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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht
Autoren: Gabriella Poole
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sich nicht stärker von der Stimmung beim letzten Mal unterscheiden können, als sie hier gesessen hatte, nervös und allein. Diesmal stand Cassie aufrecht da, entspannt, aber entschlossen. Sie fühlte sich wohl in der prächtigen Eleganz des Raums und die Reihe der Ältesten an dem langen Tisch schüchterte sie nicht mehr ein. Sie wirkten jetzt kleiner.
    Während sie ihren Blick über die Reihe der Gesichter schweifen ließ, sah sie jedem einzeln in die Augen. Einige der Anwesenden, selbst die vertrautesten, rutschten unsicher auf ihren Stühlen hin und her. Eine solche Sitzung hatte es noch nie vorher gegeben, hatte Sir Alric ihr erzählt. Es dürfte interessant werden ...
    »Sie können die Sitzung nicht eröffnen, solange Brigitte und Vaughan noch nicht eingetroffen sind«, wandte die Senatorin ein und klopfte mit einem eleganten Füllfederhalter auf ihren ledernen Organizer.
    »Brigitte Svensson und Andrew Vaughan werden an dieser Ratssitzung nicht teilnehmen.« Sir Alric ignorierte das kollektive Aufkeuchen, das diese Ankündigung zur Folge hatte. »Aus Gründen, die in Kürze klar werden, dürfen wir davon ausgehen, dass die beiden sich entschuldigen lassen.«
    »Dann schießen Sie mal los«, meinte ein weltbekannter Hollywood-Schauspieler gedehnt. »Was soll das Ganze?«
    Cassie sah ihn kalt an. Sein berühmtes, teuflisches Grinsen schüchterte sie ganz und gar nicht ein. »Ich bin hier, um Protest gegen Ihre letzte Entscheidung einzulegen.«
    Ein rothaariges Supermodel tauschte Blicke mit ihrem Tischnachbarn. »Das wäre dann die Entscheidung bezüglich des Johnson-Jungen?«
    »Das wäre die Entscheidung bezüglich Jakes, ja.«
    »Darf ich fragen«, murmelte der Schauspieler, »was Sie das angeht? Oder wie Sie überhaupt davon erfahren haben?«
    Cassie atmete ruhig ein und aus, ohne auf seine letzte Frage einzugehen. Sie war fest entschlossen, nicht die Kontrolle zu verlieren und ihm die Augen auszukratzen.
    »Zunächst einmal, er ist mein ...« Sie zögerte kurz. »Er ist ein Freund von mir. Zweitens, er ist unschuldig. Und drittens, was Sie getan haben, war falsch.«
    Während die Anwesenden ihre Worte verdauten, gab es einige gemurmelte Wortwechsel und sogar unwilliges Gelächter von ein oder zwei Personen. Die Senatorin grinste und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
    »Ich denke kaum, dass eine jüngst konvertierte Halbauserwählte die überaus komplexen Probleme dieses Falls einschätzen kann. Sir Alric, ich möchte anmerken, dass die Einberufung dieser Ratssitzung eine Fehlentscheidung war. Die Sitzung sollte sofort beendet werden. Wir sind alle vielbeschäftigte Leute.«
    Halbauserwählte. Was für eine Unverschämtheit!
    Cassie war genauso entrüstet wie Estelle und versteifte sich. Trotzdem hätte sie über Estelles gequälten Tonfall beinahe gelacht. Es wurde Zeit, Klartext zu reden.
    »Tatsächlich sind die Probleme alles andere als komplex. Ich denke, dass selbst eine Politikerin in der Lage sein sollte zu verstehen, was ich zu sagen habe.«
    »Wie bitte?« Die Senatorin lief dunkelrot an.
    Das Supermodel kicherte, ebenso wie Estelle.
    Jetzt hast du’s ihnen aber gegeben, meine Liebe.
    »Wie viele von Ihnen«, fragte Cassie, »haben Jake Johnson in der Sicheren Stätte gesehen?«
    »Es ist nicht notwendig, nach ihm zu sehen, meine Liebe«, erklärte ihr ein Kardinal mit einem schwachen Lächeln. »Er ist dort vollkommen sicher. Die Sichere Stätte ist kein unangenehmer Ort. Ganz und gar nicht.«
    »Also hat sie keine große Ähnlichkeit mit der Lebenden Erde?«
    Das brachte sie zum Schweigen. Die Gesichtsfarbe des Kardinals passte nun zu seiner Soutane.
    »Meine liebe Miss Bell«, hüstelte er. »Die bloße Erwähnung der Lebenden Erde ist eine Ketzerei. Die Benutzung der Lebenden Erde wurde vor Jahrhunderten verboten. Wir wollen nichts mehr darüber hören.«
    »Oh, bis gestern Nacht wurde sie sogar sehr häufig verwendet«, wandte Cassie gelassen ein, »und Sie hätten beinahe Jake Johnson dazu verurteilt.«
    Der Aufruhr war überaus befriedigend.
    »Wie können Sie es wagen ...«
    »Dark, das ist inakzeptabel.«
    »Ich verlange eine Erklärung!«
    »Dann«, murmelte Sir Alric leise, »wird Cassandra Ihnen eine geben.«
    Cassie warf ihm einen dankbaren Blick zu, aber ihre Miene verhärtete sich, während sie die Reihe der Ältesten musterte.
    »Brigitte und Vaughan haben Sie alle zum Narren gehalten«, sagte sie kalt. »Sie haben die Lebende Erde jahrelang mit Gefangenen aus der Sicheren
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