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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus
Autoren: Voosen Jana
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person still in love with you«, summe ich vergnügt, während ich nach dem Telefon angele.
    »JACKIE ruft an«, teilt mich das Display mit. Klopfenden Herzens nehme ich ab. Ich habe nämlich plötzlich eine scheußliche Angst davor, dass sie Bernd vielleicht doch rumgekriegt haben könnte. Auch wenn er gesagt hat, dass er das niemals tun würde. Ich kenne doch meine Schwester. Die weibliche Raffinesse hat sie von ihrer Mutter geerbt, die ja im zarten Alter von achtzehn meiner nun wirklich nicht unattraktiven Mutter den Mann ausgespannt hat. Dann fällt mir aber wieder ein, dass Jackie in wenigen Tagen selber Mami wird und deshalb möglicherweise gerade andere Dinge im Kopf hat.
    »Hallo Schwesterchen«, grüße ich sie daher entspannt und lasse mich in die Kissen zurückfallen.
    »Helen, du glaubst nicht, was passiert ist«, sprudelt es aus ihr heraus.
    »Du hast doch nicht mit Bernd geschlafen?«, frage ich ehrlich erstaunt.
    »Schlimmer«, sagt sie und lacht, »mit Paul.«
    »Wie bitte?« Jetzt bin ich aber doch einigermaßen platt. »Wie konnte das denn passieren? Ich dachte, du willst einen Mann wie Bernd«, kann ich mir nicht verkneifen zu sagen.
    »Das mit Bernd wird wohl nichts werden«, erklärt sie mir. »Er hat ein gebrochenes Herz.«
    »Aha«, mache ich und schlucke schwer.
    »Ja, das hat er mir nach der Hochzeit erzählt. Weißt du, ich wollte dann endlich mal wissen, was Sache ist und habe ihn auf dem Heimweg einfach geküsst.«
    »Was?«, frage ich empörter, als es mir zusteht.
    »Und da hat er mir gesagt, dass ich zwar eine ganz tolle
Frau sei und dass jeder Mann froh sein müsste, mich zu haben«, knirsch, ja, ist ja gut, »aber dass er sich im Moment auf niemanden einlassen kann.«
    »Weißt du, was passiert ist? Ich meine, mit der anderen Frau?«
    »Ich glaub, die hat ihm ganz schön übel mitgespielt. Muss ganz schön dämlich sein, die Tussi, findest du nicht?«
    »Wieso?«
    »Na ja, so einen Typ wie Bernd, den verarscht man doch nicht. Den krallt man sich und lässt ihn nie wieder los.«
    »Hmm«, mache ich nachdenklich, aber dann fällt mir der eigentliche Grund von Jackies Anruf wieder ein.
    »So, und was war nun mit Paul?«
    »Er ist gestern vorbeigekommen und wir hatten das Rendezvous unseres Lebens«, erzählt Jackie begeistert. »Er hat mich einfach ins Auto gepackt und ist mit mir an die Ostsee gefahren. Das war so eine kleine, versteckte Bucht, ich wusste gar nicht, dass es so was überhaupt gibt. Jedenfalls war es dort menschenleer, und dann hat er ein richtiges Feuer gemacht und wir haben Marshmallows auf Stöcke gespießt und gegrillt. Und wir haben die ganze Nacht aufs Meer hinausgeschaut und geredet. Tja, und dann ist es passiert.«
    »Was? Der fährt mit dir an einen einsamen Strand? So kurz vor der Geburt?«, frage ich empört.
    »So einsam war es nun auch wieder nicht. Eigentlich war ein Krankenhaus direkt um die Ecke, da hat er mich extra noch drauf aufmerksam gemacht.«
    »Gott sei Dank«, atme ich erleichtert auf.
    »Hast du mir überhaupt zugehört?«, kommt es schmollend vom anderen Ende der Leitung. »Ich habe mit meinem Mann geschlafen.«
    »Gibt’s doch nicht«, sage ich ironisch, aber je länger ich
drüber nachdenke, desto erstaunlicher ist die ganze Geschichte tatsächlich. Allein, dass Paul am Strand ein Feuer entfacht, was mit Sicherheit verboten ist, klingt so gar nicht nach ihm.
    »Ich weiß«, bestätigt Jackie. »Weißt du, plötzlich habe ich mich gefühlt wie ein Blumenkind aus den Siebzigern. Es war herrlich.«
    »Das freut mich wirklich«, sage ich aus tiefstem Herzen, »ziehst du denn jetzt wieder bei ihm ein?« Und bei Bernd aus?
    »Ach, ich weiß auch nicht«, seufzt sie plötzlich dramatisch, »alles ist so kompliziert. Weißt du, unsere ganze Ehe lief wirklich nicht besonders gut. Nur weil wir einen schönen Abend hatten, heißt das doch nicht, dass plötzlich alles in Ordnung ist.«
    »Hm, verstehe.«
    »Aber ich denke auf jeden Fall darüber nach«, versichert sie.
    »Mach das! Und was macht das Baby?«
    »Alles bestens. Nächste Woche ist der Termin. Paul freut sich schon wie ein Irrer. Du wirst es nicht glauben, er hat sogar nen Wickelkurs gemacht.«
    »Ist doch nicht möglich.« Mein Schwager scheint sich ja echt was vorgenommen zu haben. Ich verabschiede mich von Jackie und lege auf. Das wäre ja was, wenn die beiden doch wieder zusammenkämen. Alle Achtung, Paul legt sich wirklich ins Zeug, das muss man ihm lassen.
    »Du bist richtig
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