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Secrets of Love - Teil 1

Secrets of Love - Teil 1

Titel: Secrets of Love - Teil 1
Autoren: Lara Steel
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    I
     
    Daria beobachtete die spätsommerliche Landschaft, die am Beifahrerfenster vorbeiflog und langsam in einer friedlichen, rötlichen Dämmerung versank.
    Es war schon der elfte Besuch bei einem sogenannten Spezialisten gewesen. Von Houston bis nach New York, Seattle bis Los Angeles. Gabriel hatte wahrhaftig weder Kosten noch Mühe gescheut, um ihr zu helfen. Sogar aus Asien hatte er Neurochirurgen einfliegen lassen, um sie zu untersuchen, doch alle waren zu demselben Ergebnis gekommen:
    Was auch immer es für ein Implantat in Darias Gehirn war, das ihr irrer Entführer und Peiniger ihr vor Jahren hatte einsetzen lassen und ihr damit fast die gesamte Erinnerung geraubt hatte, keiner traute sich zu, es zu entfernen.
    Worte wie Aneurysma, irreparable Gehirnschäden, neurologische Störungen schwirrten ihr im Kopf herum, und schürten das niederschmetternde Gefühl der Hoffnungslosigkeit.
    Sie sah hinüber zu Gabriel, den alle Spock nannten. Ein Spitzname, den er seinem rechten Ohr zu verdanken hatte. Ein Stück davon fehlte – warum auch immer -, wodurch sich eine ungewöhnliche Spitze bildete.
    Sein Blick war ernst und angespannt auf die Straße geheftet.
    Was war das nur für ein Mann, der sich ihrer angenommen hatte; der sie umsorgte, wie ein Bruder, sie anblickte, wie ein Geliebter und doch nichts von alldem war?
    Als sie damals nach ihrer Entführung aufgewacht war und ihre Erinnerung wieder einsetzte, war sein Gesicht das erste gewesen, das sie gesehen hatte. Und seitdem kümmerte er sich um sie, weit umfassender, als sie selbst es je fertiggebracht hätte.
    Sie fragte sich, ob es vielleicht sogar ein Segen war, dass sie sich an all die Misshandlungen, die ihr angetan worden waren, nicht mehr erinnern konnte; dass ihr nur eine diffuse Erinnerung an Schmerz und Kälte geblieben war, die sie zwar immer wieder als Panikattacke überfiel, sie ansonsten aber in Frieden ließ.
    Wenn da nicht die Narbe an ihrem Unterbauch gewesen wäre; dieser Kaiserschnitt, der noch aus der Zeit ihrer Gefangenschaft stammte, und damit verbunden diese quälende Frage, ob es womöglich irgendwo ein Kind gab, ihr Kind, das am Leben war, dann würde sie nicht einmal im Traum daran denken, ihre Erinnerung wiederhaben zu wollen. Aber so blieb ihr keine Wahl: sie musste herausfinden, ob ihr Kind lebte.
     
    Vor ihnen tauchte das große aus massiven Baumstämmen gefertigte Portal auf, das die zweispurige Straße überragte und mit der Aufschrift „Welcome to Sioux-City“ die Touristen begrüßte.
    Natürlich war es nicht die Stadt Sioux-City in Iowa. Vielmehr war dieser spezielle Ort ein Ausflugsziel für Touristen, die etwas mehr über die Kultur der Ureinwohner lernen wollten, und denen hier die verschiedensten Dinge vorgeführt wurden.
    „Bist du müde?“
    Daria fuhr kurz zusammen, als sie Gabriels Stimme hörte. Sie betrachtete das strenge, schöne Profil des Mannes, von dem sie nur ahnen konnte, wie viel Schaden an Leib und Seele ihm selbst zugefügt worden war. So umfassend er sich um sie sorgte, verlangte er doch nie etwas.
    Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. Sofort verspannte sich sein muskulöser Körper; so sehr, dass sie wieder von ihm abließ. Nicht einmal diese Berührung konnte er ertragen.
    „Ich bin nur ein bisschen erschöpft“, gab sie zurück.
    „Und hungrig?“, hakte er nach und lächelte sie offen an. Ein Lächeln, mit dem er sparsam umging. In diesem Moment, so gut kannte sie ihn bereits, war es eine Entschuldigung dafür, dass er nicht einmal die Berührung ihrer Hand an seiner ertragen konnte.
    Daria lächelte ebenfalls. „Ja, das auch.“
    „Sollen wir noch kurz zu Jimmy?“
    „Du bist schon so viel gefahren heute. Wir müssen nicht -“
    „Ich sehe dir gern beim Essen zu“, sagte Gabriel und blickte wieder auf die Straße.
     
    Er konnte es kaum ertragen, sie leiden zu sehen. Jeder Besuch bei einem dieser Kurpfuscher zerrte an Darias Kraft und stürzte sie von neuem in diese lähmende Hoffnungslosigkeit. Gabriel war kein Idiot, und vor allem war er selbst Arzt. Zumindest war er das gewesen, bevor er mit seinem Freund Nicolai zur Geheimpolizei gegangen war.
    Nicolai war Darias Mann gewesen, als sie vor Jahren entführt worden war, auch wenn sie sich heute nicht mehr an ihn erinnern konnte; ihn nicht erkannte, wenn sie vor ihm stand. Doch er hatte Jahre um sie getrauert, bis er selbst sein Glück mit einer anderen Frau gefunden hatte.
    Er hatte sich zusammen mit Gabriel für Darias
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