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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht
Autoren: Gabriella Poole
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Augen.«
    »Ich wollte wissen - musste wissen -, was passiert ist.« Seine Augen blitzten auf und nur für eine Sekunde mischte sich Rot in die Bernsteinfarbe. Cassie musterte ihn und nickte nachdenklich. Schluckend ging Ranjit einen Schritt zurück.
    »Ich kann mir gut vorstellen, dass du wissen wolltest, was passiert ist, Ranjit. Natürlich hättest du alles aus erster Hand miterlebt, wenn du bei uns gewesen wärst, um uns zu helfen.« Sie schluckte. Selbst jetzt noch und trotz allem wollte sie ihn auf keinen Fall verletzen. Und doch musste er verletzt werden — er hatte ihr bereits genug wehgetan. Jetzt war er dran.
    »Es tut mir leid.« Sein Gesicht war sehr ernst. »Aber ich hätte nicht anders handeln können.«
    »Jeder hat eine Wahl, Ranjit. Jeder hat einen freien Willen. Wir sind schließlich Menschen.«
    »Das ist Ansichtssache«, lächelte er traurig.
    Cassie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte über seine Schulter hinweg. »Warum bist du hier?«
    »Um dich zu bitten ... vorsichtig zu sein. Bitte, Cassie Ich will nicht, dass dir etwas zustößt.«
    »Dafür ist es wohl ein wenig spät.« Sie schüttelte verbittert den Kopf.
    »Ich rede vom Rat. Von den Ältesten. Du weißt nicht, wozu sie fähig sind, Cassie.«
    »Warte mal, wo habe ich das schon mal gehört?« Sie legte sich einen Finger aufs Kinn. »Ach ja. Genau das, haben sie über mich gesagt.«
    »Ich meine es ernst. Diesmal mussten sie deine Forderungen akzeptieren — sie konnten nicht leugnen, dass das, was Brigitte und Vaughan getan haben, unrecht war -, aber die Ältesten schätzen es nicht, wenn man ihnen in die Quere kommt, Cassie. Bitte, sei vorsichtig. Um deiner Selbst willen.« Er holte tief Luft. »Und um meinetwillen.«
    »Verstehe. Es geht um Selbsterhaltung.«
    Mit einem Seufzen ließ Ranjit sich an der Wand zu Boden sinken und stützte die Arme auf die Knie. Cassie zögerte einen Moment und setzte sich dann neben ihn.
    »Ranjit.« Sie knibbelte einen Hautfetzen an ihrem Finger ab und fragte ganz ruhig: »Warum bist du wirklich hier?«
    Sie wusste, welche Antwort sie sich wünschte - sie wollte hören, dass er im Unrecht gewesen sei, dass er sie niemals hätte allein lassen dürfen. Dass er sie liebte. Sie musste das von ihm hören.
    Ranjit drehte den Kopf, sodass er ihr in die Augen schaute. Durch diese Bewegung war sein Gesicht so nah, seine Lippen... sie konnte ihn riechen. Seine Haut, sein Haar, seine Essenz. Cassie mühte sich, ihre Atmung unter Kontrolle zu halten. Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Jetzt nur nicht keuchen. Unter seinem Blick fühlte sie sich gefährlich verletzlich.
    »Wirklich?«, fragte er. »Ganz ehrlich? Weil ich dich sehen wollte - dich sehen musste. Ich habe dich höllisch vermisst, ich wünschte bei Gott, ich hätte nicht tun müssen, was ich getan habe. Das musst du mir glauben, Cassie. Aber ich hatte keine Wahl. Und ich wollte es dir erklären, damit du mich vielleicht, nur vielleicht, nicht so sehr hasst.« Er zögerte und in seinen Augen stand ein flehender Ausdruck.
    Cassie nickte. »Sprich weiter.«
    Er wandte den Kopf ab und starrte wieder zu Boden. »Und ich muss dir erklären, warum wir nicht länger zusammen sein können.«
    Das tat weh. Und es traf sie so unerwartet, dass es ihr die Sprache verschlug.
    »Verstehe.«
    Er holte tief Luft. »Ich wollte dich zu der Ratssitzung begleiten. Am Abend der Sitzung war ich bereit. In meinem Zimmer. Ich wollte dich gerade abholen. Und...«
    Sie seufzte. Warum erwartete er von ihr, dass sie es ihm leichter machte? »Und?«
    »Und Sir Alric ist zu mir gekommen.«
    »Aha. Also hast du mich im Stich gelassen, weil du ein wichtigeres Treffen hattest.«
    »Du verstehst nicht!«, fuhr er sie an. »Er hat mir gesagt was er an diesem Abend erwartete — bei der Ratssitzung. Er hat mir gesagt, dass er bis aufs Messer würde für dich kämpfen müssen. Nur um dich vor der Sicheren Stätte zu bewahren.«
    »Das hat er tatsächlich gesagt?« Cassie zog eine Augenbraue hoch. »Gemerkt hat man davon nichts.«
    »Ich glaube, er hat die Wahrheit gesagt. Er meinte, er müsse die Ältesten davon überzeugen, dass er dich kontrollieren könne. Dass er dich in der Akademie überwachen, dich zügeln, dich ausbilden könne. Und...« Ranjit holte tief Luft. »Und er sagte, das könne er nicht, wenn ich dich begleiten würde.«
    Cassie knabberte an einem Fingernagel. »Was? Warum?«
    »Weil wir nicht zusammen sein sollten, Cassie.«
    Als sie endlich wieder Luft
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