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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus
Autoren: Voosen Jana
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Hemd über seine Schultern. Er niest noch mal. Und noch mal.
    »Gesundheit, Gesundheit.« Ich mache mich an seiner Hose zu schaffen, aber da geht der Niesanfall erst richtig los. Hatschi, hatschi, hatschi. Er niest sechsmal hintereinander und ringt nach Atem.
    »Deine … Hatschi … verdammte Katze!«, flucht er.
    »Dotty kann doch nichts dafür, dass du allergisch bist«, sage ich und wünsche noch mal: »Gesundheit.«
    »Aber du kannst was dafür, indem du sie auf mein Bett lässt.«
    »Du meinst wohl unser Bett«, verbessere ich ihn.
    »Hatschi.«
    »Gesundheit.«
    »Hör endlich auf mit dem Schwachsinn«, herrscht er mich an und richtet sich auf. »Saug hier lieber mal und wechsel das Bettzeug.« Damit verschwindet er, und ich höre ihn im Arzneischrank im Bad nach seinen Antihistaminen wühlen.
    »Ist ja gut«, sage ich und hole den Staubsauger. Während
ich penibel bis in die hinterste Ecke den Boden von Katzenhaaren befreie, fällt mir auf, dass der Ton des Herrn doch sehr zu wünschen übrig gelassen hat.
    »Saug hier mal und wechsel das Bettzeug.«
    »Zu Befehl.« War doch eigentlich ganz lustig, ich weiß gar nicht, warum er soooo schlechte Laune hat. Humorloser Idiot. »Nein, stehe ich nicht drauf«, herrsche ich Sophia an, die natürlich prompt erscheint. Wütend wechsele ich das Bettzeug und stapfe zurück in die Küche, wo Jan mit roten Augen vor einer Tasse Tee sitzt.
    »Danke! Willst du vielleicht auch einen Tee?«, nimmt er mir den Wind aus den Segeln.
    »Ja, gerne.«
    »Tut mir Leid, wenn ich mich im Ton vergriffen habe«, entschuldigt er sich und schenkt mir ein.
    »Ach, schon gut«, sage ich erleichtert und werfe Sophia einen triumphierenden Blick zu. Ich sehe also wirklich nur Gespenster. Habe mir da was einreden lassen von Bernd, dass Jan ein Schwein sei und so. Ist er nicht. Er ist ein sehr netter Kerl. Und es kommt noch besser:
    »Ich habe dir was mitgebracht aus London«, sagt er und schiebt mir eine Schachtel in der Größe einer Doppel-CD hin, die in goldenes Papier eingeschlagen ist.
    »Danke«, sage ich und mache mich ans Auspacken. Aber es ist keine lumpige CD. Sekunden später halte ich eine schwarze Schatulle in der Hand. Ich lasse sie aufklappen und darin liegt eine silberne Kette mit einem tropfenförmigen Diamanten dran. Ich schnappe nach Luft. »Die ist ja wunderschön.«
    »Gefällt sie dir?«
    »Soll das ein Witz sein? Sie ist ein Traum!«
    »Das freut mich.« Ich lege die Kette um meinen Hals und strahle Jan an.

    »Vielen Dank!«
    »Wie sieht’s aus? Ist das Schlafzimmer enthaart?« Ich nicke. »Und du?« Wie bitte? Ach so. Ich nicke noch mal. »Na, dann kann es ja losgehen.« Diese letzte Frage wäre Bernd niemals über die Lippen gekommen, schießt es mir durch den Kopf, als ich Jan folge. Dem ist so was nämlich völlig egal. Aber ich verdränge diesen Gedanken sofort wieder.
     
    Etwas später liegen wir schweigend nebeneinander. Jan hat mittendrin ein paar Mal geniest, aber ansonsten ist alles glatt gegangen. Klingt ja sehr romantisch. Na ja.
    »Hatschi«, niest Jan da schon wieder. Man kann sich aber auch anstellen, denke ich unwillig, wünsche aber brav:
    »Gesundheit.«
    »Jaja, danke«, sagt er, setzt sich auf den Bettrand und beginnt, sich wieder anzuziehen. »Diese Haare von deiner Katze sind wirklich hartnäckig.«
    »Kannst du sie nicht mal Dotty nennen?«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil sie so heißt«, sage ich gereizt.
    »Schön, dann eben Dottys Haare sind hartnäckig.«
    »Ich werde sie nicht mehr ins Schlafzimmer lassen, zufrieden?«, sage ich und schlüpfe ebenfalls wieder in meine Kleider.
    »Sag mal, wie fanden eigentlich Michael und Nick die K..., ich meine Dotty.«
    »Wie meinst du das?«
    »Mochten sie sie?«
    »Natürlich. Sie haben sie geliebt. Jeder liebt doch Katzen.«
    »Hmmm«, macht er unbestimmt und zieht den letzten Socken über.

    »Du nicht, was?«, frage ich.
    »Nur Arschlöcher lieben keine Katzen«, säuselt Sophia.
    »Du weißt doch, dass ich allergisch bin«, sagt er genervt.
    »Und worauf willst du hinaus?«, frage ich ärgerlich. Er dreht sich zu mir um und zieht mich zurück ins Bett, küsst mich auf den Mund und sagt:
    »He, kleine Kratzbürste, was ist denn heute los mit dir?«
    »Gar nichts«, erwidere ich, und er küsst mich weiter, so lange, bis meine finstere Miene verfliegt. Er hat Recht, ich bin eine ganz schöne Zicke heute.
    »Na also, du kannst ja doch noch lächeln«, sagt er zufrieden, »das ist schon viel besser so.
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