf ihrem Herzen. Was hatte sie getan?
    »Du hast Vaughan getötet. Den Mann vom FBI? Und dann ...« Seine Stimme verlor sich.
    »Ich wollte es nicht.«
    »Aber du hast es getan, Cassie. Du hast es getan.«
    »Jake, nicht jetzt. Ich kann nicht denken.« Cassie trat zurück und fuhr sich übers Gesicht. Ihr Atem ging flach und schnell. Plötzlich wollte sie ihn nicht mehr ansehen. War da noch immer eine Spur Rot in ihren Augen?
    »Jake, lass sie in Ruhe.« Isabellas Stimme überraschte sie beide und sie drehten sich um. Sie wirkte erschöpft, aber ihre Sprache war klar. »Wie geht es dir? Was haben Vaughan und Brigitte getan? Haben sie dich verletzt?«
    »Nein. Nicht wirklich. Sie kamen mich holen, als ich schlief. Bevor ich wusste, was geschah, hatten sie mich in den Park gebracht.« Wieder machte er einen Schritt auf Cassie zu. »Wusstest du, was geschehen würde? Was sie planten? Warum hattest du das Messer? Du hast es aus meinem Zimmer geholt, nicht wahr? Wusstest du, was sie uns antun würden, Cassie? Ist das etwas, von dem ihr Freaks alle wisst, ihr kranken...« Er brach ab; er zitterte. Wahrscheinlich war das Zittern eine Mischung aus Furcht und Abscheu.
    Hatte sie es gewusst? Hatte sie gewusst, was sie am Ende tun würde?
    Vielleicht...
    Vielleicht hatte sie es gewollt.
    Warum war sie sonst so mörderisch versessen darauf gewesen, das Messer zu finden, darauf, alles genauso zu machen, wie Estelle es befohlen hatte? Cassie grub die Finger in ihr Haar und stieß ein leises Stöhnen aus, das ihr als ein Knurren über die Lippen kam. Ihr Kopf fühlte sich immer noch bleiern an und doch schien er irgendwie überhaupt nicht zu ihr zu
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