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Der fantastische Finn

Der fantastische Finn

Titel: Der fantastische Finn
Autoren: Noah Berg
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fertig ist.
    Sie schaut ihn kurz an, schaut wieder weg und dreht sich dann erneut zu ihm um.
    Sie kommt näher, blickt ihrem Sohn direkt ins Gesicht und stellt dann lächelnd fest: „Du bist verliebt!“
    Sie dreht sich wieder weg und beginnt mit der Kaffeekanne zu hantieren.
„Gott Ma, bitte“, stöhnt Benjamin laut auf.
    Als seine Eltern sich vor vier Jahren scheiden ließen, hat sich Benjamin dafür entschieden, bei seiner Mutter zu leben.
    Sein Vater hatte ihm damals angeboten, er könne auch zu ihm und seiner neuen Lebensgefährtin ziehen, aber Benjamin konnte sich des Gefühls nicht erwehren, sein Vater habe ihm dieses Angebot nur aus einem schlechten Gewissen heraus gemacht und weil man das von ihm als Vater nun mal so erwartete.
    Seine Entscheidung, bei seiner Mutter zu bleiben, hat Benjamin nie bereut und die gerichtlich angesetzten vierzehntätigen Vater-Sohn-Wochenenden sind im Laufe der Jahre immer seltener geworden.
    Obwohl das Verhältnis zu seiner Mutter gut ist, ist es ihm unangenehm mit ihr über solche Dinge zu reden.
    „Was denn? Ich sag’ doch gar nichts.“
    „Na, dann ist ja gut.“
    Eine zeitlang bereitet seine Mutter noch ihr Frühstück zu, dann platzt es aus ihr heraus:
    „Wer ist der Glückliche? Kenne ich ihn?“
    Benjamin verdreht genervt die Augen, atmet einmal tief ein, steht dann auf, tritt hinter seine Mutter, legt ihr die Hände auf die Schultern und sagt: „ Ich lasse es Dich wissen, wenn es soweit ist.“
    „Wenn es soweit ist? Was meinst Du damit?“
    „Ma“, stöhnt Benjamin erneut auf.
    „Schon gut, schon gut. Ich wünsche Dir einen schönen Tag, Benni“, gibt seine Mutter nach, während sie am Tisch Platz nimmt.
    Benjamin geht hinauf zu seinem Zimmer um seine Schultasche zu holen, als er von unten seine Mutter noch rufen hört: „Das erklärt Dein Verhalten in letzter Zeit. Ich habe schon angefangen mir Sorgen zu machen. Du schienst mit Deinen Gedanken gar nicht mehr richtig hier zu sein. Wie auch immer, ich wünsche Dir dabei viel Erfolg! Ich hoffe, er ist gut für Dich, hast Du gehört, Benni?“
     
     
    *
     
     
    Später an diesem Tag steht im Deutschunterricht Gruppenarbeit auf dem Plan.
    Benjamin überlegt kurz mit wem er gerne zusammen arbeiten würde, als sich plötzlich Finn auf den freien Stuhl neben ihm setzt.
    „Alter, das machen wir doch zusammen, oder?“, stellt Finn mehr fest, als dass er Benjamin fragt. Zumindest erscheint es diesem so.
    Benjamin ist überrascht und hält sich in diesem Moment für den Glückspilz der Klasse.
    Finns offensichtliches Interesse an ihm schmeichelt ihm sehr.
    Gleichzeitig will er nicht, dass Finn bemerkt, was dieser in ihm auslöst und übt sich in scheinbarer Gelassenheit: „ Klar, warum nicht?“
    Als Finn seinen Kram ausgepackt und sortiert hat, rückt er mit seinem Stuhl näher an Benjamin heran, wobei sein Knie leicht Benjamins Knie berührt. Dieser erstarrt augenblicklich und spürt ein aufregendes Prickeln, dass unmittelbar von seinem ganzen Körper Besitz zu nehmen scheint.
    Er beschließt, sein Knie in der nächsten Zeit nicht mehr von der Stelle zu bewegen.
    Zu sehr genießt er diese, wie zufällig erscheinende, unschuldige Berührung Finns.
    Die nächsten drei Unterrichtsstunden vergehen wie im Flug.
    Benjamin hat am Ende des Deutschunterrichts nur vage Erinnerungen an das, was er und Finn gemeinsam erarbeitet haben.
    Sie haben viel geredet, ja sogar diskutiert und aufgeschrieben, das weiß er noch.
    Und er weiß genau, wie sehr Finns direkte, körperliche Nähe ihn erregt und welch unglaubliches Gefühl sie in ihm ausgelöst hat.
    Er befindet sich in einer Art Schwebezustand und wie durch Watte hört er Finn, der einen Blick auf seine Uhr wirft, vorschlagen: „Am besten treffen wir uns heute Nachmittag noch einmal, um alles fertig zu stellen. Morgen müssen es ja schon abgeben.“
    Während Benjamin sich noch fragt, ob Finn ihm tatsächlich gerade vorgeschlagen hat, sich heute noch einmal außerhalb der Schule zu treffen, sieht er, wie Finn einen  Zettel hervorkramt, zu einem Stift greift und etwas aufschreibt.
    Schließlich faltet er den Zettel zusammen und als er ihn dem kurz sprachlosen Benjamin in die Hand drückt, hat dieser das Gefühl, als berühre Finn seine Hand etwas länger, als es  nötig gewesen wäre.
    „Meine Adresse und Telefonnummer.“
    Benjamin klappt den Zettel auf und weiß in diesem Moment, dass er dieses Stück Papier wie seinen Augapfel hüten wird.
    „So gegen
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