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Der fantastische Finn

Der fantastische Finn

Titel: Der fantastische Finn
Autoren: Noah Berg
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    Benjamin langweilt sich entsetzlich.
    Eine Doppelstunde Geschichte im Grundkurs von Herrn Laupenthaler ist alles andere als ein Vergnügen für ihn. Dies hat weniger mit mangelndem Interesse Benjamins an den Geschehnissen in der Vergangenheit zu tun, als vielmehr mit Herrn Laupenthalers Unfähigkeit, wenn es darum geht, seinen Schülern den Unterrichtsstoff auch nur einigermaßen ansprechend und interessant zu vermitteln.
    Seine Mitschülerin Andrea muss nun schon seit geschlagenen 17 Minuten laut einen Text über die französische Revolution, Herrn Laupenthalers offensichtliches Lieblingsthema, herunter lesen und hat dabei, wie es Benjamin scheint, ihre Zuhörer längst verloren.
    Mit dem aufkeimenden Wunsch, es wäre doch nur schon soweit, wird Benjamin einmal mehr bewusst, dass er schon im nächsten Jahr sein Abitur machen wird und Herrn Laupenthalers Geschichtsunterricht dann selbst der Vergangenheit angehört.
    Benjamin muss bei diesem Gedanken grinsen und sein Blick wandert interessiert zu Finn hinüber, den Neuen in der Stufe.
    Finn Jonasson ist mit seinen Eltern gerade erst in die Stadt gezogen, soweit Benjamin weiß, und mit Beginn des neuen Schuljahres ist Finn auch in sein Leben getreten.
    Er belegt dieselben Kurse wie Benjamin, was dieser für einen absoluten Glücksfall hält.
    Finn hat Benjamin von der ersten Minute an fasziniert.
    Abgesehen von seinem blonden Wuschelkopf, den strahlend blauen Augen und seiner sportlichen Figur findet Benjamin, das Finns Lächeln selbst Eis schmelzen lassen würde.
    Ja, er hat sich verliebt. So heftig, wie noch nie zuvor in seinem Leben.
    Finn bestimmt seit seinem ersten Tag an der Schule Benjamins Gedanken und lässt sein Herz schneller schlagen.
    Die anderen Mitschüler scheinen kein besonderes Interesse an Finn zu haben, was Benjamin etwas verwundert. Auf der anderen Seite ist er froh darüber, da er so offensichtlich nicht in Konkurrenz zu seinen Mitschülerinnen treten muss.
    Ihm ist noch nicht ganz klar, ob Finn auf Mädchen oder auf Jungs steht.
    Er beobachtet Finn noch eine zeitlang, und genießt dieses herrliche Gefühl von Leichtigkeit, dass sich dabei jedes Mal einstellt.
    Er könnte ewig so weiter machen, doch die Pausenglocke schreckt ihn schließlich unbarmherzig aus seinen Gedanken.
    „Geschichte ist für diese Woche überstanden“, stöhnt er noch leise vor sich hin, bevor er beginnt, seine Sachen zusammen zu packen.
     
     
    *
     
     
    „Herr Laupenthaler gibt sich wirklich alle nur erdenkliche Mühe und was machst Du?
    Träumst mit offenen Augen vor Dich hin.“
    Finn hat sich neben Benjamin auf die niedrige Mauer gesetzt, die den Schulhof begrenzt.
    Überrascht dreht sich Benjamin ihm zu.
    Dieses leicht freche Grinsen, das makellose Zähne entblößt, lässt fast augenblicklich seine Knie weich werden und er ist froh, dass er sitzt.
    Jetzt nur eine passende Antwort finden.
    „Ich habe Andreas Vorlesungen interessiert zugehört. Woher willst Du wissen, dass ich geträumt habe?“, scherzt er, in der Hoffnung, dass sein Gegenüber seine Unsicherheit nicht bemerkt.
    Finn schaut Benjamin nun fest an und sagt dann ernst:
    „Ich hab’s in Deinen Augen gesehen.“
    Benjamin schluckt schwer und kann für diesen Moment nicht mehr als ein „Aha“ erwidern.
    Dann grinst Finn plötzlich wieder und hakt nach: „Wovon hast Du denn geträumt?“
    Von Dir, nur von Dir!, würde Benjamin am liebsten laut ausrufen und antwortet stattdessen:
    „Das geht Dich gar nichts an.“
    Noch im selben Moment würde er sich für seinen Tonfall der viel ernster und aggressiver ausgefallen ist, als beabsichtigt, am liebsten auf die Zunge beißen.
    Finn, der ihn überraschenderweise immer noch angrinst, hebt abwehrend die Hände und sagt: „Hey, alles cool Mann.“
    Er sieht Benjamin nachdenklich an, steht dann auf und geht langsam in Richtung Schulgebäude zurück.
    Im Stillen dankt Benjamin Gott, an den er eigentlich nicht glaubt, dafür, dass sich Finn auf seinem Weg noch einmal zu ihm umdreht und ihm ein breites Grinsen schenkt.
    „Idiot“, schimpft sich Benjamin und fragt sich gleichzeitig, wie viel von Finns zur Schau gestellter Coolness nur Schein ist, und wie viel davon ihn wirklich ausmacht.
     
     
    *
     
     
    „Morgen, Benni.“
    „Morgen, Ma.“
    Seine Mutter betritt die Küche, als Benjamin an seinem Platz sitzt und gerade mit dem Frühstück
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